Skomer
Nach der Abreise ihres Bruders verschlägt es Tina für kurze Zeit auf eine walisische Reservat-Insel, die bis auf die Familie des Inselwächters unbewohnt ist. Tagsüber umsorgte sie Tagestouristen, abends konnte sie mit den Bauarbeitern bei Quzifragen um die Wette raten und kam dadurch mal wieder in den Genuss von Eletrizität. Auch sonst gestaltete sich das Leben dort recht rustikal.
Eine Insel im Wasser
Als Robert wieder in Berlin war, wollte ich endlich nochmal richtig fleißig im Trust durchstarten, aber es kam mal wieder anders. Ein Platz auf Skomer wurde frei, da Pips Freundin mit Malaria aus Afrika zurückkam und nicht mitkonnte. Somit hatte ich die Möglichkeit, eine Woche auf der Insel im Südwesten von Wales zu verbringen, die ein Naturreservat von internationaler Bedeutung ist.
Wir bekamen die Überfahrt und die Unterkunft umsonst und haben als Gegenleistung den Tagesbesuchern beim Ein- und Aussteigen am Boot geholfen. Außerdem haben wir die Teleskope aufgestellt, um den Besuchern Robben, Delphine oder Vögel zu zeigen. Da fünf Leute für diese Aufgaben auf der Insel waren, kam es oft noch besser und wir haben "Patroullie" gemacht: Spazierengehen, mit Besuchern unterhalten und aufschreiben, welche Tiere man gesehen hat.
Am Allerbesten wurde es, wenn die Tagesausflügler mit dem letzten Boot davonfuhren. Dann hat man die Insel für sich allein, kann baden, lesen und Sonnenuntergang gucken. Na ja, nicht ganz. Normalerweise sind in diesem Naturreservat ein paar Helfer und die beiden Inselwächter mit ihrem kleinen Baby allein und genießen die Ruhe ohne Elektrizität und Stress. Allerdings finden an den ehemaligen Farmgebäuden gerade Umbauarbeiten statt.
Dafür war eine Mannschaft von Bauarbeitern inklusive drei riesigen Generatoren, Wohncontainern, Koch, Waschmaschine und weiteren Notwendigkeiten per Hubschrauber angereist. Mit den Jungs hatten wir an sich großen Spaß und sie haben mit ihren Generatoren hinter unseren Unterkünften erfolgreich dafür gesorgt, dass wir früh aus dem Bett kamen. Wir haben auch eine Quiznacht, Helfer gegen Wächter gegen Bauarbeiter veranstaltet. Warum wir verloren, und die Bauleute gewonnen haben, ist noch nicht ganz geklärt. Jedenfalls haben wir durch das Quiz sozusagen geschummelt und einen Abend bei richtigem Licht und Musik verbracht.
Logbuch
Die Verpflegung war auch so eine Sache für sich, denn wir mussten in einer Überfahrt Sachen und Essen für eine Woche herüberbringen und die Klippen hoch schleppen. Gut, dass Henry (ein sehr reservierter Engländer, der so ein eingefleischter Insel-Mensch ist, dass er kaum ein Wort geredet hat) sich die Mühe gemacht hat, Gin und Tonic mitzubringen. Nachdem wir in der Quiznacht die Flasche auch leer bekommen hatten, litt er leider für den Rest der Zeit an Magenbeschwerden und musste im Bett bleiben.
Meistens sind wir abends zum Wächterhaus gelaufen, um Logbuch zu schreiben. Dann wurden seltene Tiere aufgerufen, die es auf der Insel gibt und wer was gesehen hatte, wann, wo und wieviele. Da war ich erstmal etwas planlos. Kegelrobben, Delphine und Schweinswale waren relativ einfach. An Vögeln konnte ich nach einigen Spaziergängen mit den Ornithologen Alpenkrähen, Steinschmätzer, Steinkäuze, Schleiereulen, Wanderfalken, Basstölpel, Eissturmvögel, Krähenscharben, einige Pieper und die verschiedenen Möven finden und erkennen.
Für Papageientaucher und Lummen war es leider schon zu spät, die überwintern auf dem offenen Meer. Jedenfalls kam ich mit meinen Kenntnissen gut durch, nur habe ich mich nicht besonders auf die vielen kleinen braunen Vögel konzentriert, die alle gleich aussehen. Dafür hatten wir ja Henry und Pip.
Manx Shearwater
Wenn wir zurück zu unserem Häusle liefen, waren die Wege voll mit Schwarzschnabel-Sturmtauchern. Wohl meine Lieblingsvögel auf der Insel. Sie haben den ganzen Ort mit ihren Bruthöhlen untergraben, so dass niemand die Wege verlassen darf. Tagsüber sind sie aber auf dem Meer unterwegs. Erst wenn es dunkel ist, kommen sie auf die Insel, um zu schlafen oder ihre Jungen zu füttern. Da sie so sehr ans Wasser angepasst sind, können sie kaum laufen und fallen vorne über. Deswegen schnappen sich die Möven jeden Sturmtaucher, der tagsüber unterwegs ist. Sie machen ohnehin jede Menge Krach, wenn sie angeflogen kommen und ab und zu gibt es ein paar Kamikaze-Flieger die gegen die Gebäude scheppern.
Insgesamt war das eine wunderbar entspannte Woche auf der schönsten Insel, die es bis jetzt für mich gibt. Zum Abschluss wurde das Wetter nochmal stürmisch, so dass unser Boot erst einige Stunden später als geplant die Überfahrt antreten konnte.