Monatsbericht 2 (Oktober)
Zwei Monate sind mittlerweile vergangen. Die Eingewöhnungsphase ist vorbei und der sich wöchentlich wiederholende Alltag hat begonnen. Es ist zur Normalität geworden, morgens anstatt einem Liter Milch jetzt 2,272 Liter (4 Pints) zu kaufen.
Zwei Monate sind mittlerweile vergangen. Die Eingewöhnungsphase ist vorbei und der sich wöchentlich wiederholende Alltag hat begonnen. Es ist zur Normalität geworden, morgens anstatt einem Liter Milch jetzt 2,272 Liter (4 Pints) zu kaufen.
Noch etwas ungewohnt ist dagegen die Tatsache, dass ich in jedem unbedeutenden Supermarkt 20 Aspirin- oder Pharacitamoltabletten für 20 Cent erhalten kann. Auf dem Heimweg sehe ich dann öfters mal einen Pulk von 15 gut gekleideten Jugendlichen in schwarzen Hosen und blauen oder weißen Hemden. Jedes dieser Hemden hat sein eigenes Schulemblem, was mit Stolz getragen wird.
Später, wenn ich mir nach getaner Arbeit einen gemütlichen Abend machen möchte, fangen manchmal meine Ohren an zu schlackern, von dem was ich da sehe und höre. Es gibt hier einige Sender, die den ganzen Tag „History“ auf ihrem Programmzettel haben. Meist reduzieren sich die Beiträge aber auf die deutsche Geschichte. Doch das ist gar nicht das Schlimme an der Sache. Das Problem liegt darin, was den Briten in solchen Sendungen erzählt wird. Und wie ist es noch gleich, wenn die Medien einem immer dasselbe erzählen, fängt jeder irgendwann an das auch zu glauben.
Gestern habe ich mich wieder beim Nachdenken erwischt. Soll vorkommen… Ich saß im Pub mit meiner Klientin, um zu Mittag zu essen. Ich fragte mich, ob das jetzt wirklich die Art of Arbeit ist, die ich mir vorstellte. Andererseits bemerke ich beim auf Wiedersehensagen immer, wie glücklich die Menschen solch ein Tag macht. Es sind dann doch zwei Stunden Abwechslung in ihrem Leben.
Kleine Verständigungsprobleme gibt es manchmal zwischen mir und den Asiaten, doch meist endet alles in lauten Gelächter. Da spreche ich mit Sho über seinen Bruder und denke mir nichts dabei, als er sagte, dass er ein Single sei. Doch sprechen Sie mal das Wort „Singer“ auf Englisch aus, ohne das gerollte „r“ sprechen zu können. In Deutschland habe ich immer über die Asiatenwitze mit denen vielen „l“ ’s in den Wörtern geschmunzelt. Jetzt erfahre ich aber die Realität.
Ein anderes Erlebnis, was zugleich die manchmal bizarre Welt in Wales verdeutliche, habe ich in einer der ersten Wochen hier erlebt. Ich saß mit meiner Projektleiterin im Auto, als sie mich fragte, ob wir in Deutschland schon soweit wären, um den Müll zu trennen. Ich habe das für eine Art Anspielung auf Deutschland oder einen lockeren Witz gehalten und kurz gelacht.
Das fand sie dann nicht ganz so lustig, denn tatsächlich gab es bis vor einer Woche nur die schwarze Tonne, wo alles rein geworfen wurde. Da kam dann die grüne Tonne und ein dickes Buch mit dem Inhalt, was und was nicht in diese Tonne darf. Ich fasse kurz die 20 Seiten zusammen: Es ist die Tonne für Bioabfall.
Ansonsten treibt nur das Wetter seine Späße. Wenn es morgens wie aus Eimern schüttet und ich glaube, dass mich jetzt endgültig das britische Wetter eingeholt hat. Denn in Deutschland erzählte man mir viele Gruselmärchen und noch mehr schlechte Urlaubserfahrungen darüber. Kann ich davon ausgehen, dass mittags wieder mal die Sonne mich in meinen dicken Regenklamotten schwitzen lässt.
Ta-ta (umg. Tschüss) und bis zum nächsten Brief.