Alles hat einmal ein Ende
Der letzte Monat meines Freiwilligendienstes in Estland verging, genauso wie die elf Monate zuvor, wie im Fluge.
Im August waren in Estland immer noch Sommerferien. Diese gehen hier landesweit drei Monate und die Schule startet immer zum ersten Montag im September. Aber an Schule war für die Kinder des Peeteli Sozialzentrums noch lange nicht zu denken! Für zehn Jungen und zwei Mädchen, im Alter von acht bis vierzehn Jahre, ging es erst einmal auf die wunderschöne estnische Insel Saaremaa ins 10- tägige Feriencamp. Für mich hieß es ebenfalls Sachen packen und mit ins Feriencamp! Die Kinder, die an diesem Camp teilnehmen kannte ich teilweise gar nicht, da sie nicht in das Tageszentrum gekommen beziehungsweise nicht regelmäßig bei den Ausflügen teilgenommen haben. Dennoch werden sie/ ihre Familien vom Peeteli Sozialzentrum unterstützt. Auch in diesem Camp war kein richtiges Sommergefühl da. Immer wieder waren dicke Wolken am Himmel und es wurde ein wenig nass. Man kann sagen, dass es in Estland so richtig gutes Sommerwetter in den ersten Juniwochen und in den letzten Juliwochen gab. Dazwischen hat sich die Sonne nur selten blicken lassen. Aber das Wetter konnte die gute Laune der Kinder nicht in den Keller ziehen. Wir haben eine Menge Kartenspiele gespielt und die Kinder haben nie die Geduld verloren. Jeden Tag waren zwei Kinder für den Tischdienst eingeteilt. Dies bedeutete, dass sie (eigentlich) selbstständig den Tisch decken bzw. abräumen und an alles denken sollen, was bei dieser Mahlzeit benötigt wird. Dies ging ein wenig schleppend voran, da die Jungs (trotz Liste) immer wieder vergessen haben, wer am jeweiligen Tag Tischdienst hat und die Hälfte vergessen wurde einzudecken. Wenn es z.B. hieß, dass noch eine Tasse und ein Teller fehlen, wurde nur eines von beiden mitgebracht. Dies war aber kein großes Problem, die Jungs mussten dann eben noch einmal zur Küche rennen und erst wenn alles auf dem Tisch stand wurde mit dem Essen angefangen. Auch haben wir mit den Kindern gemeinsam gekocht. Selbstgemachte Pizza und Hamburger durften nicht fehlen und die Kinder haben mit viel Spaß beim Gemüse schnippeln und Fleisch braten geholfen. Vor dem schlafen gehen gab es dann entweder ein kleines Kino oder die Möglichkeit in der Sauna zu entspannen. Auch wenn das Wetter nicht unbedingt das Beste war, haben wir Ausflüge gemacht. Wir waren wieder einmal in einer typisch estnischen Sumpflandschaft mit ausgebauten Wegen spazieren und haben verschiedene Museen besichtigt (Naturkundemuseum, Militärmuseum und Windmühlenpark). Die Kinder haben auch in den Museen nicht die Geduld verloren, sondern waren eher sehr an den Ausstellungsstücken interessiert und hatten viele Fragen. Wegen des regnerischen Wetters hatten die Kinder alle Hände voll zu tun Schnecken zu sammeln und zu schauen wer die schnellste Schnecke gefunden hat. Die Tage in der Natur vergingen rasend schnell und die Kinder wollten gar nicht mehr zurück in die Stadt. Aber natürlich haben auch die Ferien einmal ein Ende. In der letzten Ferienwoche hat das Tageszentrum des Peeteli Sozialzentrums die Türen wieder geöffnet. Aufgrund der Ferienlager war das Tageszentrum während der Sommerferien geschlossen. In dieser letzten Ferienwoche hieß es für mich nun von allen Abschied nehmen und den Rückweg nach Deutschland einschlagen. Ich habe das Peeteli Sozialzentrum mit allen Kindern und Mitarbeitern nur schweren Herzens verlassen können. Natürlich habe ich mich auch wieder auf mein zu Hause in Deutschland, auf die Familie und meine Freunde gefreut. Oft wurde ich gefragt, ob ich jetzt froh bin wieder nach Deutschland gehen zu können oder ob ich lieber in Estland bleiben würde. Meine Antwort darauf viel mir nicht allzu schwer: ‚Natürlich freue ich mich auf die Heimat, aber wenn es in irgendeiner Art und Weise möglich wäre, würde ich das gesamte Peeteli Projekt in meinen Koffer packen und mitnehmen.‘ Leider war dies nicht möglich (mein Koffer war einfach zu klein) aber dennoch nehme ich sehr viele Erinnerungen aus diesem Jahr mit.
Jetzt sind die zwölf Monate Freiwilligendienst vorüber und ich kann sagen, dass es eine sehr gute Entscheidung war als Freiwilliger im Peeteli Sozialzentrum zu helfen. Ich konnte während meines Freiwilligenjahres ein sehr gutes Verhältnis zu den jüngeren Kindern des Sozialzentrums aufbauen und mit ihnen viele Aktivitäten (malen, Spiele spielen, backen) unternehmen. Ich habe gesehen wie die Kinder sich entwickeln. Sowohl Kinder, die ich von beginn an täglich gesehen habe, als auch Kinder, die während des Jahres neu in das Peeteli Sozialzentrum gekommen sind. Aus Kindern die Anfangs absolut verschlossen waren und nur selten gelacht haben wurden fröhliche, aktive und aufgeschlossene Kinder, bei denen die Augen vor Freude geleuchtet haben. Ich habe während des Jahres viele neue Eindrücke über ein neues Land und eine andere Kultur aufnehmen können. Ich hatte die Chance die Lebensumstände der betroffenen Familien zu sehen. Mit großem Interesse und viel Freunde bei der Arbeit habe ich in meinem Projekt helfen können, welches Kindern aus sozialschwachen - bzw. Risikofamilien die Möglichkeit gibt ein geregeltes und besseres leben führen zu können.
An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei allen Spendern bedanken, die meine Entsendeorganisation ‚Initiative Christen für Europa e.V.‘ mit einer kleinen Spende unterstützt haben.
BILDER: https://www.dropbox.com/sh/pmlqzb4z3k4adrn/AABgj0Gv3xaFUprf4Vf2i2yXa?dl=0
Kommentare