Bienvenue à Redon
Ein etwas lang geratenes Résumé meiner ersten Woche hier
Salut à tous!
Wie einige schon mitbekommen haben bin ich gut in Frankreich angekommen. Nach einer langen Autofahrt, auf der zwischendurch doch das ein oder andere Mal ein bisschen Bauchkribblen auftauchte, kam ich mit meinen Eltern am Sonntagnachmittag in der Bretagne an. In der Nähe von unserer Wohnung gab es einen ganzen Rundweg mit Megalithen in verschiedenen Formationen und Größen, die wir zumindest teilweise erkundet haben. Nach der ganzen Sitzerei tat es wirklich gut, sich zu bewegen und zwischen all den Steinen kam ich meinem Ziel "Frankreich" auch gefühlt ein bisschen näher. Während die Landschaft unterwegs größtenteils ähnlich der rheinlandpfälzischen war, entdeckte ich bei den alten Steinen auch endlich etwas Anderes, vor allem Gräser und niedrig wachsende Blumen - kann ich allen nur empfehlen, die mal in die Gegend zwischen Rennes und Redon kommen, die Megalithen in Saint Just!
Am Montag ging es dann ans Meer und es war wirklich schön! Trotz morgens eher trüben Wetters konnte ich es nicht lassen, in den sanft auslaufenden Wellen des Atlantiks barfuß zu gehen - ein tolles Gefühl. Gegen Mittag klarte der Himmel zum Glück auf, sodass wir auch nochmal Sonnenschein genießen konnten, während wir noch einen zweiten Ort mit (unter Anderem) einem Weg zu einem kleinen Leuchtturm und die zwischen den Dörfern liegenden Salzfelder erkundeten. Ich hoffe, dass ich noch öfter die Gelegenheit bekommen werde, ans Meer zu fahren, je l'aime très bien! Die dort gesammelten Muscheln zieren auch schon meinen Schreibtisch. Auf dem Rückweg haben wir aus Neugier in Redon Halt gemacht, mussten bei unserer ersten Tour durch die Stadt aber enttäuscht feststellen, dass montags abends scheinbar alles geschlossen hat; wir haben kein eines offenes Restaurant zum Essen gefunden. Aber gut, wir hatten schließlich noch Nudeln in der Wohnung und konnten so zumindest einen ersten Eindruck von Redon gewinnen.
Zum vorerst letzten Mal wanderte mein Gepäck dann am Dienstag ins Auto (natürlich habe ich zu viel dabei...) und am späten Vormittag ging es nach Redon. Bei Tag und mit nun tatsächlich geöffneten Geschäften sah die Stadt schon viel freundlicher aus und wir nutzten die verbleibende Zeit, um die Einkaufsstraße, den Hafen, einen kleinen Park und überhaupt ein paar Orte zu entdecken. Nachmittags war es dann aber doch soweit, Lydia und die anderen SVE hier zu treffen, die Wohnung zu beziehen und letztendlich sich von meinen Eltern zu verabschieden. Einerseits dank der schönen Tage, die wir noch zusammen in der Bretagne verbracht haben, andererseits aber auch, weil ich mich mit den Menschen und Orten direkt wohlgefühlt habe, fiel mir der Abschied gar nicht soo schwer, wie ich es erwartet hatte. Aber wenn mans so will, vielleicht "umso besser" bzw einfacher?! Das ändert ja nichts an der Tatsache, wie wichtig mir meine Familie und Freunde sind.
Soviel zum Tagebuchstil, ich glaub das wird doch ein bisschen ermüdend so. Ich gebe mir Mühe, die erste Woche, die für mich so schnell vergangen ist, in den wichtigsten Punkten zusammenzufassen. Wer mich kennt weiß ja, wie ausladend ich doch schreiben und erzählen kann... :)
Passend zu unserer Ankunft in Redon strahlte die Sonne, es war bestes Wetter. Bis heute bin ich trotz der drohenden Ankündigung, dass es viel regnet, noch kein einziges Mal nass geworden und konnte wahres T-Shirt Wetter genießen - perfekt! Wie schon erwähnt, mit den Menschen hier fühle ich mich wirklich wohl. Die anderen SVE sind alle super lieb, genauso wie unsere "coordinatrice", die anderen Mitarbeiter der MAPAR, die ich bisher kennengelernt und überhaupt alle Menschen, die ich getroffen haben. Unsere Wohnung ist zwar insgesamt noch ein bisschen unpersönlich, aber trotzdem sehr schön. Mit meinen Mitbewohnerinnen verstehe ich mich auch gut und es ist echt lustig, dass wir mehr oder weniger durch Zufall eine reine Vegetarier-WG sind - vraiment pratique. Zur Zeit sind wir hier zwei Deutsche, zwei Italiener, eine Türkin, eine Finnin, ein Pole und eine Griechin, wobei letztere leider morgen schon nach Hause fährt, weil ihr Jahr SVE vorbei ist. Trotzdem bin ich echt froh, sie noch kennengelernt zu haben, ihre Art ist einfach très sympa. Wir hatten mehrere lustige Abende mit leckerem Essen, Cidre und Wein in verschiedenen Konstellationen, weil jeder andere Arbeitszeiten und Gewohnheiten hat.
Meine ersten Tage auf der Arbeit waren so verschieden und bunt gemischt, wie die Menschen dort sind. Es war gerade rentrée, also Schulanfang, da muss noch viel organisiert werden, es stehen noch nicht alle Pläne und vieles ist neu. So traf ich am Mittwoch meine tutrice nur für knapp eine Stunde, um ein paar Worte zu wechseln und viiieeelen Schülern und Mitarbeitern in der Clarté bei einem ersten Rundgang "Bonjour" zu sagen und mich vorzustellen. Es hat mich wirklich total gefreut (und freut mich immernoch) zu sehen, wie glücklich die "jeunes" waren, mich endlich kennen zulernen. Die meisten kannten sogar schon meinen Namen (der ja wirklich nicht soo einfach auszusprechen ist...) und freuen sich einfach, wenn ich bei ihnen bin. Donnerstag war dann mein erster richtiger Tag, der aber auch für alle Beteiligten der "classe collège", in der ich den Hauptteil meiner Zeit verbringen werde, etwas ganz Neues war. Denn in diesem Jahr ist unsere Klasse zum ersten Mal für zwei Tage die Woche in einem regulären collège, wo wir einen eigenen Klassensaal haben (der mich passenderweise mit deutschen Plakaten und Zetteln wie "Ich habe mein Buch vergessen?" begrüßte), mit allen anderen "normalen" Schülern in der Pause sind, in der Kantine essen und wo einzelne Schüler zeitweise in die collège-Klassen für bestimmte Fächer gehen. Alles in Allem also eine Art Integrations-Projekt. Die ersten Tage dort musste zunächst alles erkundet werden, es war aufregend - na klar -, aber auch wirklich schön: die Schüler der Clarté, die verschiedene "handicapes" im Physischen, aber auch der Entwicklung, haben, werden super aufgenommen. Freitag dagegen waren wir normal in den Gebäuden der Clarté, wo nicht nur Unterrichts- sondern auch Therapieräume sowie Zimmer für alle Schüler, die über die Woche dort wohnen, untergebracht sind. Dort stand nun richtiger Unterricht an: tests de rentrée in Französisch und Mathe, wo ich schon fleißig beim Erklären helfen durfte, Stundenpläne zusammenstellen, verschiedene Mathespiele, Diskussionen über den vergangenen Tag am collège und Theaterstücke, die man vielleicht schauen kann und und und.. Es gibt zwar noch viele Dinge, die ich genauer wissen will, Abläufe wie den Empfang der Schüler montags morgens und wie ich dort helfen kann, was die Stärken und Schwächen der einzelnen Schüler sind, etc, aber trotzdem kann ich schon sagen, dass ich bisher ein gutes Gefühl habe und gut mit der Sprache und der Kommunikation mit (zumindest fast) allen Schülern habe. Ich bin ziemlich sicher, dass das eine super Zeit wird, in der ich hoffentlich viele schöne Momente mit den "jeunes" verbringen werde und mit Sicherheit noch einiges lernen kann!
Das Wochenende verging auch wie im Flug, zusammen mit Tiina war ich eine relativ große Runde spazieren, um einen Stall hinter der Nachbarstadt Saint-Nicolas-de-Redon anzuschauen, der mich tatsächlich positiv mit hellen und relativ großen Boxen und gepflegter Anlage überrascht hat. Abgesehen davon, dass Reitstunden mit dem SVE - Taschengeld kaum zu bezahlen sind, habe ich dabei auch für mich festgestellt, dass ich mich in einem so großen Stall mittlerweile nur noch schwer wohlfühlen könnte, die persönliche Atmosphäre zu Hause in Deutschland ist mir da deutlich lieber und da warte ich gerne auf meine Lieblingsvierbeiner :) Auf dem Rückweg hatten wir großen Spaß, Brombeeren am Wegrand zu pflücken. Danach gings mit einem von den Freiwilligen, die schon länger hier sind, gleich nochmal für eine Runde durch die Stadt, um ein paar "wichtige" oder interessante Orte kennenzulernen, was echt praktisch ist. Sonntag gab es hier ein "Forum", wo sich alle Vereine von Redon vorgestellt haben. Wir waren alle zusammen dort, um am Stand der Mapar den SVE zu repräsentieren, hatten aber auch genug Zeit, alles andere anzuschauen - und wow, es gibt hier wirklich alles, habe ich das Gefühl. Als erstes habe ich mir mal den Volleyballverein vorgenommen, aber es wird wahrscheinlich recht schwierig zu entscheiden, was ich in meiner Freizeit machen will, weil es einfach so viele Möglichkeiten und Angebote gibt. Eine weitere Sache, die mich sehr positiv überrascht hat hier! Und auch sonst, mein Kalender kann sich bisher keinesfalls über Leere beschweren, es gibt schon viele Termine für uns hier und das on-arrival Training in Narbonnes(!!) ist auch schon in knapp einem Monat!
Donc, je pense c'est tout pour le moment, ich fühle mich schon sehr wohl hier und bin glücklich. Wie man vielleicht schon ein bisschen gemerkt hat stecke ich mitten im Sprachmischmasch, wir reden natürlich viel viel viel Französisch und ich komme auch wirklich super klar mit der Sprache, aber dazwischen helfen auch immer wieder Englische Erklärungen aus oder einzelne Übersetzungen ins Deutsche. Insgesamt nimmt "le francais" aber schon deutlich Besitz von meinen Gedanken... :D
Auf den Fotos seht ihr die Megalithen von Saint-Just, den Weg am/im Atlantik in Le Croisic, Kirche und Rathaus von Redon und den "Canal de Nantes à Brest", an dem wir Samstag entlang gelaufen sind.