Ungarische Qualitätsarbeit
Ungarisch lernen steht momentan ganz oben auf Julias Liste. Dafür schaut sie sich auch japanische Filme mit ungarischen Untertiteln an oder plant für 2005 einen Intensivsprachkurs ein. Ansonsten gibt es kleinere Turbulenzen bei der Arbeit und regenreiche Tage. Das wäre sonst kein Problem, doch leider hält ihre häusliche Heizung nicht das, was sich Julia bei diesem triefnassen Wetter versprochen hatte.
Beim letzten Mal, als ich geschrieben habe, war ich noch völlig beeindruckt von dem Film im Kino, von dem ich sowieso nichts verstanden habe. Aber es war so gut, dass ich zwei Tage später noch mal da war und mir einen japanischen Film mit ungarischen Untertiteln angesehen habe. ich war mit Levente dort, der mir ein paar Stellen aus dem Film auch übersetzt hat, aber ich hab trotzdem nicht wirklich viel verstanden. Danach waren wir wieder im Cafe Schach spielen. Ich hab wieder nur verloren, und dass wo ich es doch überhaupt nicht leiden kann, zu verlieren... nun gut, Übung macht ja bekanntlich den Meister.
Das trifft aber nicht nur auf das Schachspielken zu, sondern auch auf mein Ungarisch. Denn dadurch, dass ich die ganzen ungarischen Untertitel im Film gelesen habe, scheint mein Sprachgefühl echt besser zu werden. Und ich hab das jetzt auch öfters vor, vielleicht auch mit Levente, wenn er Lust dazu hat. Denn es ist schon sehr mühsam, sich mit mir zu unterhalten. Er spricht halt nicht wirklich gutes Englisch, und mein Ungarisch – na ja, das wisst Ihr auch, wie das ist... aber es wird besser. Außerdem habe ich beschlossen, dass ich im Januar noch den Ungarischintensivkurs belegen werde, damit ich mich dann wirklich auch mal unterhalten kann und mehr fragen kann, als wie heißt Du, wie geht es Dir und so weiter....
Heute Morgen waren wir auf dem Markt hier in Pécs. Leider haben wir nicht bedacht, dass es bei Regen - und es regnet hier seit Tagen - nicht so wirklich schön ist auf einem Markt unter freiem Himmel. Überhaupt bleibt man lieber drin. Denn sobald es hier regnet verwandeln sich die Strassen und Bürgersteige in reißende Bäche, weil es hier kaum Gullys gibt. Das heißt, das Wasser sammelt sich in den Löchern der Strasse, um von dort dann die Strasse hinunter zu laufen. So dass man eigentlich nur am Hüpfen ist, was letztlich nichts bringt und man trotzdem komplett durchgeweicht mit kalten Füssen nach Hause kommt. Und dann funktioniert unsere Heizung noch nicht so wirklich, dass man die Füße wieder auftauen könnte. Aber wir nehmen es mit Humor. Ungarische Qualitätsarbeit eben.
Auf der Arbeit läuft es eigentlich ganz gut, nur dass es hier unter den Betreuern ein paar Machtkämpfe gibt, die das Arbeiten wesentlich schwieriger gestalten. Das nervt schon ein bisschen, vor allem, weil wir immer irgendwie dazwischen stehen. Szofie zum Beispiel arbeitet und lässt alles stehen und liegen, wo es ihr gerade passt. Wir sind also größtenteils nur am Hinterherräumen, was wir allerdings auch nicht so wirklich einsehen. Mal ist das ja überhaupt kein Problem, dazu sind wir ja auch hier. Aber permanent ist das auch keine Lösung. Außerdem beschäftigt sie nur sich selbst, wo es doch Ziel des Tagesheimes hier sein sollte, die Behinderten zu beschäftigen. Und zwar so, dass sie am Ende des Tages nach Hause gehen und das Gefühl haben, etwas geschafft zu haben. Dass sie Karten basteln kann, das wissen wir. Es geht hier auch nicht um sie, aber egal. Dazu sind ja die Freiwilligen da und die lassen sich schon was für die anderen einfallen. Ist also im Moment nicht so einfach hier.
Auch unsere Zeitung ist ganz schön ins Stocken geraten, weil wir kaum Unterstützung von den anderen bekommen. Die brauchen wir aber, denn die Zeitung soll erstens auf Ungarisch sein (da sind wir ja perfekt ;-) und zweitens sollen nicht nur wir schreiben, sondern auch die anderen. Aber das kriegen wir auch noch hin. Wir machen einfach das Beste draus und sehen dann, was am Ende dabei heraus kommt. Ich werd dann jetzt mal den Computer räumen, denn ich sitze hier jetzt schon seit bestimmt zwei Stunden dran, und die anderen wollen auch mal. Bis später.
Love Julia