Volles Programm
Die arme Hanna scheint vom Pech verfolgt: erst fällt eine ihrer Lampen von der Decke und triff zielgenau ihre Freundin Teresa, dann gehen ihr auch noch nach und nach andere Sachen kaputt: von Handtasche über Fön bis USB-Stick. Gut, dass es zwischendurch auch das ein oder andere Erfreuliche zu berichten gibt.
Hallo, Ihr da draußen in der Ferne! Nach langem endlich mal das Neueste (oder wohl ehr Ältere) aus Russland. Es ist mal wieder so viel passiert in der letzten Zeit, dass ich schon gar nicht mehr richtig weiß, was alles war.
Eins ist mir auf jeden Fall richtig im Gedächtnis geblieben: Morgens, halb neun in Russland, ich sitze vor meinem Computer und surfe im Internet, Teresa steht im Wohnzimmer und legt eine Decke zusammen. Da höre ich ein erschrockenes „Aua!“ Tja, was war passiert? Die Lampe war von der Decke gefallen und Teresa hatte das Pech, gerade mit dem Rücken drunter zu stehen. Der Grund für das Herunterfallen des Leuchters liegt wohl darin begraben, dass es ein Meisterstück der viel gerühmten russischen Improvisation war. Ich habe oft auf dem Sofa gelegen und gedacht, „Du hast ein Problem, wenn das Ding mal runter kommt.“ Ich hatte jedoch Glück, mein Vermieter hat es halbwegs wieder heil gemacht. Aber jetzt muss ich mit zwei Glühbirnen weniger auskommen, denn schließlich konnte die Lampe ja nicht heil bleiben. Aber das ist leider nicht das Einzige, was kaputt gegangen ist. Da wäre auch noch meine Handtasche, meine Maus, mein USB-Stick und mein Fön zu nennen. Bin halt immer noch verfolgt…
In letzter Zeit war ich mal wieder Gast bei verschieden Veranstaltungen. Da wäre zum einen der Dolmetscher-Wettbewerb an einer Uni zu nennen. Nicht besonders interessant und auch nicht besonders schwer für die Prüflinge, denn sie kannten die Texte über die wir (ein paar Deutsche) sprachen. Dazu haben sie oftmals einfach etwas zum Gesagten hinzugedichtet. Außerdem war ich an der Pädagogischen Uni, um mir Fragen stellen zu lassen. Genau genommen haben fünf von etwa 20 Leutchens mit mir gesprochen, also denkt Euch mal den Teil dazu. Aber sie seinen entschuldigt, denn ich weiß ja selbst, wie groß die Hemmschwelle ist, vor einem Muttersprachler zu sprechen. Dann war da noch die Konferenz über ’Russlands Integration in die Europäische Union’. Das war wirklich mal interessant, auch wenn da solche Fehler auftraten wie „Deutschland ist seit den 70er Jahren einer der wichtigsten Handelspartner Russlands“. Es sei vergeben, denn es hat wirklich Spaß gemacht. Ach, und dann hatte ich noch das Vergnügen, bei der Abschlussveranstaltung des Studentischen Frühlings anwesend gewesen zu sein. Ich sag dazu nur, dass ich nach einer Stunde gegangen bin. Ich denke, den Rest könnt ihr Euch denken.
Teresa und ich hatten eines Tages die Idee, unserer Russisch-Lehrerin einen kleinen Gefallen zu tun und wollten sie ins Ballett einladen. Leider kam ihr kurzfristig etwas dazwischen, also genossen wir zu zweit ‚Schneewittchen und die sieben Zwerge’ als Kinderballett. War einfach hinreißend. Daneben hatte ich noch das Vergnügen, eine deutsche Aufführung von ’Rmarq’ zu sehen. Also, wie die gespielt haben, das war wirklich sehr gut, nur geht mir das Thema Krieg mittlerweile ziemlich auf die Nerven. Ich war wirklich froh, als ich aufgrund meiner Russischstunde eher gehen konnte.
Letztes Wochenende hatten wir hier Ostern. Einen ganzen Monat verspätet, das war wirklich komisch. Es war auch anderes als gewohnt, so, wie es hier gefeiert wird. Wir haben zwar auch Eier gefärbt bei Teresa zu Hause, aber die werden verschenkt. Und das Bemalen von Eiern kennen sie hier gar nicht, ebenso wie das Aufhängen in den Bäumen oder das Verstecken und Suchen von Süßigkeiten. Na ja, jedenfalls sind wir Sonntag in die Kirche, irgend so eine Splittergruppe der orthodoxen Kirche. Mein einziger Kommentar dazu ist: was tut man nicht alles für seine Arbeit.
Da der Frühling nun wirklich „Hallo“ gesagt hat, haben wir schon mit Freunden ein Lagerfeuer im Wald gemacht und gegrillt. War richtig okay, bis mir dann gesagt wurde, ich möchte mich bitte nach Zecken absuchen. Mein Problem ist leider, dass ich mich vor der Zeckenimpfung gedrückt hab. Aber wie ich mein Glück kenne, muss ich die dann hier bekommen, wenn ich mit zum Splav möchte. Das schöne Wetter habe ich auch schon für ausführliche Spaziergänge genutzt.
Das Schönste war aber, dass ich jetzt hier endlich in die Bibliothek gehen und mir Bücher für meine Arbeit besorgen kann. Ein kleines aber feines Highlight.
So, ich denke, ich werde jetzt erstmal aufhören, denn hier warten drei Bücher, die gelesen werden müssen, und dazu noch ungefähr 30 Seiten im Computer. Außerdem muss ich mich noch auf so mach Anders vorbereiten, vor allem mental. Ich wünsche Euch jetzt erstmal eine schönes Wochenende und feiert den Männertag ausgiebig – ach, hatte ich erwähnt, dass es den hier nicht gibt? ; )
Alles Liebe Euch allen, auf bald!