The Hitchhiker's Guide to Kiato
die_Susi stellt fest, wie gut es ist, die eigenen Grenzen zu überwinden: In Griechenland fährt der Bus nur dreimal täglich, so ist Trampen dort Alltag. Eine Form der Fortbewegung, die sie sich daheim nie getraut hätte.
Ich bin zwar erst knapp eine Woche hier, aber ich muss Euch unbedingt über unser gängigstes Fortbewegungsmittel berichten, dem Trampen. Als ich hier bei youthreporter.eu in dem Tagebuch von May_, die letztes Jahr in meinem Projekt war, gelesen habe, dass sie hier eigentlich immer per Anhalter fahren, habe ich mir gedacht: Nee, das ist sicher total übertrieben, das können die doch nicht im Ernst machen!
Nun ja, ich wurde sehr bald eines Besseren belehrt. Gleich am Anfang hat Katja mir gesagt, dass sie immer trampen, um in den Nachbarort Kiato zu kommen, weil man sonst hier nicht wegkommt. Busse gehen nämlich nur dreimal am Tag, und das vormittags! Ich hab mir nun so bei mir gedacht “Nein, das mach ich nicht mit! Per Anhalter fahren ist viel zu gefährlich. Wer weiß, was das für Leute sind, die einen mitnehmen, und ich als Mädchen muss natürlich besonders vorsichtig sein! Nein, so was mach ich nicht, nie im Leben!”
Nun ja, am Samstag wollten wir an den Strand und sind losgelaufen, die Strasse entlang, und Katja hält ein Auto, das uns auch mitnimmt. Es waren nette Menschen, die uns auch wieder haben aussteigen lassen. ;) Und so hab ich meine erste Fahrt überstanden. Am selben Tag kam dann die zweite Fahrt zurück. Und wieder ist alles gut gegangen und ich hab mich nicht mehr unwohl gefühlt. Inzwischen ist das Trampen nach Kiato zu einem Teil meines normalen Lebens hier geworden, so wie essen und schlafen.
Und ohne geht es wirklich nicht, vor allem, weil es hier in Vasiliko furchtbar langweilig ist und man gar nichts machen kann. Hitchhiking macht sogar richtig Spaß! Man trifft richtig interessante Leute (die wir zwar nicht verstehen, aber was soll’s) und es ist umsonst. Das Allerbeste ist sowieso auf der offenen Ladefläche eines Pickups durch die unglaublich schöne Landschaft mit den Orangen- und Olivenbäumen zu fahren. Das hab ich inzwischen schon dreimal gemacht, und es ist fantastisch! Ein absolut unbeschreibliches Gefühl von vollkommener Freiheit unter griechischer Sonne, einfach herrlich!
Was mich bei der ganzen Sache aber am meisten fasziniert ist, dass ich mich das alles traue. Ich sehe inzwischen Dinge als selbstverständlich an, die ich in Deutschland nie tun würde und sicher niemals tun werde! Ich meine, es ist doch bestimmt verboten, auf der Ladefläche eines Pickups zu fahren, obwohl es wirklich die beste Art der Fortbewegung ist, die ich kenne! Und genau deshalb liebe ich den EFD: Man geht an seine Grenzen und kann sie überwinden. Man braucht nur ein bisschen Mut und einen lieben Menschen, der einen anfangs an die Hand nimmt.
S’agapo Ellada! Ich bin unendlich froh, hier zu sein!
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