Beamish Experience
Schottisches Wetter ist auch nicht mehr das, was man erwartet: statt trüber Tage erlebt Paul angenehm warmes Wetter. Das ist insofern ganz praktisch, als der momentane Pub seiner Wahl mit einem luftigen Örtchen ausgestattet ist – also nichts für Regentage.
Mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Wo soll ich denn anfangen? Vielleicht beim Wetter: In meinen vergangenen Erzählungen habe ich erzählt, dass das Wetter hier so schlecht ist. Das muss ich leider revidieren. Von Samstagabend an konnte man in kurzen Ärmeln unterwegs sein, auch nachts, und es war gar nicht kalt. Ich glaube nicht, dass es zum braun werden reicht, doch es ist sehr angenehm. Also keine Lästerungen übers Wetter mehr… … obwohl – zur Zeit (Mittwoch Abend) regnet es!
Doch nun zum Wochenende, denn da passiert immer am meisten. Letztes Wochenende war „Beamish Experience“. Das ist genau das gleiche wie „Night Groove“ in Nürnberg/Fürth, nur es ist kostenlos und das Bier ist viel, viel teurer. Hier kostet ein Pint zwischen € 3,50 und € 4,00. Beamish ist eine Biermarke, die das gleiche Bier wie Guinness, Stout braut. Es spielen eine ganze Menge Bands in der ganzen Menge Pubs hier in Cork. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Den ganzen Freitag- und Samstagabend habe ich alle möglichen U2 Coverbands, Blues und irisch-traditionellen Bands begutachtet. War richtig super.
Vorher hatte ich am Samstag mein(en) Zimmer(anteil) etwas neu gestaltet. Ist jetzt nicht viel wohnlicher, aber doch etwas. Dazu möchte ich sagen, dass meine Wände noch sehr leer sind! Dieses sollte ein Anstoß an alle Euch Daheimgebliebenen sein, mir Photos (AUF PAPIER!! ICH HABE KEINEN DRUCKER!) von euch zu schicken. Ich denke nicht, dass ich euch vergessen werde in diesem Jahr, aber mit Photos ist es einfach schöner. Vielen Dank schon mal im Voraus.
Doch zurück zur Abendunterhaltung: Hier gibt es einen Pub, „The Long Valley“, welchen ich am Freitagabend besucht habe. Der macht um ein Uhr zu. Gegen 12.50 Uhr beginnt der Eigentümer dann seine Gäste lauthals heraus zu brüllen. „Leute, es ist schon fast Eins. Jetzt schnell, schnell! Trinkt gefälligst Euer Bier aus und raus mit Euch.“ Gegen 1.00 Uhr wird das ganze dann noch penetranter und lauthalsiger. „Meine Damen und Herren, Zeit wird’s!“ Mir wurde erklärt, dass das in diesem Pub normal ist. Der erste Eigentümer war irgendwie genauso drauf. Das hat der Derzeitige traditionshalber einfach übernommen.
Eine andere schöne Eigenart dieser Lokalität ist, dass das Pissoir unter freiem Himmel ist. Das muss man sich so vorstellen: Das Nachbarhaus wurde mit nur sehr geringen Abstand gebaut. Diese Lücke (etwa 3x2 Meter) wurde einfach gefliest, ein Abfluss installiert und schon war das Klo fertig. Man steht so da, an nicht Böses denkend, schaut nach oben und sieht den Himmel zwischen zwei Häusern durchschauen. Wenn es regnet, muss man schnell sein. Wenn es hagelt, muss man sehr schnell sein. Wenigstens haben die mit der Lüftung keine Probleme.
Eine weitere Angewohnheit der Iren: In Pubs gibt es keinen Service. Man muss sich alle Getränke an der Bar holen. Nie wird einer kommen und fragen, ob man keine Luft mehr im Glas möchte. Bezahlt wird sofort und in Bar (Wortspiel!) Der Vorteil des Ganzen ist, dass Trinkgeld in Pubs nicht üblich ist.
Sonntag sind Sebastian und ich dann nach Cobh (sprich: Koof) gewandert. Cobh ist näher in Richtung Atlantik. Das waren etwa drei Stunden Wanderung in eine Richtung. Einst fuhr hier ein Zug von Cork nach Cobh. Der Zug ist jedoch umgezogen auf eine andere Strecke, und die alte wurde ausgebaut zu einem Wanderweg. Die Brücken, unter denen der Zug gefahren ist, sind noch vorhanden. Sogar ein Bahnsteig ist noch zu sehen. Es war schön, mal aus der Stadt herauszukommen in die Natur. Cork ist nicht gerade berühmt für seine Parks! Cobh dagegen ist eine Hafenstadt mit einer schönen neogotischen Kathedrale und farbenfrohen viktorianischen Häusern. Die Stadt war Auswanderungspunkt nach Amerika und Australien. Heute ist sie eine für den Tourismus herausgeputzte Stadt. Wenn man einen Luxusliner besitzt, sollten man nicht hier anlegen: Von hier sind die Titanic und die Lusitania ausgelaufen zu ihrer letzten Fahrt. Nachdem wir heim kamen bin ich gleich in mein Bett gefallen, nach einem ganzen Tag an der frischen Luft.
Dienstag feierte Magdalene ihren 19. Geburtstag im ‚Old Oak’. Das ist einer der größten und berühmtesten Pubs in Cork. Kommt man von einer Straße, und geht nicht ganz bis zum Ende der Räumlichkeit durch, könnte man denken, dass das Old Oak eine winzige Kneipe ist. Läuft man hinten weiter, breitet sich jedoch ein extrem großer Raum mit Glaskuppel vor einem aus. In der ganzen Kneipe gibt es etwa fünf Bars. Sehr beeindruckend, genauso wie die Bluesband, die dort gespielt hat. Langsam habe ich das Gefühl, dass man hier jeden Tag live Musik bekommen kann, ohne überhaupt lange zu suchen.
Um es in den Worten einer weltweit verbreiteten Imbisskette zu sagen:
„Ich liebe es!“