Schottland im Regen
Tinas Arbeit im Tropenhaus war zwar dank ihres netten Bosses recht kurzweilig, aber auch mit einer recht schwierigen Form der Nahrungszufuhr verbunden. Auch der Kurztrip gen Schottland mit Robert bot einige Überraschungen, jedoch eher nasser Natur.
Tropics
Robert kam zum zweiten Mal nach Slimbridge, als ich meine letzten Tage im Tropical House gearbeitet habe. Kevin, ein irgendwie sehr deutscher Engländer, war für die Zeit mein Boss und ein unterhaltsamer Gesprächspartner. Dadurch kam mir mein siebenstündiger Arbeitstag auch angenehm kurz vor. Es kostete mich zwar einige Konzentration, jeden Handschuh, jedes Becherchen und was nicht noch alles, nach dem Gebrauch exakt an den dafür vorgesehen Ort zurück zu bringen aber das Ganze ist am Ende ja auch sinnvoll.
So waren wir sehr effektiv mit dem täglichen Programm: Pflanzen wässern, Klima überprüfen, Vögel und Karpfen füttern, durch die Gegend gärtnern. Ich kam mit dem tropischen Klima erstaunlich gut klar, nur mochte ich die Kakerlaken und beißenden Ameisen nicht und habe mich geweigert, für das Lebendfutter den Heuschrecken den Kopf zu zerdrücken, damit sie nicht weghüpfen. Meine Methode war das kurze Gefrieren der Tiere.
Scotland
Robert kam passend zu seinem Geburtstag, aus diesem Anlass haben wir noch eine kleine Picknick-Tour nach Portishead gemacht. Abends war ein wunderbares italienisches Drei-Gänge-Menu im Hostel vorbereitet worden. Anlass dafür war allerdings nicht Roberts Besuch, sondern ein trauriges Ereignis, denn es war Phoebes letzter Tag. Wir saßen lange draußen auf dem Parkplatz vor dem Hostel.
Fast die ganze Zeit schien, wie überhaupt während meines England-Aufenthaltes, die Sonne. Bis ich mit Robert nach Schottland gereist bin. Am ersten Tag war es nur bewölkt. Und unbegründeter Optimismus sowie völlige Selbstüberschätzung führten zu dem Beschluss, einen viertägigen Marsch à 30 Kilometer pro Tag zu machen, um von Inverness den Great Glen Way am Loch Ness bis nach Fort William zu wandern. Wir kamen immerhin 20 Kilometer weit. Dann waren wir mit deutschen Pfadfindern in irgendeinem Großraumzelt irgendwo im strömenden Regen gefangen.
Zum Glück war unser erster Tramp-Versuch erfolgreich und wir konnten unser Tagesziel, Drumnadrochit am Loch Ness, doch noch per Auto erreichen. Dort haben wir uns erstmal zwei Tage erholt. Die Sachen sind langsam getrocknet und die Blasen abgeheilt. Und wir haben eine schöne Tour zum Urquhart Castle und Creag nah-lotaire gemacht und sind durch ein Heidemoor hoch über dem Loch Ness gewandert, diesmal ohne 15 Kilogramm Gepäck auf dem Rücken.
Dann ging es weiter mit dem Bus zur Insel Skye. Dort haben wir an der Bucht von Sligachan, umgeben von wolkenverhangenen Bergen, gecampt. Inzwischen handelte es sich beim Wetter nahezu um Dauerregen. Was den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass die Berge voll mit kleinen und großen Wasserfällen waren. Die Zeit haben wir entweder im einzigen Gebäude des Ortes verbracht: Brauerei-Pub-Restaurant. Oder wir waren so lange wandern bis wir durchnässt waren. Wegen der wunderbaren Landschaft war selbst das immer noch schön.
Einmal haben wir auch eine Kammwanderung gestartet, die wir allerdings beim ersten Gipfel nicht nur wegen Regen und Nebel, sondern vor allem wegen aufkommendem Sturm abbrechen mussten.
Research
Zurück in Slimbridge habe ich mir von Robert bei meiner neuen Arbeit in der Forschungsabteilung bei meinen Exceltabellen helfen lassen. Ich habe mich jetzt gut in Todesursachen von Singschwänen eingearbeitet. Außerdem habe ich Bestandsgrößen von Sing- und Zwergschwänen der schottischen Zweigstelle des Trustes verglichen. Die Tiere kommen aus der sibirischen Tundra und überwintern zu Hunderten in Caerlaverock. Ein weiterer guter Grund, wiederzukommen.