Viel zu tun, ein Weihnachtsfest und ein Skiausflug ohne Ski
In dieser Woche hatte ich mehrere verschiedene Arbeiten zu tun. Am Freitag fand im Büro ein kleines Weihnachtsfest statt, womit Weihnachten eingeleitet wurde.
Montag, 20.12.2010:
Während der allmontaglichen Planjorka erzählten wir deutsche von unserer Idee, die während des Adventkaffees geboren wurde: Wir wollten am 2. Und 3. Januar (vor dem russischen Weihnachtsfest) einen deutschen Weihnachtsmarkt auf dem Innenhof des Parks veranstalten. Inklusive Glühwein, Bratwurst und Glücksrad.
Am Montag beschäftigte ich mich wieder mit dem Seminar über die Unterschiede zwischen dem russischen und dem deutschen Naturschutzsystem. Außerdem hatte ich endlich ein kleines Stück Furnierholz bekommen, aus welchem ich die Etiketten für die Vogelinformationstafel herstellen konnte. Ich habe darüber in den ersten Berichten geschrieben. Diese Furnierplatte musste ich zuerst einmal streichen und dann zum trocknen hinstellen.
Dienstag, 21.12.2010:
Am Dienstag hatte Vera Geburtstag, deshalb hatte sie sich einen Tag frei genommen. Dies bedeutete für mich, dass ich statt ihrer mit Susan die Decke in der Werkstatt des Parks strich. Erst einmal fingen wir mit den Rändern an. Wir waren ziemlich erstaunt darüber, dass die Inspektoren so weit gedacht hatten, dass sie den Boden und die Wand mit Folie abdeckten. Denn das ist hier nicht immer normal. So sind z.B. alle Fenster an unserer Wohnung, die auch von Parkmitarbeitern gestrichen wurde, mit Farbe bekleckst.
Allerdings hörte die Organisationsleistung damit auch schon wieder auf. Denn wenn ich nicht noch mal gefragt hätte, so hätte man uns mit genau einem Pinsel (für zwei Leute) arbeiten lassen.
Gegen 12 Uhr waren wir dann mit den Rändern fertig. Genau rechtzeitig, damit wir, also Susan und ich, uns auf den Weg machen konnten, um zwei Rentner zu versorgen.
Wie bereits im Eintrag “Eine ereignisarme Woche” geschrieben hatte, sollte jemand von uns Freiweilligen eine Frau vom Sozialdienst vertreten und sechs Haushalte von Rentnern oder Invaliden versorgen (putzen, einkaufen…). Eigentlich hatten Vera und Susan diese Aufgabe übernommen, aber heute war Vera nicht da und deshalb half ich Susan.
Als erstes gingen wir zu einem allein lebenden Rentner. Der hatte heute wenig Arbeit für uns, auch einkaufen mussten wir nicht. Lediglich die Wäsche aufhängen und den Herd putzen. Das war wirklich nötig, denn der war total verschmutzt. Als ich dann anfing den Herd zu putzen, meinte der Rentner zu mir, dass ich mich doch hinsetzen sollte, das Mädchen (Susan) würde doch putzen. Daran zeigt sich, wie sehr rückständig die Leute hier in Bezug auf die Gleichstellung von Mann und Frau denken.
Ich kam der Aufforderung aber nicht nach und putze weiter, was den Rentner zwar wunderte aber nicht weiter störte.
Als der Herd sauber war gingen wir weiter. Als nächstes mussten wir zu einer Rentnerin mit gebrochenem Arm. Als wir an ihrem Haus ankamen klingelten wir mehrere Male und spähte in die Fenster, in der Hoffnung jemanden zu sehen. Dann wurde der Nachbar auf uns aufmerksam und als wir ihm erzählten, dass wir hier seien um zu putzen, da meinte er, dass die Frau gerade beim Arzt sei. Also gingen wir unverrichteter Dinge wieder zurück ins Büro. Nach der Mittagspause gingen wir noch einmal zu der Rentnerin. Doch auch jetzt war sie noch nicht da. Als sie beim dritten Versuch dann endlich da war, meinte sie nur, dass wir heute nichts für sie tun könnten. Na gut, also drei mal umsonst bei ihr gewesen.
Den Rest des Arbeitstages verbrachte ich dann wieder im Büro.
Am Abend fand dann noch ein kleines Fest anlässlich Veras Geburtstag statt. Inklusive einem leckeren Glühwein, Spaghetti und zwei verschiedenen Kuchen.
Mittwoch, 22.12.2010:
Am Mittwoch bastelte ich an den Vogeletiketten weiter. Das heißt, dass ich das Furnierholz zu neun kleinen Stücken zusägte, mit einer groben Handsäge. Deshalb war das Ergebnis nicht ganz so gut, wie es wäre, wenn man es mit einer elektrischen Säge macht. Aber mit etwas Schleifpapier konnte ich den Winkel einigermaßen auf 90 Grad bringen.
Außerdem arbeitete ich an der Präsentation für das Naturschutzseminar weiter. Inzwischen hatte ich die meisten Informationen und konnte anfangen die Präsentation zu gestalten und, was wesentlich schwieriger war, zu übersetzten. Zwischendurch gabs dann auch mal wieder Schnee zum Schippen.
Zur Teepause am Nachmittag stand noch eine Grundsatzentscheidung an: Wir wollten auf unserem Weihnachtsmarkt Glühwein anbieten. Eine Tasse pro Gast. Das heißt, dass wir Alkohol verkaufen wollten, allerdings nicht damit sich die Leute berauschen, sondern da der Glühwein für uns deutsche Weihnachtsmarkttradition darstellt.
Allerdings ist Sergej ein strikter und fanatischer Alkoholgegner. Deshalb warf er uns vor, dass wir ja keine Ahnung hätten, wie sehr Alkohol in Russland ein Problem darstelle und wie sehr die Russen daran leiden würden. (Damit hat er sogar recht) Deshalb könne unter dem Namen des Naturparks kein Alkohol verkauft werden. Falls doch, so würde er den Park verlassen.
Er sah allerdings auf keinen Fall ein, dass wir den Glühwein nicht als Rauschmittel verkaufen wollten, sondern als Teil der deutschen Kultur und somit zum interkulturellen Austausch beitragen wollten.
Das Ganze endete damit, dass alle Parkmitarbeiter sagten, dass Sergej sich mal nicht so anstellen solle, aber wenn ihm so viel daran liege, so würde man den Glühwein halt weglassen und nur Punsch verkaufen.
Daran zeigt sich, dass wir diejenigen sind, die tolerant waren und einen Kompromiss geschlossen hatten, auch wenn er uns vorher vorgeworfen hatte, dass wir nicht tolerant seien und strikt auf unserer Meinung beharren würden.
Donnerstag, 23.12.2010:
Am Vormittag übersetzte ich an meiner Naturschutzpräsentation weiter. Außerdem arbeiteten wir deutschen auch an der Organisation des Weihnachtsmarktes. Was wollten wir verkaufen, was brauchten wir dazu, war das hier in Esso zu verwirklichen, was würde das alles kosten? Wie baut man ein Glücksrad?
Des Weiteren bastelte ich mit Susan einen Würfel aus Pappe (Kantenlänge 20 cm) den Larissa haben wollte um darauf Bilder aufzukleben und ihn im Kinderzimmer (das Zimmer im Parkgebäude, in dem das Material für die Arbeit mit Kindern gelagert wird und in dem Veranstaltungen mit Kindern durchgeführt werden) aufzuhängen.
Am Nachmittag mussten alle Männer ans Kardon fahren. Dort sollte ein Windrad, dass schon eine Weile dort lagerte, aufgebaut werden, um die Kardonhütte mit mehr Strom zu versorgen.
Dazu musste erst einmal der Kopf des Windrades mit Propeller an das liegende Windrad montiert werden. Dann wurde das ca. 10 Meter hohe Windrad mit Hilfe einer Winde und Muskelkraft aufgestellt. Als es dann stand, mussten die Stahlseile (insgesamt drei), die das Windrad stabilisieren sollten, in die vorgesehenen Haken im Boden eingehängt werden. Allerdings musste man dazu erst noch die Länge der Stahlseile neu einstellen, da sie noch zu kurz waren.
Als das dann fertig war, mussten wir jedoch feststellen, dass die Halteschrauben am Fuß des Windrades noch nicht passten. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit (und wahrscheinlich auch auf Grund des Mangels an richtigem Werkzeug) wurde dann aber beschlossen, die Sache morgen abzuschließen.
Also fuhren wir wieder auf dem Schneemobil zurück und ich war gegen 17.30 Uhr wieder daheim.
Freitag, 24.12.2010:
Weihnachten!!! Das bedeutete zunächst mal aufstehen wie immer um 7.40 Uhr. Dann hieß es warten bis Igor Anatolewitsch kam, um mich Sergej und Kostja abzuholen. Wir sollten noch einmal raus ans Kardon, um das Windrad vollends aufzustellen.
Auf dem Weg dorthin hielten wir noch einmal am Aussichtspunkt, von wo aus ich einen schönen Blick auf das winterliche Tal von Esso und des Bystraja - Flusses hatte.
Am Kardon selbst mussten wir erst das Windrad noch einmal umlegen, dann am Fuß etwas nacharbeiten, damit die Schrauben passten, dann alles wieder aufstellen und verankern.
Im Sommer wäre das alles keine schwere Aufgabe gewesen. Bei einer Temperatur von minus 25 Grad war es ziemlich unangenehm.
Ich war dann froh, als ich zur Mittagspause wieder im Park war.
Dort war allerdings keine Arbeitszeit mehr.
Denn unsere Chefin hatte die tolle Idee, extra für uns Deutsche ein Weihnachtsessen zu veranstalten. Man bedenke, dass der 24.12. Hier in Russland keine wesentliche Bedeutung hat. Weihnachten wird hier am 6. Januar gefeiert. Aber unsertwegen und des kulturellen Austauschs halber hatte man ein Festessen organisiert. Jeder hatte irgendetwas mitgebracht. Der Chef hatte Hähnchen mit Reis gekocht, es gab Rotkohl, Kartoffelbrei, Nudelsalate und Weihnachtskekse zum Nachttisch. Zum trinken wünschte sich unsere Chefin deutschen Glühwein. Der russische Sekt durfte natürlich auch nicht fehlen.
Nach einem sättigendem Mahl wurde noch gelacht, geredet und gespielt. Außerdem spielten unser Direktor und Natalia Petrowna noch für uns extra den Nikolaus (Ded Maroß) und seine Begleitung (Sneguschka). Es gab für alle Deutschen eine Kleinigkeit (Schokolade und Früchte, sehr lecker). Natürlich erst, wenn jeder von uns ein Gedicht, ein Lied, einen Tanz oder sonst etwas vorgetragen hatte.
Um 16 Uhr war die Feier dann zu Ende und wir gingen nach Hause.
Dort setzten wir uns erst mal in aller Ruhe in unsere gemütliche Wohnzimmer Ecke (von uns ujutni ugol/уютный уголь genannt, was zu deutsch einfach nur „gemütliche Ecke“ heißt) und tranken einen Tee oder etwas Vergleichbares und genossen die Weihnachtsstimmung in unserem dekorierten Haus.
Am Abend trafen wir uns noch mit Judith und Mascha und gingen noch in die örtliche Tanzbar.
Samstag, 25.12.2010:
Am Samstag war erstmal Ausschlafen angesagt. Nach dem Frühstück gingen Susan, Kostja und ich raus um uns mit Judith zu einem Spaziergang zu treffen. Wir liefen dann von ca. halb zwölf an zweieinhalb Stunden. War also ein recht langer Spaziergang, aber gelohnt hat er sich dennoch, denn es war nicht sehr kalt und ich sah einen Teil der Umgebung Essos und Essos selbst, den ich bisher noch nicht gesehen hatte.
Nach diesem sehr ausführlichen Spaziergang wurde erst einmal zu Mittag gegessen. Den restlichen Nachmittag gab es dann kein besonderes “Programm” Am Abend gingen wir (Susan, Vera und ich) noch mal zu Judith um den Abend in netter Runde zu verbringen. Schließlich war Weihnachten und da sollte man nicht allein sein. Bei Judith versuchten wir uns dann auch noch mehr oder weniger erfolgreich im Weihnachtslieder singen.
Sonntag, 26.12.2010:
Nach einem sehr ausführlichen Sonntagmorgenfrühstück machten wir drei uns auch schon bald auf die Suche nach Skiausrüstung. Denn Judith wollte uns heute das Skigelände von Esso zeigen. Diesmal brachten wir Langlaufski mit richtiger Bindung, nicht die Jagdski vom letzen Mal, da wir nun auch abfahren würden und nicht Skiwandern wollten.
Demnach brauchten wir auch Skischuhe. Es gab allerdings bei uns in der Wohnung keine mehr in meiner Größe. Also konnte ich höchstens zu Fuß oder mit dem Schlitten mitkommen.
Ich beschloss einfach zu Fuß mitzugehen und noch den Schlitten mitzunehmen. Ich würde dann halt einen Spaziergang machen, die anderen bei ihren Skifahrversuchen fotografieren und bei Gelegenheit mit dem Schlitten abfahren.
Dieser war allerdings in einem schlechten Zustand, sodass er an der einzigen Stelle, an der ich überhaupt mit dem Schlitten fahren durfte, nur sehr langsam fuhr.
Ansonsten war ich zu Fuß unterwegs, schaute mir die Landschaft an, fotografierte und wartete bis die anderen fertig waren mit Ski fahren.
Um ca. 15.20 waren wir wieder zu Hause. Nach einer Mahlzeit gings dann auch schon wieder ziemlich ohne Unterbrechung weiter zum Kulturhaus. Dort fand ein Konzert statt, dass schon mal Neujahr einläuten sollte. Unter Konzert ist hier zu verstehen, dass einige Kinder und Erwachsene auf irgendwelche Technomelodien eine, oftmals unpassende, Melodie dazu singen. Manchmal wird noch getanzt oder es gibt irgendwelche Reden.
Nach dem Konzert gingen wir noch kurz einkaufen und dann wieder nach Hause.
Für den Rest des Tages gab es dann kein besonderes Programm mehr.