Nach langer Zeit mal wieder...
Julia hat sich ganz bewusst entschieden, Weihnachten einmal nicht wie gewohnt zu Hause im Kreise der Familie zu erleben. Stattdessen gab es eine internationale Weihnachtsparty mit Essen, Musik und Quasseln - ohne Geschenke und Weihnachtsbaum. Weihnachten einmal anders, aber trotzdem schön.
Fröhliche Weihnachten! Sozusagen als kleine Weihnachtsüberrraschung melde ich mich jetzt auch endlich mal wieder von hier. Es hat sich hier nicht viel geändert,, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe, aber trotzdem ist viel passiert. Meine Erkältung habe ich super überlebt, obwohl ich es echt grässlich fand, zu Hause zu sein und rumzuliegen und nichts machen zu können...
Dafür bin ich wieder fit und kann mich allen Dingen widmen, die ich doch so gerne mache, wie zum Beispiel REISEN. Ich war für eine Woche in Budapest und habe dort einige Freiwillige zum Flughafen gebracht, die über Weihnachten nach Hause geflogen sind. Der Flughafen von Budapest liegt nämlich außerhalb der Stadt und es ist nicht so einfach, den Weg dahin zu finden. Da ich aber schon einmal das Vergnügen hatte, mich dort durchquälen zu müssen, wusste ich noch, wo es lang geht.
Jetzt sind also fast alle anderen Freiwilligen aus Ungarn zu Hause. Ich bin noch hier. Also besser gesagt wieder hier, denn nach Budapest bin ich nach Banska Bystrica, das liegt in der Slovakei, gefahren. Dort fand eine Abschiedsfeier von Benoit aus Fankreich statt. Sein EVS ist zu Ende und er macht sich auf die Socken nach Hause. Die Party war echt lustig, aber ich habe noch nie jemanden gesehen, der so traurig war, dass er wieder nach Hause musste. Seine Mitbewohnerin war auch nicht erfreut, denn sie bleibt noch ein paar Monate.
Ich kann mir das auch noch nicht so richtig vorstellen, wenn Jule dann weg ist und ich noch zwei Monate länger hier bleibe als sie. Wir sind normalerweise 24 Stunden am Tag zusammen, arbeiten zusammen, wohnen zusammen und verbringen die meiste Zeit unserer Freizeit zusammen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das könnte, aber es klappt verdammt gut. Und jetzt, wo sie über Weihnachten in Deutschland ist, hab ich echt das Gefühl, dass meine zweite Hälfte fehlt. Es ist einfach niemand da. Auch wenn wir nicht viel gesprochen haben, war jemand da, und dass ist gerade nicht so... schon merkwürdig... aber sie kommt bald wieder.
Zurück zu der Party in der Slovakei. Die war echt wieder total lustig. Eine Freiwilligenparty eben... Ich glaub, dazu muss man nicht viel mehr sagen. Nachdem wir ein, zwei Stunden geschlafen haben, haben wir uns noch die Stadt angesehen und sind in der Bergen wandern gegangen. Was allerdings nicht so ganz einfach war, weil man immer im ein Meter hohen Schnee versunken ist. Dafür waren die Schneeballschlachten um so genialer. Dort gab es wenigstens Schnee, nicht so wie hier in Pecs, wo Heiligabend Plusgrade sind, obwohl wir vor ein paar Wochen schon bei -12 Grad waren.
Auf der Party hab ich noch Susanne kennen gelernt, auch eine Freiwillige aus Deutschland. Sie hat mich dann nach Bratislava mitgenommen, denn zurück nach Budapest wollte ich noch nicht. Also bin ich mit ihr nach Bratisalva gefahren. Dort haben wir eine Nacht geschlafen, uns zwei Tage lang die Stadt angesehen und dann bin ich wieder Richtung Budapest gedüst. Also Bratislava kann ich echt nur empfehlen, ist wirklich eine süße Stadt.
Und der Weihnachtsmarkt dort hat mich total an zu Hause erinnert. In Budapest und auch in Pecs gab es ja auch Weihnachtsmärkte, aber der in Bratislava war doch der beste. In Budapest wurde jeden Tag auch noch ungarischer Tanz aufgeführt auf dem Weihnachtsmarkt, wodurch ich wieder total Lust bekommen habe, auch solche ungarischen Nationaltänze zu lerne. Aber im Moment bin ich mit meinem Capoeira und meinem Aerobic echt ausgelastet. Trotzdem zeigt die Weihnachtsschoki schon ihre Wirkung... egal...
Weihnachten hier war ganz anders als zu Hause. Ich hatte ja vorher sehr viel Schiss, dass ich Weihnachten alleine bin und sich dann so landsam das Heimweh einschleicht. Aber es hat ganz gut geklappt. Ein paar Erasmusstudenten sind noch in Pecs und Levente hat eine "Internationale Weihnachtsparty" in einer kleinen Studentenbruchbude veranstaltet. Wir haben lecker gegessen, Musik gemacht, gesungen und gequatscht.
Normalerweise ist man Heiligabend ja mit der Familie, Leuten die man kennt, es gibt Geschenke usw. Dieses Jahr war alles anders. Es gab keine Geschenke, wir hatten auch keinen Weihnachtsbaum, die meisten Leute auf der Party kannte ich nicht, und trotzdem hab ich mich sehr wohl gefühlt und das Ganze sehr genossen. Muss man halt auch mal ausprobiert haben und nächstes Weihnachten wird wieder das traditionelle Weihnachten zu Hause. Gegen 4.00 Uhr nachts war ich dann zu Hause und bin nur noch ins Bett gefallen.
Heute hab ich dann recht lange ausgeschlafen, hab im Bett gefrühstückt und Fernsehen geguckt, bevor ich mich mit ein paar Freunden getroffen habe und wir die Berge von Pecs erklommen haben. Ich mach es mir also nett... Und ich muss ehrlich sagen, dass ich es nicht bereue, dass ich dieses Jahr genutzt habe, um ein Weihnachten mal anders zu verbringen. Jetzt weiss ich also, dass ich das auch kann, und ich möchte so manche Sachen, die ich diese Tage einfach erlebe, nicht missen... Zuhause wäre auch schön gewesen, aber.... Na, ihr wisst schon.
Bei der Arbeit lief es die letzten Tage vor Weihachten recht gut, obwohl die Ungarn ihrem Namen mal wieder alle Ehre gemacht habe. Die machen sich echt keinen Kopf, und so wurde am 22.12. beschlossen, dass wir, also der Papierworkshop, umziehen sollen, und zwar - wie könnte es anders sein - noch vor Weihnachten... Los ging's also. Ich hatte ja gedacht, dass ich viel Kram zu Hause habe und mich schwer von Sachen trennen kann, aber das hier übertrifft ja alles. Jeder Futzel wurde also umgeräumt. Dabei mussten natürlich auch alle helfen, sodass hier ein Chaos entstand, dass sich keiner vorstellen kann. Überall lag Zeugs und keiner wusste, wohin damit. Und warum dieses ganze Aktion? Weil viele der Behinderten nicht motiviert sind, etwas zu machen und den ganzen Tag vertrödeln. Also wenn wir jedes Mal umziehen, wenn die Motivation nicht stimmt, na dann PROST!
Appropos Motivation, da gab es ja noch eine Sache, die Jule und mich echt zur Weißglut gebracht hat. Wir haben Wochen damit verbracht, Adventskalender für die Behinderten zu basteln, damit ab und zu jeder mal ein Türchen aufmachen kann. Jeder Workshop hatte also seinen Adventskalender. Das funktionierte auch ganz gut, aber einen schönen Morgens kommen wir zur Arbeit und der Advendskalender bei uns im Workshop ist komplett leer. Nachdem wir also Szofie gefragt haben, was damit passiert ist, meinte sie, dass sie die Kästchen weggegeben hat, weil sie die Jugendlichen nicht motivieren konnte. Boah... waren wir sauer. Es ging ja nicht um die Schokolade, die wir da rein gemacht haben, sondern eher, dass unsere gesammte Idee komplett im Eimer war und unsere Arbeit überhaupt nicht honoriert wird. Zumal, wenn ich keinen Bock habe, zu arbeiten, wer gibt mir denn dann Schokolade? Sie hat doch nur das schlechte Verhalten der Behinderten gelobt, indem sie ihnen Schoki gegeben hat, kein Wunder, dass sich hier nie was ändert.... Naja, wir haben es hinbekommen und mittlerweile herrscht wieder Frieden...
So, Ihr Hasen. Ich werd mich dann mal wieder in die Spur begeben.
Love Julia