Frankreich: Achtung Sommerloch!
Die meisten Freiwilligen treten ihren Dienst in den Sommermonaten an. Voller Elan und Tatendrang kommen sie in ihrem Projekt an, wo sie oftmals eine unangenehme Überraschung erleben: keine Arbeit.
Die meisten Freiwilligen treten ihren Dienst in den Sommermonaten an. Voller Elan und Tatendrang kommen sie in ihrem Projekt an, wo sie oftmals eine unangenehme Überraschung erleben: keine Arbeit.
In Frankreich ist es oft so, dass während der langen Sommerferien viele Aktivitäten in den einzelnen Organisationen eingestellt oder zumindest auf Sparflamme geschaltet werden, da viele Leute verreist sind. Das hat zur Folge, dass sich der Freiwillige gleich zu Beginn im Leerlauf befindet und mit unter bis zu zwei Monate in eine „Beschäftigungstherapie“ (Kaffee kochen etc.) gesteckt wird, bevor seine eigentliche Arbeit beginnt. Da ist Frustration natürlich vorprogrammiert und man hat nicht Übel Lust, gleich wieder nach Hause zu fahren.
Was also tun? Keine Sorge, im Normalfall handelt es sich bei dem geschilderten Problem nicht um einen Dauerzustand, sondern bessert sich mit der Zeit. Auf jeden Fall ist Eigeninitiative gefragt: suche dir selbst eine Beschäftigung und erwarte nicht, dass dir immer jemand etwas zu tun gibt. Aber lass dich auch nicht ausnutzen und zum „Mädchen für alles“ degradieren, denn das ist nicht deine Pflicht. Wenn es deine Zeit erlaubt, unternimm Reisen in die nähere oder fernere Umgebung, schließlich willst du ja auch dein Gastland kennen lernen. Mit dem Zug und der Karte „12-25“ bist du schnell und günstig in einer anderen Stadt.
Bemühe dich, Anschluss zu finden, sei es bei deinen Kollegen oder bei den Nachbarn. Das wird dir ermöglichen, deinen Bekanntenkreis immer weiter auszubauen. Erfahrungsgemäß sind die Franzosen sehr gastfreundlich und laden gerne ein, legen sich aber nicht fest, wodurch die Einladung schnell in Vergessenheit gerät. Scheue dich nicht davor, nachzufragen und sie auf ein bestimmtes Datum „festzunageln“.
Freizeitaktivitäten sollten natürlich auch nicht fehlen. Der Europäische Freiwilligendienst bietet dir viel Freiraum, nutze die Zeit, um beispielsweise auszuprobieren, was du schon immer machen wolltest, sei es ein Tanz- oder Zeichenkurs etc. Das ist, nebenbei bemerkt, auch eine prima Kontaktbörse. Was den Preis anbelangt, so frage deinen Tutor oder Bekannte, ob es nicht einen besonderen Tarif für dich gibt, da du als SVE ja kein Einkommen hast. Oft kommt man durch Vitamin B billiger oder gar gratis weg. Bleiben dann noch die Schlechtwettervarianten, wie lesen (melde dich auf jeden Fall in einer Bibliothek deiner Umgebung an), Sprachkenntnisse vertiefen, alte Brieffreundschaften auffrischen oder Artikel für den Youth-Reporter schreiben.
Wie schwer die Anfangszeit auch sein mag und auch, wenn du noch soviel Heimweh hast, überleg‘ es dir gut, bevor du dein Projekt abbrichst. Die Chance, am SVE teilzunehmen, ist einmalig. Und im Nachhinein wirst du froh sein, doch geblieben zu sein. Also, Kopf hoch, alles wird gut.
Ich bin seit dem 15. Juli SVE/EFD in Frankreich, in Châtellerault, und arbeite in der Jugendbetreuung in einem sozialen Zentrum, ab und an aber auch in einer Schule beim Deutschunterricht.