Ich werd ein Star! :)
Busfahren in Russland, oder zumindest in Ufa, ist nicht gerade eine einfache Angelegenheit, wenn man des Russischen nicht allzu mächtig ist. Diese bittere Erfahrung musste Hanna machen, bei ihren ersten Versuchen auf diesem Gebiet. Auch beim Sprachunterricht, der ihr dabei helfen soll, sich besser zu verständigen, klappt nicht alles wie gewollt. Dafür war ihr erster Radioauftritt erfolgreich.
O.K, hier bin ich mal wieder. Hab ne ganze Menge schon wieder erlebt und ich muss Euch sagen, es war mal wieder etwas chaotisch. Also das Erste war, dass ich zur Arbeit ( Uni) wollte, aber da bin ich nicht angekommen. So, Ihr fragt Euch jetzt sicher hat sie den falschen Bus genommen? Nein, hat sie nicht, sie hat alles richtig gemacht. Und hat auch dem Fahrer gesagt, dass sie gern bei der "Ostanovka BGU" (Bushaltestelle meiner Uni) aussteigen würde. Doch leider, leider, stellt Euch vor, der gute Mann hat da nicht gehalten. Also habe ich versucht, ihm mit meinen verkrüppelten Russischkenntnissen begreiflich zu machen, dass ich nicht an der Endstation aussteigen möchte, sondern bei der Uni. Ihr müsst wissen, ich kann nur auf Russisch sagen, dass ich es nicht verstehe, und dass ich nur Deutsch und Englisch spreche. So, daraufhin wurde ich in einen Bus verfrachtet, der mich zur Uni brachte, und der Fahrer war von der Situation ganz begeistert. Wollte gleich meinen Namen wissen, was ich hier mache, etc pp. So. Also ich bin doch noch an meinem Ziel angekommen.
Zwei Tage später musste ich mal wieder zur Arbeit. Ich nahm wieder den Bus und sagte wieder wo ich hin wollte. Aber was glaubt Ihr, was geschah??? Richtig: ich bin wieder nicht an meinem Ziel angekommen, und das Beste war, es war der Busfahrer, der mich das letzte Mal aus meiner Dilemmasituation gerettet und mich noch pünktlich zu meinen Termin gebracht hatte. Und ich hatte schon gedacht, ich würde hier nie auf ein und denselben Fahrer zweimal treffen. Denn a) ist die Stadt eine Millionenstadt und b) gibt es hier eine verdammt große Anzahl von den Bussen. Und da wir grad bei ihnen sind. Ich weiß nicht, ob ich das schon mal gesagt hatte, diese Dinger hier sind zur Hälfte diese großen Raumtaxen. Allerdings hier mit bis zu 15 Plätzen (Ihr wisst bestimmt, dass die nur bis zu sechs Personen in Deutschland zugelassen sind). So, und dann scheinen Busfahrer genau zu spüren, wann Ihr mal aufs Klo müsst, und ich habe den strengen Verdacht, dass sie dann extra jedes Schlagloch mitnehmen. Und glaubt mir, hier gibt es eine Menge Schlaglöcher.
Wie Ihr muss auch ich Sprachunterricht nehmen (kennt Ihr ja alle, diese langweiligen Stunden). Nur dass ich mir eine kleine Auseinandersetzung mit meiner Lehrerin geleistet hab, als ich ihr versucht habe zu erklären, dass ich 1,5 Stunden Unterricht ohne Pause einfach nicht durchhalte. Ja, ich gebe zu, ich habe fünf Jahre Russisch gelernt und alles vergessen. Aber das war kein Kommunikationsproblem, denn ich hatte eine Dolmetscherin, nein es war ein Mangel an Verständnis für eine geplagte Seele. Also bekomme ich jetzt einen neuen Lehrer, denn meine Ehemalige ist einfach wutschnaubend davon gestürmt. Klassischer Abgang. Ihr kennt das sicher alle, wenn jemand einfach ohne was zu sagen davon marschiert. Auch das hab ich überstanden.
Und ich habe auch gearbeitet. Ja ja, Hanna hat schon ihren ersten Artikel geschrieben. Abgesehen davon würde ich sagen, hab ich hier einen Tagesablauf, um den Ihr mich beneiden werdet. Ich kann arbeiten gehen wann ich will und habe sehr viel Freizeit, die ja auch genutzt wird, wie Ihr seht. Allerdings braucht man hier auch viel Zeit, denn hier läuft sie anders, sehr langsam. Hier etwas auf den schnellen Weg erreichen zu wollen geht nicht. Ihr braucht, wie in ganz Russland, starke Nerven und Geduld. Wer mich kennt weiß, dass ich mich mit Letzterem schwer tue, aber ich bin auf dem Weg der Besserung!!!
Dann habe ich mir Ufa mal im Ganzen versucht anzuschauen. Aber glaubt mir, das ist nicht so einfach, denn diese Stadt hat ein zwölf Kilometer lange Hauptstrasse und zählt damit zu den längsten in Europa. Außerdem gibt es hier die höchste Reiterstatur in ganz Europa (Habt Ihr nicht gewusst? Ich auch nicht, bevor ich her kam.) Ach ja, Ufa ist die Hauptstadt Baschkieriens. So, nu hab ich Euch etwas gebildet, und Ihr werdet nicht dumm sterben :).
Und dann hatte ich noch das Vergnügen, in einer Sprachschule zu Gast gewesen zu sein, wo man mich erstmal wie ein Weltwunder angeschaut und dann nur sehr schüchtern Fragen gestellt hat. Das Beste an dieser Geschichte waren aber wirklich die Fragen. Das lief so ab: Es kam eine Frage und darauf meine Antwort. Und dann: Pause. Circa eine Minute. Dann die nächste Frage. So ging das weiter und weiter. Aber das besondere Problem dabei war, das manche Fragen in Englisch gestellt wurden, und statt auf Deutsch zu reden, plapperte ich schön auf Englisch los. Und das nicht nur einmal. Denn mein Problem ist, dass ich hier sehr auf das Englisch angewiesen bin und es mir schon zur zweiten Natur geworden ist. Hoffe darauf, dass Russisch dann die dritte Natur wird. :)
So, und nu zum Hit meiner Woche. ICH WAR IM RADIO. Eine Freundin von, Agnija ( Ihr wisst, die Studentin bei der ich wohne) arbeitet beim Radio (Karo, ein Stück Heimat,Radio Sputnik!!!), und die hatten da ein Programm über Deutschland. Und da Kierel (mein Verbindungsmann) ein Freund von Agnija ist und er wusste, dass ich bei ihr wohne, kam er mit der Anfrage auf mich zu, ob ich net ein bissel was über mich und meine Tätigkeit hier sagen kann. Natürlich, freundlich und hilfsbreit wie immer, hab ich ja gesagt. Und am Samstag um 00:38 war ich dann auf Sendung. Natürlich denkt Ihr jetzt, wie will sie was über sich sagen, wenn sie die Sprache nicht versteht. Ganz einfach, ich bin die Fragen schon mit Kierel durchgegangen. Und als wir On Air waren, haben wir das Interview auf Englisch geführt und Kierel hat es dann übersetzt. Mein Glück. Allerdings musste ich dann doch noch ne bissel was auf Russisch sagen und ich möchte behaupten, ich hab mich gut geschlagen. Auf jeden Fall kam ich spät in der Nacht heim und wurde freudig, schlaftrunken von Agnija begrüßt mit den Worten "Du wirst ein Star". Tja, soweit mit meiner Woche. Wie war’s bei Euch? :)
Eins möchte ich aber noch sagen. Bei allem, was ich erlebe, hier vermisse ich trotzdem ganz schrecklich meine Freunde. Und im Prinzip wünsche ich mir hier so etwas wie Alltag. Zwar ist es schön, so frei über meine Zeit zu verfügen, aber trotzdem möchte ich es doch schon haben, da ich mich dann mit meinen Leben hier angefreundet habe. Ich denke bei Euch gibt es so etwas Ähnliches. Aber verdammt noch eins, so viele nette Leutchen ich hier auch treffe, im Hinterkopf sind immer meine Freunde und meine Freund. S,o es ist bei mir jetzt mitten in der Nacht und ich werde jetzt erstmal Schluss machen. Mal sehen, was mich nächste Woche erwartet.
Ach ja und ein spezieller Gruß an Dich Karo. Du schaffst das schon, weißt doch, wir Schirlings lassen uns nicht unterkriegen!!!!
Auf Bald, Eure Hanna