Als ich einmal in China - bibberte
Für alle die es noch nicht wissen: Ich gehöre ja eher zu den Warmduschern. Und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinne. Das Thermometer steigt in unserer Wohnung nur bei intensivem Gebrauch der Klimaanlage über die Schmerzgrenze. In Anbetracht dieser andauernden Kälte, erfreue ich mich jeden Morgen an einer ausgiebigeren warmen Dusche.
Für alle die es noch nicht wissen: Ich gehöre ja eher zu den Warmduschern. Und das nicht nur im sprichwörtlichen Sinne. Das Thermometer steigt in unserer Wohnung nur bei intensivem Gebrauch der Klimaanlage über die Schmerzgrenze. In Anbetracht dieser andauernden Kälte, erfreue ich mich jeden Morgen an einer ausgiebigeren warmen Dusche.
Leider ist der Wasserdruck nicht gerade üppig. Aber es kommt warmes Wasser – das ist ja schon viel wert. Wenn ich dann wegen der etwas zu hohen Luftfeuchtigkeit kaum noch etwas sehen kann und meine, dass das Bad jetzt ein wenig erwärmt sein wird, klettere ich in meine leicht klamme Kleidung und freue mich über meine eigene Abwärme.
Ich bin das erste Mal richtig erschrocken, als ich gesehen habe, wie ich dampfe. Das ist wirklich mal ein Erlebnis, ein paar Minuten qualmend durch die Wohnung zu laufen. Natürlich wäre es auch eine Möglichkeit, kalt zu duschen und Eigenwärme zu produzieren. Das soll ja auch für das Immunsystem gut sein. Aber da ist auch meine Oma schon an mir verzweifelt. Das bringe ich einfach nicht fertig. Ich laufe lieber dampfend – chronisch schnüpfelnd – durch die Gegend.
Ich warte sehnlich auf besseres Wetter. Die Tage hier sind regnerisch, trübe und kalt. Das ist hier wohl immer so im März. Wenn es einmal anfängt zu regnen, regnet es gleich mehrere Tage fast ununterbrochen. Alle Mofa- und Radfahrer tragen dann große Regenkaps, die vorne so lang sind, dass sie sogar über einen vorderen Fahrradkorb passen. Das finde ich ebenso lustig wie praktisch.
Die Menschen hier sind viel besser auf dieses Wetter eingestellt. Als ich allerdings vor dem Regal mit mindestens zwanzig Sorten Regenschirmen und zehn Fächern Regencapes stand, nichts von dem verstand, was auf den Verpackungen steht und es mir auch nicht erlaubt war, diese zu öffnen, fühlte ich wieder diese Verzweiflung. Ich meine genau diese Verzweiflung, die ich verspüre, wenn ich eigentlich nur schnell mal Sojasauce kaufen will und in einem Supermarkt dann vor zwei riesigen Regalen mit vermeintlich unterschiedlichsten Saucen stehe.
Oder jene Verzweiflung, die mich überkommt, wenn ich vor einer riesigen Auswahl Teigtaschen (jiaozi oder baozi) mit unterschiedlichsten Füllungen stehe und mir auf Chinesisch erklärt wird, welche zu scharf oder mit dieser Erdnusscreme gefüllt sind, die ich gar nicht mag. Da laufe ich dann etwas verzagt von einer Ecke zur anderen, begutachte das eine oder andere und entscheide mich letztendlich doch meistens für die billigste Version. Aber auch nur, damit ich mich dann nicht zu sehr über einen Fehlkauf ärgern muss.
Nun, bei einem Regenschirm kann eine ja nicht all zu viel falsch machen, aber bei den Regencapes habe ich mich dann für den entschieden, der auf der Verpackung keine Frau auf dem Bild darbietet. Der wäre bestimmt zu klein.
Als ich dann eines Morgens in die Uni fahren wollte und es wieder einmal regnete, schwang ich mich also mit meinem neuen tollen Regencape auf mein schönes neues Fahrrad. Ich sehe zugegeben etwas gewöhnungsbedürftig aus. Aber da hier alle so aussehen, stört das ja niemanden außer mir. Als ich dann aber losfahren wollte, war von meiner linken Pedale nur noch eine kleine dünne Stange übrig. Da ich nun langsam weiß, wo sich günstige kleine Fahrradläden mit netten grinsenden Herren befinden, habe ich mir dann in der Mittagspause ein neues Pedal besorgt. Ich bin wirklich gespannt, was als nächstes fehlt. Ich habe mir angewöhnt, mich jeden Morgen zu freuen, wenn mein Rad noch vollständig dasteht. Solche Glücksmomente sind doch was Tolles. Ich hätte mal vorher - nachher - Bilder machen sollen. Vor allem, weil die Räder hier auch so schnell rosten. Bei dem Wetter werde ich mein Fahrrad in einem halben Jahr nicht mehr als „fast neu“ anpreisen können.