Working experiences
Langsam aber sicher gleitet Trine in ihren Arbeitsalltag herein. Der sieht neben Meetings und Duties auch Ausflüge in den nahe gelegenen Safari-Park vor, ebenso wie Autofahren auf der linken Seite. Daneben fand sich noch ein bisschen Zeit, um Glasgow kennen zu lernen und die gewohnten Menschen und heimatliche Umgebung zu vermissen.
Nun habe ich schon den ersten Monat hinter mir. Einen Monat Ausland, in einem fremden Haus und mit einer fremden Sprache ohne meine Freunde, meinen Freund und meine Familie… Ja, man kann sagen, inzwischen habe ich mich hier eingelebt, die Sprache ist nicht mehr ganz so fremd, das Haus ist quasi mein Zuhause und die Berge meine Heimat… Die anderen Mitarbeiter irgendwas zwischen Freunden, Bekannten und Familie, und ich fühl’ mich wohl.
Natürlich, ich habe immer noch große Sehnsucht nach meinem Schatz, und das wird auch, denk ich, so bleiben. Und ich vermisse Rike, die Gespräche mit ihr, Ausritte, Tee auf dem Balkon… Natürlich vermisse ich alles, was Zuhause ausmacht: meine Freunde, meine Eltern, meinen Hund (oh ja, ich vermiss diese kleine Nervensäge!), mein Pony, Rikes Pony, meinen Garten und nicht zuletzt mein Bett! Das Bett hier ist nämlich bei Wetem nicht mit meinem tollen, großen, gemütlichen Bett mit angenehm harter Matratze zu vergleichen… Ich habe glaub ich noch nie so viele Sprungfedern in einem Bettgestell gesehen und noch nie eine so sehr gefederte Matratze erlebt… Aber Mensch ist ja ein Gewohnheitstier und so gibt es inzwischen sogar Nächte, in denen ich durchschlafe, ja sogar verschlafe, was allerdings nicht so praktisch ist.
Denn ich habe nun inzwischen meine erste Arbeitswoche hinter mir und habe erlebt, wie müde man ist, wenn man 11 Stunden arbeitet, selbst wenn die Arbeit körperlich kaum anstrengend ist…
Denn, was tun wir schon großartig… Morgens um acht fangen wir an, Frühstück vorzubereiten. Der Tisch ist dann schon von demjenigen gedeckt worden, der am Abend zuvor "on suppers" war, sprich bis um 23.00 Uhr gearbeitet hat. Es wird dann so was wie Milchsuppe oder so gekocht und Eier, Kaffe und Tee. Das Haus wird einmal grob gereinigt und die Wäsche aus Küche und Sonstigem gewaschen. Dann gibt es zwischen 8.30 Uhr und 9.30 Uhr Frühstück, auch für uns…
Nach dem Frühstück wird abgewaschen und was sonst so anfällt. Einige von uns unterhalten sich auch einfach nur mit den Familien oder spielen mit den Kindern. Dann gibt es ein Meeting um 10.00 Uhr, zumindest sollte es um zehn sein… Ich habe ja bereits berichtet, dass die Uhren hier anders ticken. Bei dem Meeting wird dann alles Wesentliche für den Tag besprochen: Ob jeder der Familien das Essen mag, was auf dem Plan steht, oder welche Alternative wir anbieten sollen, welchen Trip die Familien am Nachmittag unternehmen wollen und welche Unternehmung die Personen, die "on morning activity" sind, geplant haben, und wer daran teilnehmen möchte. Die "orning activity" ist immer gedacht für die Kinder, damit die Eltern ein wenig Zeit bekommen, um sich entweder zu entspannen oder Dinge wie Einkaufen, Wäschewaschen und so zu erledigen.
Um 12.30 Uhr gibt es dann meistens Lunch und meistens auch irgendwas Warmes. Ich hab mich die letzten Tage davor gedrückt, weil, wenn ich bis um 9.30 Uhr am Frühstückstisch gesessen habe, langt mir das Dinner um 5.30 Uhr (pm) allemal...
Um 14.00 Uhr geht es dann meistens los zum Trip. Die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzählen würde zu lange dauern, aber ich war an zwei Tagen mit. An dem einen waren wir Bowlen. Mehr sag ich dazu mal nicht, außer, dass ich mir eine andere Sportart suchen sollte...
Der andere Trip ging in den nahe gelegenen Safari-Park. Am Anfang fährt man mit dem Wagen durch die Gehege der Tiere und kann sich die Tiere aus nächster Nähe betrachten. War schon beeindruckend, so einem Löwen mal so nahe zu sein... Danach haben wir geparkt und uns die Streicheltiere angeschaut und die Giraffen und Elefanten, durch deren Gehege man nicht fahren konnte. Als dann alle zu einer Seelöwenshow gegangen sind, hab ich mir das Pony angeschaut, da ich Shows mit Meeresbewohnern nicht leiden kann. Danach sind wir mit ein paar Leuten zur Vogelshow rüber gegangen. Das war beeindruckend, aber auch das mag ich eigentlich nicht...
Prinzipiell hab ich ein Problem damit, wilde Tiere einzusperren, aber das kann ich vor den Familien nicht zeigen. Abgesehen von der Seelöwenshow hab ich mich die ganze Zeit sehr begeistert gezeigt. Es ist nämlich wichtig hier, dass man auch mal für etwas Interesse zeigt, was einen eigentlich überhaupt nicht interessiert, einfach nur, um den Familien das Gefühl zu vermitteln, sie seien wichtig und man hört ihnen zu.
Die Arbeit macht Spaß, zumindest größtenteils. Ich habe festgestellt, dass ich nicht so der Mensch bin, um mit sehr kleinen Kindern zu spielen. Wir hatten drei Kinder im Alter zwischen zwei und vier Jahren hier, und nach einer Weile gingen die mir grausam auf die Nerven, obwohl sie eigentlich total süß waren. Ich kann halt besser mit der Altergruppe ab etwa sieben oder acht Jahren umgehen...
Ab dem nächsten "Family stay" darf ich dann auch Fahrer für die Familien spielen, nachdem ich am Donnerstag mein "driving assessment" bestanden habe. Ist schon irgendwie komisch, auf der linken Seite zu fahren, aber es geht eigentlich. Man muss sich halt nur auf schmalen Strassen dran erinnern, wenn einem ein Auto entgegen kommt, und bei jeder Kreuzung einfach nur konzentriert sein. Schwierig ist hier das Anfahren am Berg, weil die Berge hier doch irgendwie wirklich schon Berge sind, und die Steigung doch ein bisschen ernstzunehmender ist. Außerdem ist es komisch, die Abstände zu den Seiten vom rechten Platz aus einzuschätzen, aber ich denke, daran werde ich mich mit der Zeit gewöhnen. Immerhin hab ich jetzt die Erlaubnis, das Braendam-Auto auch mal für private Zwecke zu nutzen, und bin nicht mehr ganz so auf das Wetter angewiesen.
Ansonsten hab ich mich, wie am Anfang schon erwähnt, sehr gut eingelebt. Wir fangen hier an, uns auch mal länger und ernsthaft untereinander zu unterhalten und unternehmen auch gemeinsam Dinge. Zum Beispiel waren wir nach unserem letzten Arbeitstag fast alle gemeinsam Bowlen (auch hier sag ich einfach mal nichts weiter, außer dem, was ich bereits oben erwähnt habe...)
Leider finden derzeit ein paar Veränderungen in der Belegschaft statt, so dass wir zum Beispiel einen neuen "Activity Coordinator" und eine neue Köchin bekommen. Alaister, der neue Coordinator, ist aber ein total Netter und sehr engagiert. Er hat am letzten Montag begonnen, hier zu arbeiten. Die neue Köchin ist noch nicht da. Außerdem wird uns wohl Daniel aus Honduras wieder verlassen. Ihm ist Braendam zu abgelegen. Der Gute kommt nämlich direkt aus Thegussigalpa und ist nichts anderes als Stadtleben gewöhnt. Nun geht er wohl nächsten Monat nach London... Cindy wird ihm wohl im Januar oder spätestens im Februar folgen und Katerina aus der Tschechischen Republik bleibt auch nur noch bis Dezember. Na ja, ich finde es schön hier und werde meine zwölf Monate hier verbringen, auch mit neuen Freiwilligen und neuen Hauptamtlichen.
Die letzten zwei Tage habe ich in Glasgow verbracht. Ich habe David besucht, einen ehemaligen Klassenkameraden von mir, mit dem ich gemeinsam Abi gemacht habe. Er studiert seit einem Monat in Glasgow. Übernachtet habe ich bei Christoffer und Angela, ehemalige Braendam Freiwillige, die allen anderen Freiwilligen Unterkunft in Glasgow bieten. Ich habe eine Menge von Glasgow gesehen, aber es ist irgendwie schwierig, einen Eindruck dieser Stadt wiederzugeben. In einigen Teilen wirkt sie wirklich verdammt arm und verlassen: viele heruntergekommenen Gebäude, leer stehende Läden und dreckige Gassen... In der Fußgängerzone jedoch wirkt alles total neu und reich. Also eine sehr kontrastreiche Stadt.
Die Uni machte auf mich einen angenehmen Eindruck. Ich habe eine Vorlesung mit angesehen und konnte relativ viel verstehen. Allerdings wäre es für mich echt zu hart gewesen, gleich nach der Schule in einem englischsprachigen Land mit einem Studium zu beginnen... Also bin ich ganz froh darüber, erstmal hier zu sein. Was ich in den Tagen in Glasgow und den Gesprächen mit David festgestellt habe, ist, dass mir tatsächlich so was wie mein soziales Leben fehlt. Ich mein, es ist für eine Weile wirklich okay nur für die Arbeit zu leben, aber es gleicht doch mehr einem "Vor-sich-hin-leben", als wirklich einem Leben... Ich freue mich sehr auf den Besuch meines Schatzes im Dezember, denn dann kann ich die Eindrücke, die ich hier sammle, endlich einmal mit einer Person teilen, die mir am Herzen liegt...
Jetzt habe ich mich eigentlich wirklich dazu entschlossen, nach diesem Jahr studieren zu gehen. Auch wenn ich immer noch nicht weiß, was und wo, bin ich mir doch nach dem Besuch bei David und seinen Erzählungen sicher, dass mich das glücklich machen wird. Mehr, als direkt weiterzuarbeiten. Denn das hier in Braendam macht mir zwar Spaß, und ich kann mir durchaus vorstellen, das ein Jahr lang zu tun, aber auch nur, weil ich weiß, dass es danach ein Ende hat.
Insofern stelle ich grad fest, dass die letzten Zwei Tage mich persönlich doch ganz schön weitergebracht haben, auch wenn ich noch nicht am Ziel meiner Gedanken bin.
Die nächsten Tage, in denen ich jetzt ja noch frei habe, werde ich dann in Büchereien verbringen und in Stirling, auf der Suche nach einer günstigen Landkarte mit Rad- und Wanderwegen dieser Umgebung.
Dann heißt es am Freitag wieder Arbeit für 10 Tage und danach geht es auf nach Manchester zum "On-arrival-training" die Zweite. Mal sehen, ob es diesmal klappt.