Poka Russland
Auch für Hanna ist es an der Zeit, ihre Zelte in Russland abzubrechen: „Es ist genau so schwer, wie ich es mir in den letzten Monaten vorgestellt hatte. Es ist so weit gekommen, dass ich schon gar nicht mehr nach Hause will. Es ist so schwer, jetzt wieder alles hinter mir zu lassen und einfach zu sagen, wir sehen uns irgendwann wieder."
Hallo Ihr Lieben,
nun noch ein letztes Mal Nachrichten von mir hier aus Russland.
Ach, es ist genau so schwer, wie ich es mir in den letzten Monaten vorgestellt hatte. Es ist so weit gekommen, dass ich schon gar nicht mehr nach Hause will. Es ist so schwer, jetzt wieder alles hinter mir zu lassen und einfach zu sagen, wir sehen uns irgendwann wieder.
Für mich steht zwar fest, dass ich wieder komme, aber das macht jetzt gerade den Abschied nicht leichter. Ich habe in diesem Jahr so gute Freunde gefunden und somit bin ich momentan sehr nah am Wasser gebaut. Das wirklich Positive daran, dass ich jetzt gehe, ist das ich aus dieser Wohnung raus komme, wo man denkt, ich sei ein Goldesel. Aus diesem Satz könnt Ihr richtig ableiten, dass es mal wieder Probleme mit meinen Vermietern gab. Na ja, ich will ja auch nur das Gute und die guten Erinnerungen mit nach Deutschland nehmen, also ist das auch nicht weiter wichtig.
Ich habe in den letzten Wochen noch viele (vorerst) letzte Male erlebt, wie einen Ballettbesuch, nochmal in meinen Lieblingscafé vorbei schauen, nochmal durch ein paar wichtige Orte stromern, die für mich eine besondere Bedeutung haben. Ich habe viele kleine Verabschiedungen hinter mir, aber jede war nicht weniger schmerzlich als die davor.
Ich freue mich schon auf zu Hause, wieder alle treffen, wieder mein eigenes Zimmer, wieder mein zu Hause. Ich freue mich schon darauf, Julia und Teresa wieder zu treffen. Vielleicht wären wir uns in Deutschland nie über den Weg gelaufen oder aber hätten nie eine solch enge Freundschaft aufgebaut. Dieses Jahr hat mir Dinge gegeben, die ich ansonsten nie erfahren hätte. Natürlich es war nicht immer leicht, das wisst vor allem Ihr, da ich ja immer mal wieder hier geschrieben habe. Aber wenn man alles zusammen nimmt, hat mir dieses Jahr mit all seinen Katastrophen und Schönheiten mehr geholfen, als ein Jahr an der Uni oder irgendwo anders.
Ich möchte dieses Jahr nicht missen. Es wird jetzt erstmal wieder etwas Neues kommen und mir vielleicht das Heimweh nach Russland erleichtern, das schon jetzt ganz arg drückt. Es wird alles wieder anders, und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch vor dem Neuen jetzt wieder Angst, da ich mich ja eigentlich erst so in den letzten zwei bis drei Monaten richtig in dieses Land eingefunden habe. Aber mir wird immer wieder gesagt, du hast dieses Jahr überstanden und dich in alles eingefunden, also wird es nicht wieder so schwer werden. Ich mir da nicht so sicher. Aber irgendwie findet sich das schon alles. Hatte es ja auch hier.
Sorry, dass ich jetzt so melancholisch schreibe, aber in vier Stunden muss ich aufstehen, mich fertig machen und dann meine Koffer schnappen, die schon hier fertig gepackt neben mir stehen. Deshalb werde ich jetzt auch aufhören und mich wieder melden, wenn ich in Deutschland bin.
Liebe Grüße an Euch alle da draußen, an die, die jetzt erst anfangen, und an die alten Hasen, die sich auch verabschieden.
Also macht’s gut und man hört sich in Deutschland! Eure Hanna