Ein erster Abschied
Nach vier Monaten Aufenthalt in der Fremde hat sich Hanna nun einen kleinen Urlaub Daheim verdient. Allerdings haben die russischen Behörden sie anscheinend so lieb gewonnen, dass sie sie gar nicht gehen lassen wollen. Zumindest nicht mit dem Visum, das sie momentan besitzt.
Hallo, Ihr da draußen! Ich weiß, ich treulose Tomate hab lange nichts berichtet, aber man mag es kaum glauben, ich hatte keine Zeit. Dies lang nicht an zu viel Arbeit, sondern daran, dass ich nach Hause fliege und mich so mancher noch einmal sehen wollte, bevor ich für einen Monat von der Bildfläche verschwinde.
Ich muss wirklich sagen, dass dies der beste Monat von meinem bisherigen Aufenthalt war. Mir ging es auch psychisch besser. Das kann daran liegen, dass meine Eltern da waren, oder dass ich wusste, es dauert nicht mehr lang, und ich bin endlich im Urlaub. Ich konnte die Zeit richtig genießen, bis auf die kleinen Felsbrocken, die ab und zu immer noch vor meine Füße kullerten.
Wie zum Beispiel, als man mir sagte, dass ich mit dem Visum, das ich besitze, nicht das Land verlassen kann. Im Endefekt verlasse ich es doch und werde in Deutschland ein neues Visum beantragen müssen. Ja ja, die liebe Bürokratie. Aber ehrlich: diesen Zeitaufwand nehm ich doch in Kauf, wenn ich nur nach Hause kann.
Bevor es aber richtig los gehen kann mit dem Urlaub muss ich noch eines dieser beliebten Seminare - an denen ihr bestimmt auch so gerne teilnehmt wie ich - teilnehmen. Diesmal in Repino. Ich habe also wieder die zwei Tage Zugfahrt hinter mich gebracht. Aber ich muss Euch sagen, diesmal war es keine Erholung. Denn leider teilte ein Mann mit mir die Kabine, der ein ziemlich großes Nasennebenhölenproblem hatte, was mir pro Nacht gerade mal drei Stunden Schlaf gestattet hat. Das war wirklich alles andere als angenehm, und ich muss befürchten, dass wir alle ersticken werden, da er den ganzen Regenwald abgesägt hat.
Gestern bin ich eher tot als lebendig endlich in St. Petersburg angekommen und heute geht es ab nach Repino. Ich hoffe, es zieht sich nicht als zu sehr. Aber nun dauert es nur noch vier Tage und ich werde wieder in der Heimat sein. Also Augen zu und durch! Ich werd die Heimat von Euch grüßen und an Euch Seelen denken, die sich eventuell auch nach ihr sehnen.
Auf bald, Eure Hanna
P.S.: Ich bin froh, wieder nach Hause zu kommen. Obwohl ich mich eingewöhnt habe, habe ich mich doch nicht eingelebt. Auch wenn sich meine Situation dadurch gebessert hat, dass ich endlich ein Café gefunden hab, in dem man so etwas wie Gemuetlichkeit spüren kann. Ich denke, es wird wohl doch noch ein Weilchen dauern, denn vier Monate waren einfach nicht genug. Eine weitere Neuigkeit, die ich vergessen habe ist, dass ich nach meiner Rückkehr aus meiner jetztigen Unterkunft ausziehen und meine eigene Wohnung bekommen werde. Was, denke ich, mal sehr dazu beitragen wird, dass es mir hier besser geht, denn die Situation, die momentan bei mir in der Unterkunft herrscht, ist alles andere als angenehm.