Als ich einmal in China – Chinesisch lernte
Es ist im Grunde ganz einfach, meine internationalen Mitstudenten zu erkennen. Sie fahren alle neue Fahrräder, haben sich zum großen Teil in immer währenden Schlussverkäufen neue Turnschuhe oder andere Kleidung gekauft, hängen sich neue Handys um den Hals (hier ist es Mode, das Handy wie ein Schmuckstück vor der Brust zu tragen) und holen ihre neuen wirklich tollen und hier so billigen Schreibblöcke aus den Taschen. So ein Mist, ich passe voll in das Muster – ausgenommen dem Handy.
Es ist im Grunde ganz einfach, meine internationalen Mitstudenten zu erkennen. Sie fahren alle neue Fahrräder, haben sich zum großen Teil in immer währenden Schlussverkäufen neue Turnschuhe oder andere Kleidung gekauft, hängen sich neue Handys um den Hals (hier ist es Mode, das Handy wie ein Schmuckstück vor der Brust zu tragen) und holen ihre neuen wirklich tollen und hier so billigen Schreibblöcke aus den Taschen. So ein Mist, ich passe voll in das Muster – ausgenommen dem Handy.
Da ich so gut wie nichts verstehe, habe ich „nur“ einen Sprachkurs belegt. Meine Chinesisch-Kenntnisse reichen gerade einmal zum Handeln um die Preise – es ist wirklich unentbehrlich die Zahlen zu können – und für eine simple Frage nach dem Weg. Leider verstehe ich die Antwort fast nie. Aber die Richtung zu wissen, ist ja auch schon nicht schlecht.
Manchmal merke ich auch, wenn ich nach meiner Herkunft oder der Uni gefragt werde und kann darauf auch antworten. Zwar fast nur in Einwortsätzen. Aber ich werde immerhin verstanden. Mir haben ja viele erzählt, dass es fast unmöglich sei, sich in China Englisch zu verständigen. Ich hätte aber nicht gedacht, dass es wirklich so schwierig ist. Viele Chinesen sprechen - wenn überhaupt - nur sehr schlecht Englisch.
Meine Sprachkurse habe ich jeden Tag von 8.30 Uhr bis 11.50 Uhr und montags und donnerstags kommt am Nachmittag noch ein Schreibkurs dazu. Die Vormittagsstunden unterteilen sich in Konversationskurse, dem Hören/Verstehen und dem Lesen. Leider kann einer der Lehrer nicht richtig Englisch. Dadurch bekommen wir meist nicht mit, was er eigentlich will. Wenn wir ihn dann auch noch fragen, was das eine oder andere Wort bedeuten mag, kann er es in den meisten Fällen nicht übersetzen. Er versucht uns dann vorzuspielen, was es heißt. Ob wir die richtige Bedeutung dann auch herausfinden, wissen wir nicht genau. Es ist aber auf jeden Fall sehr spaßig und manchmal auch etwas zum Verzweifeln.
„Ich verstehe nur Chinesisch“ kann ich also auf einmal auch im wahren oder doppelten Sinne gebrauchen. Eine andere Lehrerin ist das genaue Gegenteil von diesem Lehrer. Sie spricht eigentlich nur Englisch – was ich auch nicht gut finde. Die dritte erzählt immer alles zweimal – erst auf Chinesisch, dann auf Englisch. Das finde ich toll. Langsam weiß ich schon, was sie will, bevor sie übersetzt. Das finde ich für ein paar Tage Kurs einen ungeheuren Fortschritt.
Die Klassenräume der internationalen Studenten sind relativ gut ausgestattet und verfügen sogar über eine Klimaanlage. Das ist in Anbetracht der andauernden Kälte auch gut so; nur finde ich diese Ungleichbehandlung gegenüber unseren chinesischen Mitstudenten mehr als fragwürdig. Sie wohnen nicht wie die ausländischen Studenten im Ausländerwohnheim zu zweit, sondern in viel kleineren Zimmern ohne Möglichkeit der Beheizung zu viert. Es ist mir nun schon oft passiert, dass ich irgendwie bevorzugt behandelt werde. Das finde ich ganz schön peinlich.
Worauf ich wirklich nicht eingestellt war, sind diese vielen Déjà-vu-Erlebnisse zu meiner Schulzeit. Die Tischanordnung ist genau die gleiche, der Unterricht beginnt auf die Minute, die zu spät kommenden drücken sich mit einer fadenscheinigen Entschuldigung peinlich berührt auf ihren Platz, die Anwesenheit wird genau kontrolliert, sogar die Tische und Stühle sind immer noch zu klein. Diesen Frontalunterricht in Klassenform hatte ich nicht erwartet. Jetzt verstehe ich auch, warum die nach Deutschland kommenden chinesischen Studenten mit unserem Unisystem so ihre Probleme haben. Schon alleine die Tatsache, sich die Kurse selbst auswählen zu können oder keiner Anwesenheitspflicht nachkommen zu müssen, ist für sie wahrscheinlich gar nicht nachvollziehbar.