Ich bin ein Animateur – holt mich hier raus!
Wie ich die BAFA-Prüfung bewältige, ganz viel Französisch spreche und mich eine Woche nur von Eiern ernähre
Samstag 17.10.2015
Wir stehen früh auf. Diesen Morgen erwarten mich gleich zwei neue Abenteuer. Zum Einen werde ich unsere Wohnung - und vor allem mein Zimmer- für eine Woche verlassen und einer fremden Person Einzug gebieten. A. Ist spontan für die Woche, in der M. Und ich unser BAFA-Seminar haben, für die Ferienbetreuung eingesprungen und wird, da sie keine Bleibe in Thonon hat, bei uns einquartiert. Ich habe dabei irgendwie ein komisches Gefühl. Vielleicht sollte ich mehr Vertrauen haben. Ganz bestimmt sollte ich das haben. Aber es ist dann eben doch schwer, sein eigenes Reich einer völlig unbekannten Person zu überlassen. Abgesehen davon erwartet mich auch meine erste Erfahrung mit Carsharing. Da unser Chef für die kommende Woche den Camion braucht, können M. Und nicht mit besagtem Objekt zum Seminar fahren. Und die Bahn ist nicht wirklich eine Alternative, da teuer und "chien" (eine Notiz am Rande: "C'est chien" ist ein sehr gängiger Ausdruck, der sehr beliebt bei den Franzosen ist. Sinngemäß heißt es ungefähr "das ist suboptimal".).
Darum wurde dann am Freitagnachmittag noch die Mutter einer BAFA-Teilnehmerin aus unserer Gegend bekniet uns zwei doch bitte mit nach Annecy, dem Seminarort, zu nehmen. Das ganze Unterfangen stellt sich etwas komplizierter raus als gedacht. Die Mutter hat meine Handynummer und um alles zu regeln soll ich sie anrufen. Ich am Telefon ist immer so eine Sache. Mit wohlvertrauten Personen habe ich kein Problem mehrere Stündchen zu plaudern. Aber sobald es daran geht Fremde anzurufen, kommen in mir doch Skrupel auf. Auf Französisch ist das Ganze für mich dann noch eine Stufe schwieriger. Es kommt, wie es kommen muss: Ich verstehe die Dame in der Leitung beinahe gar nicht. Panisch gebe ich an M. Weiter. Als auch dieser nicht so viel mit dem Gebrabbel der Dame anfangen kann, bleibt uns nur noch die Möglichkeit T. zu bitten das Carsharing für uns zu regeln. Nachdem mit meinem Handy 7 Minuten lang fröhlich gequatscht wurde (mit jeder Minute steigt meine Befürchtung, dass ich kein Guthaben mehr habe, da ich immer noch keine französische Nummer besitze und die Gespräche darum über meine deutsche Karte berechnet werden...), sind wir auch noch nicht so viel weiter. Die Mutter sammelt uns Morgens ein. Wegen der Rückfahrt müssen wir aber mit dem Vater des Mädchens sprechen, da die Eltern getrennt sind und partout nicht mit einander reden. Nachdem sich die Mutter besorgt bei T. Erkundigt hat, ob seine Kinder (wir) auch fähig seien Französisch zu sprechen, scheint schließlich alles geklärt zu sein.
Die Fahrt nach Annecy überstehe ich mehr oder weniger. Insgesamt liegt vor uns eine Strecke von 80 km. Wenn einem bei Autofahrten aber immer schlecht wird, sind auch 80 Kilometer viel. Leider. Obwohl ich mit sehr viel Wohlwollen gemerkt habe, dass sich mein Verhältnis zur Fortbewegung mit vier Rädern deutlich gebessert hat (schließlich ist es auch keine Alternative, dass mir immer schlecht wird, wenn wir zum TAP rasen), gerate ich auf dem Weg nach Annecy doch an meine Grenzen. Genauer gesagt sind wir aber auch gar nicht auf dem Weg nach Annecy, sondern nach Puissots, einem Ferienlager. Dort wird sich unser sogenanntes BAFA-Seminar abspielen. Denn welche Location eignet sich besser dafür angehende Animateure auszubilden, als ein Ferienzentrum irgendwo im Nirgendwo? Bei dem BAFA-Seminar geht es generell darum, dass M. Und ich zu offiziellen Animateuren ausgebildet werden und auch offiziell die Lizenz zur Kinderbetreuung erhalten. Voraussetzung ist natürlich, dass wir das BAFA-Seminar schaffen.
In Puissots angekommen, werden wir von unseren drei "Formateurs", den Ausbildern, mit Kaffee, einer Liste, die ausgefüllt werden muss, und einer ersten Aufgabe empfangen. Die drei wirken sehr nett. Was die Seminarteilnehmer angeht ist mein erster Eindruck: Bunt. Es sind gefühlt alle Typen der französischen Gesellschaft vertreten. Sowohl was das Alter, als auch das Verhalten angeht. Von der 50-jährigen C., über die vielen 17-Jährigen ist alles dabei.
Es folgt – Überraschung! - ein Kennlernspiel. Da wir aber 29 Teilnehmer sind, kann ich auch nach dem ersten Tag noch nicht direkt alle Namen.
Es folgt eine kurze Vorstellung von BAFA und des Programms. Im Magen das reichhaltige Mittagessen (Franzosen essen wirklich immer vier Gänge. Unglaublich. Wirklich unglaublich...), widmen wir uns in kleinen Gruppen dann der Frage, was ein Animateur ist und werden in die Vorbereitung von Aktivitäten eingeführt. Als Hilfestellung für die Vorbereitung und Durchführung für Aktivitäten (mit Kindern) gibt es das Wort odassarfa, bei welchem jeder Buchstabe für ein Wort steht. Dies und das "Fiche d'objectif" soll uns die kommende Woche helfen, stiftet aber zunächst einmal große Verwirrung. Das erleichtert mich aber etwas. Zunächst hatte ich nämlich ziemliche Bedenken, dass ich aufgrund der Tatsache, dass das gesamte Seminar auf Französisch sein würde, nicht so viel verstehen würde. Aber es klappt erstaunlich gut. Zwar verstehe ich nicht alles Wort für Wort, aber doch den Sinn hinter den Worten. Manches ist noch etwas zu schnell, als dass ich es verstehen kann. Aber mit der Zeit höre ich mich hinein.
Generell bin ich aber gespannt, wie genau das Seminar aufgebaut sein wird. Scheinbar legen L., V. Und A.-S., unsere Ausbilder, den Fokus sehr darauf, dass wir die Chance bekommen, alles selbst auszuprobieren. Und nicht für das letzte Mal diese Woche erklären die drei uns, dass die Ausbildung bei ihnen besonders anstrengend sein wird, sie aber immer die besten Animateure ausbilden würden. Ich teile dieser Aussage noch nicht so viel Bedeutung zu. Noch nicht...
Das Abendessen läuft ähnlich ab wie das Mittagessen. Es gibt vier Gänge. Mal wieder. Ich habe mich als Vegetarierin gemeldet, aber irgendwie fehlt dann doch etwas zu Essen für mich. Die Küchendame verspricht mir aber für die kommenden Essen etwas Fleischfreies (ganz nebenbei bemerkt: Immer Ei. In jeglichen Variationen. Aber immer Ei. Meine Cholesterinwerte verdränge ich für die Woche mal aus meinem Hirn.) Wobei es nun auch nicht so wäre, dass ich verhungern würde, wenn ich "nur" die Vorspeise, das Hauptgericht ohne Fleisch/Fisch, den Käse und das Dessert essen würde.
Für das Essen sind wir alle an fünf verschiedene Tische verteilt. Ich sitze mit einem Ausbilder an einem Tisch. Die Atmosphäre ist locker. Scheinbar hat L. Sich vorgenommen innerhalb unseres Aufenthalts zehn Kilo zu zunehmen. Anders kann ich mir nicht erklären, warum er (natürlich erst, nachdem er uns allen anderen am Tisch noch versucht hat etwas von dem Kartoffelgratin aufzuschwatzen) Dreiviertel der großen Essensschale auf seinen Teller kippt und verschlingt. Aber damit nicht genug. Er nimmt sich noch einmal. Und noch einmal. Ich sitze daneben und meine Augen werden mit jeder Gabel, die er nimmt, größer. Spontan muss ich an den Ausdruck "der isst wie ein Scheunendrescher" denken. Zu L. Passt dieser Ausdruck.
Zum näheren Kennenlernen haben unsere Ausbilder für den Abend eine Spielepyramide vorgesehen. Wir amüsieren uns köstlich und machen uns dann bei Zeiten bettfertig. Als ich in dem viel zu kurzen Bett in dem Schlafsaal liege, guckt mich Schneewittchen von der Seite an. Sie ist überlebensgroß an die Wand gemalt. Ich befinde mich momentan im Prinzip in einem großen Kinderzimmer im Schlafsaalformat. Ich versuche zu schlafen. Anfangs ist das etwas schwierig, da das Licht noch brennt. Ein großer Nachteil eines Schlafsaals ist, dass man mit dem Lichtausmachen solange warten muss, bis wirklich alle im Bett liegen. Zumindest beim BAFA-Seminar. Und bis dann alle in den Federn liegen dauert es dann doch etwas.
Irgendwann schlafe ich müde ein.
Sonntag, 18.10.2015
Der Wecker meines Handys klingelt um zehn nach sieben. Ich drehe mich noch einmal auf die andere Seite und versuche noch etwas zu schlummern obwohl mir total kalt ist. Ich versuche mich warm zu zittern, habe aber nicht so viel Erfolg dabei. Darum öffne ich schließlich doch die Augen und bin zunächst überrascht, dass mich ein Schneewittchen betrachtet. Ach, stimmt ja, ich bin auf dem Seminar. Das hatte ich beinahe schon wieder vergessen.
Nach einer zunächst warmen und danach eiskalten Dusche bin ich einigermaßen wach und mache mich zusammen mit den anderen Mädels aus meinem Saal auf den Weg zum "Petitdéj" (Dass mit diesem Wort das Frühstück gemeint ist, wird mehr erst etwas später klar). Dort erwarten uns schon die heutigen fünf Zuständigen, die dafür verantwortlich sind, dass jeder zufrieden und satt den Tisch verlässt. Jeden Tag sind andere von uns für den Frühstücksdienst eingeteilt. Mich erinnert das Ganze immer mehr an eine Freizeit.
Pünktlich um neun Uhr finden wir uns alle wieder im Seminarraum ein. Es folgt eine Halbestunde, in der wir singen. Zunächst konnte ich es nicht so recht glauben. Als ich den Fragebogen zum Seminar vorab ausfüllen sollte, hat mich mein persönliches Highlight - Frage Nummer 16 - doch etwas nachdenklich gestimmt ("Wie viele Lieder kannst du mit den Kindern singen? 0, 2, 5 oder 10?"). Aber ich dachte, dass es sich um einen Scherz handelt. Im Kreis stehend wird mir dann aber klar, dass diese Frage alles andere als ein Scherz war. Nach den ersten fünf Minuten zurückhaltenden Gesanges, haben wir uns aber alle mit der Situation abgefunden und trällern fröhlich mit den Ausbildern herum. Die kommenden Tage sollen immer welche von uns Lieder vorsingen und den anderen beibringen. Das kann noch heiter werden. Nicht, weil ich keine Kinderlieder kenne, sondern, weil das Ganze auf Französisch dann doch etwas komplizierter wird...
Mit einem interaktiven Spiel wird die Einheit "Sicherheit und Recht" eingeführt.
Nachmittags dürfen wir auch noch einmal Kind sein und mit der Hilfe einer Fotoralley die Gegend erkunden. Außerdem setzt sich immer eine Gruppe mit der Frage auseinander, was Kinder ausmacht und was sie brauchen.
Pünktlich um 16:30 Uhr erwartet uns der obligatorische Goûter. Eigentlich dachte ich, dass der Goûter nur von unseren kleinen Gästen im Centre erwartet wird, aber auch meine – doch bedeutend älteren – Seminarkollegen kommen ohne den besagten süßen Snack nicht klar.
Nach besagter Stärkung geht es endlich in die heiße Phase: Die groß angekündigte Gruppenarbeit. Hierfür wurden uns bereits gestern Abend die Gruppen präsentiert. Allerdings waren wir abends alle zu müde um uns noch mit der Planung der anstehenden Aktivitäten auseinanderzusetzen. Hätten wir uns mal besser gestern Abend noch aufgerafft...
Meine Gruppe besteht aus M., F., F., L., O. Und C. Noch bin ich guter Dinge. Unsere Aufgabe besteht darin für Montagabend eine sogenannte "Veillée" (Abendprogramm) für 3-6-Jährige, für Mittwoch ein Spiel drinnen für 10-14-Jährige und Donnerstag ein Spiel draußen für 15-17-Jährige vorzubereiten. Insgesamt muss jede der Gruppen drei verschiedene Aktivitäten vorbereiten, die immer 1,5 Stunden dauern sollen und an das Alter der Kinder angepasst sein soll.
Da wir bereits morgen mit unserer Veillée dran sind und wir um Mitternacht immer noch auf keinen grünen Zweig gekommen sind, liegen die Nerven bald blank. Die Arbeit zusammen ist aber auch sehr anstrengend. Wird etwas vorgeschlagen, gibt es immer wieder gewisse Personen, die die Idee schlecht finden, aber selber keinen besseren Vorschlag haben. Hach, wie ich so etwas liebe. Anfangs bringe ich meine Ideen auch noch ein. Mit fortschreitender Uhrzeit und steigender Gereiztheit, bekomme ich aber mehr und mehr das Gefühl, dass manche mir gar nicht mehr zuhören. Dann kann ich mir das Ganze auch sparen. Irgendwann stürmt C. Völlig entnervt aus dem Saal. Alle anderen Gruppen sind schon lange im Bett und am Schlafen. Hach, schlafe würde ich nun auch gerne. Aber unsere Deadline hängt mir doch im Nacken und mir ist es auch nicht egal, was wir morgen präsentieren. Schließlich möchte ich mein BAFA schon ganz gerne bestehen. Das Centre soll nicht umsonst so viel Geld für meine Ausbildung bezahlt haben.
Nach einer kurzen Krisensitzung (M. Und L. Stehen glücklicher Weise auf meiner Seite) und einer Zigarettenpause (das hat mich auch sehr überrascht. Es rauchen hier wirklich alle. Auch – bzw. Besonders – die, die rechtlich gesehen dazu gar keine Berechtigung haben, da zu jung. In allen fünf Minuten, die wir zwischen die Seminarblöcken Zeit haben, stürmt eine große Horde von Rauchern in die Raucherecke, die sich leider auf der anderen Seite des Geländes befindet. Naja, so bekommen sie etwas Gelegenheit, das angelagerte Nikotin abzubauen... Im Übrigen wird das Bedürfnis hier mit den Worten "Faire un club" beschrieben, was mich zunächst ziemlich verwirrt hat. Ich dachte, dass sie einen Klub aufmachen wollen, was von der Situation einfach nicht gepasst hätte.) sind die Gemüter etwas beruhigt und langsam ersinnen wir einen Plan. M., mit der ich mich sehr gut verstehe und die sehr geduldig mit mir ist, hat glücklicherweise viel Nervennahrung mitgebracht, sodass die Raucherfraktion sich damit etwas ablenken kann. Als dann F. Ihr Cello und L. Seine Gitarre geholt haben (das Mitbringen von eigenen Musikinstrumenten – sofern vorhanden – ist auf dem ominösen Fragebogen auch angemerkt gewesen), bricht bei uns die kreative Phase an. Wir haben uns letztendlich darauf geeinigt, dass wir das Märchen vom hässlichen Entlein vorführen und die Kinder an manchen Stellen mit einbeziehen wollen. Wem die Geschichte nichts sagt, hier eine kurze Zusammenfassung: Es schlüpft ein hässliches Entlein, wird ausgestoßen, wandert unglücklich umher und bemerkt dann, dass es ein Schwan (und darum natürlich wunderschön) ist. Wir schreiben die Geschichte um, verteilen Rollen, basteln Verkleidungen und arrangieren die Musik. Am Ende des Abends bzw. Viel mehr am Anfang des Morgens, bin ich eigentlich relativ zuversichtlich, dass das morgen Abend klappt.
Der Schlaf kommt leider etwas zu kurz. Als der Wecker klingelt habe ich nur drei Stunden geschlafen.
Montag, 19.10.2015
Ich hoffe inständig, dass es zum Petitdéj Kaffee gibt. Gestern habe ich danach keine Ausschau gehalten, da der Schlafmangel noch nicht ganz so akut war. Heute bin ich zum Frühstücksdienst und für die "Starters" eingeteilt. Um halb acht stapfe ich darum mit M. Richtung Essenssaal und beginne mich darum zu kümmern, dass wir genügend Kaffee, heiße Milch, Tee und Baguette haben. Morgens gibt es hier immer nur Baguette. Generell gibt es immer Baguette. Ungelogen. Zu jeder Gelegenheit. Mir ist es ein Rätsel wie die französischen Mägen das ganze Weißbrot vertragen können.
Besonders aufpassen müssen wir heute auf L., V. Und A.-S., unsere Ausbilder. Besonders L. Passt sich wunderbar an die heutige Altersklasse an. Es ist allgemein bekannt, dass 3-6-Jährige sich alles auf den Teller schaufeln und dann letztendlich noch nicht einmal die Hälfte davon essen. So auch L. Als er drei verschiedene "Boules" (überdimensionale Schalen/Tassen aus denen sowohl getrunken, als auch das Müsli gegessen wird) vor sich hat und noch eine vierte bekommen möchte, sprechen wir ein Machtwort. Plötzlich springen alle vom Tisch der Ausbilder auf und rennen weg. Da testet jemand wirklich die Grenzen aus. Denn eigentlich ist vorgesehen, dass jeder Tisch selbst abräumt und sauber macht. Darum rennt einer von uns L. Und V. Hinter her, fängt sie ein und verdonnert sie zum Tischputzen.
Nach diesem turbulenten Frühstück erwartet uns wieder unser Morgengesang. Alle sind etwas schüchtern... Heute lerne ich mein Lieblingslied. Es geht um ein Krokodil, das in den Krieg zieht. Untermalt von Bewegungen. Es ist sehr auffällig, dass viele Kinderlieder vom Krieg oder Sieg handeln. Das bin ich aus meiner Kindergartenzeit nicht so gewohnt.
Es folgt das "Jeux intérieur". Die zuständige Gruppe hat sich überlegt den Fokus auf das Thema "Musik" zu legen. Wir werden aufgeteilt. Die eine Hälfte macht eine Art Stopptanz, die andere Hälfte malt und bastelt Musikinstrumente. Das Lustige an der Aktivität ist, dass man sich wirklich wir ein 4-jähriges Kinder verhalten kann. Insbesondere L. Nutzt dies mal wieder aus und zieht durch ständiges Ausbüchsen aus dem Raum nicht unbedingt das Wohlwollen der Gruppe auf sich.
Danach soll die Gruppe schildern, was genau sie gemacht haben, wie sie geplant haben und wie zufrieden wir sind. Dann sollen wir ein Feedback geben. Diese Analyse der Aktivität folgt nun nach jeder Aktion. Teils ist das etwas einschläfernd, aber es ist auch gut ein Feedback von den Ausbildern zu bekommen.
Nachmittags werden wir von einer anderen Gruppe in die Welt von Peter Pan entführt und müssen Captain Hook helfen seinen Schatz - den Goûter - wieder zu finden. Die Gruppe hat sich unglaublich viel Mühe gegeben. Alles ist gut durchdacht und die Liebe zum Detail ist vorhanden. Wenn ich die bereits stattgefundenen Aktivitäten mit dem vergleiche, was wir heute Abend präsentieren werden, graut es mir. Unsere Veillée ist nicht unbedingt schlecht, aber dadurch, dass ein Großteil der Gruppe nicht hinter dem steht, auf was wir uns nun geeinigt haben, ist es etwas schwierig. Und nicht nur ich habe ein mulmiges Gefühl.
Heute bin ich mit meinem Starter dran. Dabei handelt es sich um ein kurzes Spiel. Jeden Abend kurz vor dem Abendessen müssen vier Leute jeweils ein Spiel vorstellen und anleiten. Ich spiele mit den anderen Hihaho. Dieses Spiel ist genial. Es erinnert mich an meine DS-Zeit in der Schule und das ist eine schöne Erinnerung. Und auch bei den anderen kommt das Spiel gut an.
Als wir vor dem Abendessen noch einmal eine kurze Teambesprechung machen und an den Haaren eine Sensibilisierung (Eine Art Einstimmung auf das, was die "Kinder" heute Abend erwartet. Die Sensibilisierung scheint insbesondere unseren Ausbildern wichtig zu sein. Kurzer Hand verkleiden wir M. Als Ente und schicken sie vor dem Essen in den Speisesaal.) herbei ziehen, packt C. die Angst. Sie sagt ständig, dass wir dies und das ändern sollen, kritisiert F., die unsere Vorleserin ist, macht dann aber direkt einen Rückzieher und meint, dass sie selbst nichts von alle dem machen möchte. Sehr konstruktiv, muss man schon sagen.
An sich funktioniert die Veillée dann einigermaßen. Es gibt da nur ein kleines Problem: Es dauert exakt sieben Minuten. Eigentlich müssen wir aber ein Zeitfenster von 1,5 Stunden abdecken.
Gefrustet setze ich mich mit den anderen in den "Analyse-Kreis". Als wir erzählen sollen, wie wir geplant haben und wie zufrieden wir sind, kommt die schlechte Stimmung und die Frustration klar zum Ausdruck. Ich sitze da und muss meine Tränen zurückhalten. Natürlich ist es dumm wegen so etwas zu weinen, aber ich bin fertig. Ich habe zu wenig geschlafen und bin genervt und gefrustet. Es ist ja nicht so, dass wir zu wenig Zeit investiert haben, aber die Gruppe harmoniert nicht wirklich. Als es an den anderen ist uns ein Feedback zu geben, ist es beinahe durchweg positiv. Wir hätten eine gute Atmosphäre kreiert. Man sei in der Geschichte gefangen gewesen und der verkleidete O., der das hässliche Entlein gespielt und gesungen hat, habe sein Übriges dazu beigetragen. Die Tatsache, dass die anderen zu uns so lieb sind, zeigt mir aber, dass es wirklich schlecht war. Sie versuchen uns aufzubauen. Nach der Feedbackrunde wird der Abend für beendet erklärt und die Ausbilder setzten sich mit uns sieben noch ein mal zusammen. F., M. Und ich brechen in Tränen aus. Für mich ist es das erste Mal, dass ich in Frankreich weine. Aber irgendwie tut es gut seinen Tränen freien Lauf zu lassen. A.-S. Schlägt uns vor, dass wir mal wirklich miteinander reden sollten um Differenzen zu klären. Das ist leichter gesagt als getan. Nach einem anstrengenden Gespräch hoffe ich aber, dass es nun bergauf geht.
Für heute Abend setzen wir unsere Deadline bis 12 Uhr. Letztendlich wird es dann aber doch wieder länger. Wir suchen verzweifelt nach Ideen, mit denen wir alle zufrieden sind, werden aber nicht fündig. Als wir uns kurz vor der nächsten Krise befinden, kommen unsere drei Ausbilder zu uns und versuchen uns zu helfen. Ich habe die drei bereits in mein Herz geschlossen. Ich habe das Gefühl, dass sie uns immer mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Langsam entsteht eine Idee. Wirklich ausgereift ist sie aber noch nicht. Wir haben so etwas wie ein Sprachkaffee im Kopf. Irgendwann beschließen wir dann, dass wir alle den Schlaf der letzten Nacht etwas nachholen sollten.
Dienstag, 20.10.2015
Langsam spielt sich ein gewisser Tagesablauf ein. Der Morgen beginnt eigentlich immer mit einer kalten Dusche. Die Konversationen beim Frühstück sind immer etwas müde. Sofern Gespräche müde sein können.
Darauf folgt dann das Singen und die erste Aktivität. Heute für die 6-10-Jährigen.
Nachmittags haben wir noch einmal etwas Zeit für die Gruppenarbeit. Die Ausbilder geben uns aber unmissverständlich zu verstehen, dass unsere Idee vielleicht nicht unbedingt die Beste ist, weshalb wir das ganze Konzept mit ihrer Hilfe noch einmal umstellen.
Parallel zu der Gruppenarbeit finden die Einzelevaluationen mit den Ausbildern statt. Immer einer geht entweder zu L. Oder zu V. Und A.-S. Als ich an der Reihe bin, finde ich V. Und A.-S. Zunächst nicht, da sie sich im Mitarbeiterbüro versteckt haben. Als ich schließlich vor ihnen sitze und sie mich fragen, was ich für ein Gefühl habe wie es läuft, versuche ich die Lage zu schildern. Ich fange an, merke aber direkt, dass der Kloß in meinem Hals immer mehr wächst. Obwohl ich es eigentlich nicht möchte, kullern plötzlich dicke Tränen über meine Wangen. Unter Schluchzen erkläre ich, dass unsere Gruppe partout nicht harmoniert. Und dann passiert etwas, was ich nicht so schnell vergessen werde. V. Und A.-S. Fangen auch an zu weinen. Es ist das zweite Mal, dass ich in Tränen ausbreche, aber dieses Mal bin ich nicht alleine. Wir teilen uns zu dritt die Taschentuchbox und schniefen noch etwas vor uns hin. Als wir alle wieder fähig sind normal zu reden, gestehen mir die zwei, dass sie mit unserer Gruppe am Ende ihres Lateins angelangt sind und es ihnen Leid tut, dass ich in so einer suboptimalen Gruppe gelandet bin. Das Gespräch tut mir gut, denn es zeigt mir, dass sie registriert haben, dass ich an sich die Aufgaben bewältigen könnte, es aber an der Gruppenkonstellation scheitert. Sie legen mir nahe, dass ich einfach versuchen sollte das Beste aus der Gruppe heraus zu holen. Eben das, was möglich ist.
Beschwingt, aber immer noch mit wässrigen Augen, kehre ich zu unserer Gruppe zurück.
Abends werden wir als Veilée in ein Fernsehszenario entführt, in welchem wir in Gruppen verschiedene Aufgaben und Spiele bewältigen müssen. Eine wunderbare Idee, die gut umgesetzt wurde. Die beiden Räume sind sehr gut dekoriert (an Material fehlt es uns nämlich nicht. Sobald wird irgendetwas benötigen, müssen wir nur Bescheid sagen und die drei treiben es irgendwo auf.) und alles ist gut durchdacht.
Nach der Analyse liegt eine lange Nacht vor uns, in der die Nerven mal wieder blank liegen. Ich bin aber deutlich entspannter als noch gestern. Irgendwie wird das schon werden. Bis tief in die Nacht wird vorbereitet und Deko entworfen. Um kurz nach drei beschließe ich dann, dass es reicht und gehe ins Bett.
Mittwoch, 21.10.2015
In unserem Schlafsaal ist es mittlerweile zur Gewohnheit geworden, dass wir nicht alle zusammen aufstehen, sondern jeder dann, wann es ihm gerade passt. Das endet darin, dass die meisten bis kurz vor knapp liegen bleiben. Sich herausputzen wird sowieso überbewertet... So kommt es jedenfalls, dass gefühlt alle fünf Minuten eine andere Weckermelodie ertönt.
Die Duschen sind übrigens sehr hm... interessant. Zum Einen sind da die "wunderbaren" Duschvorhänge, zum Anderen hat mich die Tatsache, dass am Ende der Dusche eine großes, tiefe Rille ist, durch die das Wasser abfließt, irritiert. Morgens bekomme ich aber sowieso noch nicht so viel mit, solange meine Augen mit Schlafsand verklebt sind.
Im Speisesaal angelangt, erwartet mich ein lustiges Bild. L., einer der anderen Teilnehmer, muss mit einem Stuhl und Tisch für die ganz Kleinen Vorlieb nehmen. Unsere gesamten Tische und Stühle wurden durch Miniaturnachbauten ersetzt. Anfangs ist es sehr ungewohnt. Besonders weil meine Knie die Tischkante überragen. Wir haben alle Probleme unsere Gliedmaßen unter dem Tisch zu ordnen. Am Schlimmsten hat es aber L. Getroffen. Er ist 2,14 m groß (natürlich spielt er Basketball) und hat dementsprechend lange Beine. Als er sitzt und seine Beine ausstreckt, ragen diese auf der anderen Seite des Tisches hervor. Es ist unglaublich.
Nach einer Gesangseinheit im Tipi, wird es für meine Gruppe ernst. Wir teilen die "Kinder" in verschiedene Gruppen ein und verteilen sie im Raum mit jeweils einem Animateur. Wir haben eine Poststation aufgebaut, zu der immer ein Kind aus der Gruppe gehen und ein Wort abholen muss. Dieses Wort muss es dann pantomimisch oder zeichnerisch darstellen. Wenn alle Wörter erfolgreich dargestellt wurden, sollen sie aus diesen Wörtern zusammen eine Geschichte schreiben und diese illustrieren. An sich funktioniert es erstaunlich gut. Nur das Ende verläuft sich etwas. Aber im Großen und Ganzen bin ich stolz auf uns, weil es gezeigt hat, dass wir doch etwas hinbekommen.
Nach dem reichhaltigen Mittagessen widmen wir uns gemeinsam dem Tagesablauf in einem Ferienlager und in einem Centre des Loisirs. Dazu müssen wir einen Zeitplan aufstellen, der dann genaustens auseinander genommen wird. Darauf folgt das Draußenspiel, bei dem vom kommenden Halloween Gebrauch gemacht wird. Im Prinzip ist es ähnlich wie die Fotoralley, die wir ganz zu Beginn gemacht haben. Spaß macht es trotzdem.
Da meine Gruppe morgen wieder an der Reihe ist eine Aktivität durchzuführen, legen wir mal wieder eine Nachtschicht ein. Nach reichlichem Überlegen kommen wir zu dem Schluss, dass wir Tek und Ultimate Frisbee spielen wollen. Ersteres ist etwas wie Völkerball, Ultimate Frisbee ist praktisch Fußball mit einer Frisbeescheibe. Ich bin gespannt wie das morgen funktioniert... Da O. Sportbegeistert ist und sich dazu bereit erklärt hat das Ganze als Hauptverantwortlicher an zu leiten, ich aber glaube, dass er vergessen wird die Hälfte der Regeln auch nur zu erwähnen, setze ich mich lange mit ihm zusammen hin und verschriftliche die Regeln. M. Kümmert sich noch darum, dass wir auch ein "Fiche d'objectif" haben. Auf besagtem Blatt soll man vor einer Aktivität immer festhalten, was man braucht, das Spiel erklären und die Regeln und Ziele (schließlich soll ja alles auch ein pädagogischen Nutzen haben) definieren.
Donnerstag, 22.10.2015
Heute steht unsere letzte Aktivität an und ich werde froh sein, wenn ich das endlich hinter mich gebracht habe. Es würde ja Spaß machen, wenn die Zeit, die man investiert sich auch in der Qualität des Endprodukts zum Ausdruck bringen würde... Krisen gehören zur Teamarbeit dazu und eigentlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass es immer etwas bringt über Probleme zu reden. Meine Gruppe ist dagegen aber leider immun. Nicht, dass das falsche Bild aufkommt: Ich habe mich mit allen wirklich gut verstanden. Nur in der Gruppenarbeit war es teils etwas schwierig auf einen grünen Zweig zu kommen.
Nach dem Petitdéj, welches von Mal zu Mal verbessert wird (angefangen haben wir damit, dass alles auf den Tischen fertig verteilt war. Mittlerweile gibt es ein Buffet. Schließlich soll die Autonomie der "Kinder" gefördert werden. Nur die heiße Milch wird aus Sicherheitsgründen noch vom Frühstücksdienst serviert.), erwartet uns eine Version von "Capture the flag". Drei Mannschaften treten in einem großen Waldgebiet gegeneinander an und versuchen sich gegenseitig Puzzleteile zu klauen und letztendlich die Flagge der anderen Mannschaft zu finden. Es macht unglaublich viel Spaß wie irre durch den Wald zu rennen und sich gegenseitig aufzulauern. Auch wenn ich feststellen muss, dass ich gegen L. Und O. Mit ihren langen Beinen keine Chance habe.
Nachmittags stattet uns F. Bzw. Monsieur L. (der ganz nebenbei bemerkt auch M.s und mein Mentor ist) einen Besuch ab und stellt FOL, den Dachverband, der für das BAFA zuständig ist, vor. Ich gebe mir viel Mühe aufzupassen. Aufgrund des Schlafdefizits und des nicht vorhandenen roten Fadens, ist es aber ziemlich schwer. Einige schlafen sogar kurzzeitig ein und werden ziemlich unsanft von L. Geweckt.
Es folgt unsere Aktivität, über die ich nicht so viele Worte verlieren möchte. An sich ist alles mehr oder weniger geplant. Wenn sich dann auch alle an den Plan halten würden, wäre es natürlich optimal. Aber warum sollte man das tun? L., einer aus meiner Gruppe, und ich versuchen an das ganze optimistisch heran zu gehen. Ganz nach dem Motto: "Wenn wir Spaß haben, werden die anderen auch auf ihre Kosten kommen".
Die Gruppe, die für das Abendprogramm zuständig ist, hat sich etwas ganz Feines ausgedacht: Wir werden ins Casino eingeladen! Es ist an alles gedacht: Chips, Regeln. Es ist perfekt und ein richtig guter Tagesabschluss. Auch, wenn mein "Geld" ganz schnell weg ist.
Nach der Analyse kündigen uns unsere Ausbilder noch eine neue Aufgabe an. Für morgen Abend sollen wir alle gemeinsam ein Programm entwerfen. Am Besten eigne sich dafür etwas Cabaretartiges. Das heißt für uns wieder eine schlaflose Nacht. Ich fühle mich ein bisschen wie im Ausbildungscamp aus "Top Secret"... Doch da viele schon relativ früh ins Bett gehen, sitze ich letztendlich mit F. Und L. Alleine da. Zu dritt kann man aber nichts planen, in das alle Seminarteilnehmer eingebunden sind. Mir kommt die Idee, dass ich mit M. Etwas zu Sprach- und Kulturunterschieden machen könnte. Eifrig beginnen wir mit einem Brainstorming.
Freitag, 23.10.2015
Nach dem Petitdéj erwartet uns eine Olympiade mit den Disziplinen Fußball, Gefängnisball und 10-Mal-Zupassen. Es macht viel Spaß, auch wenn meine Mannschaft, die im Übrigen "Allemagne" heißt, nur Zweite wird. Apropos Deutschland. Bevor ich nach Frankreich gekommen bin, hatte ich immer die Vorstellung, dass Franzosen nur Französisch sprechen. Dies trifft auch auf einige zu. Die meisten auf dem Seminar konnten jedoch mindestens noch eine andere Sprache. Häufig Spanisch, manchmal Deutsch (wenn auch nicht so gut, aber immer hin) oder Englisch. Das hat mich dann doch überrascht. Und ein Mädchen war sogar so fließend, dass es M. Und mich verstanden hat, wenn wir Deutsch gesprochen haben. Und spätestens am Ende des Seminars konnten alle "Ja" und "Nein" sagen. Interessiert waren jedenfalls alle. Das war eine schöne Erfahrung und hat mein Bild sehr revidiert.
Danach schauen wir kurze Sequenzen aus einem Film, der in Frankreich sehr bekannt zu sein scheint (Der Name ist mir aber entfallen. Nur so viel: Es geht um ein Ferienlager.) und analysieren das Verhalten der Animateure und Betreuer. Danach haben wir noch Zeit unser heutiges Abendprogramm vorzubereiten. Nach einer kurzen Besprechung macht sich jeder ans Werk.
Ich schreibe mit M. Einen Sketch, in welchem wir als Deutsche in ein französisches Restaurant kommen (-zunächst reden wir auf Deutsch, wechseln im Restaurant angekommen aber auf Französisch) und zunächst über die Franzosen und ihre Eigenheiten herziehen (bspw. Über den Baguettekonsum, den Zustand der meisten Autos und die riesigen Tassen). Neben uns sitzen aber zwei Französinnen, die alles mit anhören und irgendwann die Vorurteile über die Deutschen auspacken. Die Diskussion endet in dem verzweifelten Versuch den beiden klar zu machen, dass Deutsch eine schöne Sprache ist. Mit den Worten "Schmetterling" und "Frühstück" sind wir da nur leider nicht so erfolgreich. Ob das alles klappt wie gedacht ist fraglich. Besagte Französinnen sehen den Text nämlich erst fünf Minuten vor unserem Auftritt und auch M. Und ich können ihn nicht auswendig.
Als wir an der Reihe sind - nachdem ich den „Cupsong“ absolviert habe - liegt unser Publikum auf dem Boden vor Lachen. Ich genieße es endlich mal wieder Theater spielen zu können. Das hat mir total gefehlt. Dick eingemummelt in Winterjacke und Kapuze stolpern wir auf die Bühne. Alles klappt am Schnürchen und ich bin stolz auf uns.
Auch wenn das Cabaret darin endet, dass sehr willkürlich noch Programmpunkte an den Haaren herbei gezogen werden (wir sind nämlich noch nicht bei 1,5 Stunden...), macht es Spaß.
Nach einer Abschlussrunde machen wir Musik an und tanzen. Bis ich ins Bett komme, dauert es noch etwas. Auch, da ich meinen Koffer noch packen muss.
Samstag, 24.10.2015
Wir müssen früh aufstehen, da wir den Schlafsaal noch putzen müssen. Ich muss aber noch früher aufstehen, da sich E., ich und ein paar andere für den Frühstücksdienst gemeldet haben.
Ich packe schnell meine sieben Sachen zusammen (mein Bett hat M. Freundlicher Weise schon abgezogen) und räume mit den anderen unser ganzes Material zusammen bzw. Mache eine Tour zu den Müllcontainern. Während wir am Aufräumen sind, beginnt die Einzelendevaluation mit den Ausbildern. Aufgeregt bin ich eigentlich gar nicht. Als gefühlt alle vor mir mit verheulten Augen wieder zurück kommen, beginne ich dann aber doch mir etwas Gedanken zu machen.
Ich habe mein Gespräch wieder bei A.-S. Und V. Zu meinem Erstaunen ist zu Beginn sogar noch L. Mit dabei. Es macht mich stolz, dass ich von ihnen ein durchweg positives Feedback bekomme. Sie sind stolz auf mich und sind der Meinung,dass ich den Inhalt des Seminars um einiges besser verstanden habe als viele meiner französischen Mitteilnehmer. Und das, obwohl ich teilweise die sprachlicher Barriere habe. Nachdem die beiden versuchen mich für ihre Ferienlager zu rekrutieren und ich sie dafür gelobt habe, dass sie sich das Seminar über permanent wie Kinder verhalten haben (Wie gesagt, viele der Mitteilnehmer hat es gestört, dass vor allem L. Immer die Grenzen ausgetestet hat. Aber aus Erfahrung vom Centre kann ich nur sagen: Solche Kinder gibt es wirklich. Darum hat es sich einfach um eine sehr gute Simulation der Situation gehandelt.), ist das Gespräch auch schon wieder vorbei.
Wir machen noch eine Abschlussrunde und ich bedanke mich bei allen. Zum Einen habe ich viel über Kinderbetreuung gelernt. Aber eben nicht nur. Mir hat diese Woche auch erheblich viel für mein Französisch gebracht. Ich habe mich willkommen gefühlt und habe viele der anderen ins Herz geschlossen.
Wir verabschieden uns schließlich vor dem Parkplatz und machen noch ein letztes Gruppenfoto.
Dann fahren M. Und ich mit A.s Vater wieder nach Hause.
In l'Ermitage angekommen, holt uns die Woche wieder ein. A. (nicht das Mädchen, mit dem wir zum Seminar und wieder zurück gefahren sind, sondern das Mädchen, das die Woche über bei uns gewohnt hat.) hat ihre McDonalds Verpackungen in der Küche stehen gelassen und nicht abgespült. Ist ja nicht so, dass sehr offensichtlich eine Mülltüte in der Küche hängt... Doch damit nicht genug. Als ich in mein Zimmer komme erwartet mich auch nicht unbedingt Ordnung. In drei verschiedenen Ecken finde ich alte McDonalds Verpackungen und sogar alte Pommes auf dem Boden. Angewidert schnappe ich mir den Staubsauger und mache eine Großputzaktion. Ich bin eigentlich nicht so pingelig. Aber für mein Verständnis gehört es dazu, dass man sauber macht oder zumindest aufräumt, wenn man woanders gewohnt hat.
Als ich fertig geputzt habe, fühle ich mich besser und mache mich ans Auspacken des Koffers. Ähnlich wie nach dem EFD-Seminar ist es merkwürdig nicht mehr so viele Menschen um sich herum zu haben. Glücklicherweise habe ich mit ein paar der anderen die Handynummern ausgetauscht, sodass ich sie vielleicht wieder sehen werde.
Hinter mir liegt eine anstrengende, aber auch schöne Woche, die meinen Schlafrhythmus aber nachhaltig gestört hat.