Alltag ?!
Ein kleines Wunder ist zu berichten aus Ufa: Die Internetzeitung, bei der Hanna mitarbeitet, ist endlich online. Und damit auch einige ihrer bisher verfassten Artikel. Daneben gab es letzte Woche noch einige kleine Portionen Kultur, sportliche Herausforderungen, Haushalt und Heimweh.
Ja, ja, ich mal wieder. So, wir waren bei Donnerstag letzte Woche stehen geblieben. Na ja, Freitag war, wie vorauszusehen, etwas abwechslungsreich und ich konnte mal etwas länger schlafen, denn ich musste erst um 13.30 Uhr zur Uni.
Dort haben sie jetzt die Studenten ausgewählt, die nach Deutschland fahren, denn bei uns an der Uni gibt es einen Studentenaustausch mit der Uni in Halle. Und ich sollte etwas über dieses Thema schreiben. Na ja, ich hab so Einiges erfahren, was mir nicht so ganz in den Kram passt, wie zum Beispiel, dass man sich nicht selbst für diesen Austausch bewerben kann, sondern von meiner Mentorin angesprochen werden muss. Sie sucht die Leute aus, die ihr das Jahr über begegnen und fragt sie dann, ob sie mit möchten. Tja, nur meistens sind das welche, die sie besonders gut leiden kann. Angeblich vergibt sie die Stellen als Belohnung für die Studenten, die viel für die Uni gemacht haben. Aber irgendwie kann ich das nicht so ganz glauben, und finde dieses System schon recht unfair.
Falls Ihr meinen offiziellen Artikel lesen wollt, dann geht doch einfach mal auf die Seite www.baschkirienheute.de. Ein WUNDER!!! Endlich steht unsere Zeitung im Netz, und ich find das total komisch, das zu lesen, was ich da geschrieben hab.
So, zurück zum Freitag. Abends habe ich zusammen mit Larisa und Julia das Ballett Don Quichotte angeschaut. War einfach klasse. Aber uns ist da wirklich etwas Peinliches geschehen. Zum einen bin ich voll gegen eine Verstrebung gelaufen, so dass ich eine Beule bekommen habe. Und nun zum richtig Peinlichen: Der zweite Akt war zu Ende. Da es bisher immer so war, dachten wir, das Stück sei nun vorbei und sind zu der Garderobe gegangen. Aber Ihr könnt Euch sicher gut unsere Gesichter vorstellen, als wir nach unseren Jacken gefragt haben und uns dann mitgeteilt wurde, dass es noch einen dritten Akt gibt. Hihi. Na ja, wir sind halt etwas verwirrt.
Am Samstag hat ein Kommilitone von Julia mich und sie zum Langlauf-Ski eingeladen. Und da ich für jegliche Art von Sport offen bin dachte ich „Hey, warum nicht?“ Ich hätte es lassen sollen, ehrlich. Ich hab immer gedacht, Alpin Ski ist gefährlich. Aber das ist echt nichts gegen Langlauf. Ich mein, es ist verständlich, dass man, wenn man das erste Mal auf diesen Brettern steht, bei Bergabfahrten mal hin fällt. Aber was für mich unverständlich ist, wie man auf einer geraden Strecke hinfallen kann. Und das direkt mehr als einmal. Noch unverständlicher ist es dann, wie man hinfällt, wenn man einfach nur steht?! Das Ende vom Lied waren viele, viele Schmerzen im Hinterteil! Eindeutig ist wohl, dass dieser Sport mich nicht liebt und ich eindeutig kein Talent dafür hab!
Trotz dieser Anstrengung hab ich mein Versprechen vom letzten Wochenende eingehalten und bin mit Julia und ihren Mädels in die Disse. Also, nee. Da hat sich nichts geändert! Nur Techno! Gott, dazu war ich saumüde. Ich gestehe, gegen 4.00 Uhr oder so habe ich meinen Kopf dann auf der Tischplatte platziert, ich konnte wirklich nicht mehr. Wir mussten bis 5.30 Uhr durchhalten, denn das Wohnheim machte ja erst um 6.00 Uhr seine Pforten wieder auf. Und ich erlebte noch ein Wunder an diesem Abend: es hat das erste Mal geregnet, seit ich hier in Ufa bin! Der Kommentar dazu war: wir haben keinen Frühling, wir haben Sommer! Schön wär’s wirklich, denn seitdem weht hier eine ganz schön steife Brise. An sich wär’s ja nicht kalt, aber der Wind, der Wind das himmlische Kind…
Doch zurück zum Topic: Sonntagmorgen bin ich dann also um 6.00 Uhr ins Bett gefallen. Leider musste ich um 12.00 Uhr schon wieder raus. Denn Sport stand mal wieder an. Ich war zwar total kaputt, aber darauf wurde keine Rücksicht genommen. Dann sind wir noch schnell zu Markt, wir brauchten nämlich dringend was Frisches. Ich denk, den Rest können wir erstmal überspringen.
Montag stand wieder Uni auf dem Plan und ich musste wieder früh raus. Der Witz an der Sache war, dass wir nach dem ersten Teil der Vorlesung gegangen sind, weil es echt zum Gähnen war. Den Tag hatte ich denn auch noch Sprachstunde. Und nachdem auch das geschafft war, bin ich ins Sächsische Verbindungsbüro. Die organisieren irgendwie immer irgendwas zwischen Deutschland und Russland. Aber das Beste ist, dass sie mir so einiges an Schreibstoff liefern und ich ein bissel für sie arbeiten kann.
Ach, Mist, nun hab ich vergessen zu erwähnen, das sich am Sonntag doch noch etwas für meine Welt Bewegendes getan hat. Julia und ich haben es tatsächlich geschafft, meine Waschmaschine in Gang zu setzten. Somit konnte ich mich Montagabend hinstellen und glücklich meine saubere Wäsche bügeln. Also, das Jahr hier bringt mir echt etwas, denn nun kann ich endlich mit einer Waschmaschine umgehen. Ich weiß, es ist beschämend: fast 21 Jahre jung und hat noch nie eine Waschmaschine näher betrachtet, außer zum Wäscheaufhängen.
Dienstag war dann wieder Sport. Später sind Teresa, ich und noch zwei andere auf den Markt bummeln gegangen. Dort hab ich eine neue Sporthose für mich gefunden. Na, und abends gab es ein Gespräch mit meiner Ma. Dabei haben wir festgestellt, dass es das Beste sei, wenn ich ich nächste Woche zusammen mit ihr nach Samara fahre, da auch Teresa mal noch eine andere Provinz kennen lernen möchte.
Heute war mal wieder Sächsisches Büro angesagt. Und wie es immer so ist, erst hat man keine Zeit für Dich und fünfzehn Minuten bevor Du los musst, haben sie auf einmal Zeit. Aber die Arbeit dort bringt mir echt etwas. Zum Beispiel habe ich hier einen – nach russischer Meinung - Exoten kennen gelernt, einen 40-jährigen DJ. Und nächste Woche hab ich eine Verabredung mit einem Mann aus dem Ministerium. Na, was das wieder wird.
So, und heute Abend ging es dann zu einem Konzert zusammen mit Julia und Larisa. Da war eine Sopranistin, ein Quartett, einer der Klavier gespielt hat, und dann noch eine Folkloregruppe. Die Sopranistin hat immer mit irgendeinem von ihnen gesungen. Und während sie sich umgezogen hat, haben die auch mal Solostücke aufführen dürfen. War gar nicht so schlecht und total interessant, aber eins muss man sagen: die Sopranistin hätte sich nicht immer umziehen sollen. Denn Fakt war, dass das erste Kleid wirklich klasse war, doch mit jedem Kleiderwechsel wurden die Kreationen immer grauenhafter.
Der Grund, warum ich jetzt einmal Zeit für diesen langen Artikel gefunden habe, liegt darin, dass ich noch eine Stunde übrig hatte, bis ich meine neue Tradition fortführen konnte, meine Freude beim Stammtisch anzurufen, denn heut ist Mittwoch. *freu* :)
Also, ich muss jetzt Schluss machen, denn ich hab schon wieder dieses altbekannte Gefühl des Heimwehs. Und das muss jetzt erstmal kurzfristig mit dem Telefonat behoben werden. Langfristig wird es hoffentlich nächste Woche behoben, wenn meine Mama am Montag kommt, denn dann hab ich „djen raschdjene“. So, nun ist aber Schluss. Wir hören uns...
Bis demnächst. Eure Hanna