So viel passiert
Nach längerer Sendepause ist dierotezora nun zurück mit einem neuen Eintrag in ihrem Tagebuch. Es ist auch nicht immer einfach, die Zeit zum Berichten zu finden, wenn immer so viel passiert. Zum Beispiel allein der März: da gab es die Tree-Cutting-Aktion, Ostern inmitten einer polnischen Familie, eine neue Sprachgruppe,…
Ja, ich weiß, manchmal bin ich echt furchtbar mit Melden! Aber es passiert halt immer soviel, und dann hat man keine Zeit, alles aufzuschreiben... Daher jetzt mal so in Kürze die wichtigsten Dinge, die in den letzten zwei Monaten passiert sind!
Aaalso: Anfang März war ich auf einer Tree-Cutting-Aktion in Owczary, einem kleinen Ort an der deutschen Grenze. Dort lebt und arbeitet Anke, die ich vom On-Arrival her kannte, mit einer anderen Freiwilligen zusammen in einem ökologischen Projekt mit Schafen in einem "Wiesenmuseum" (hört sich seltsam an, aber das gibt es!) Sie hatte zu dieser Aktion ganz viele Freiwillige eingeladen, so sind Judith aus Wrocaw und ich hingefahren.
Letztlich ging es darum, dass wir junge Robinien-Bäume roden oder zumindest abschneiden mussten, weil diese auf einer "Trockenwiese" wuchsen und sich dort rasend schnell verbreiteten – was sie aber nicht sollen. Wir hatten also mit etwa 15 Freiwilligen dort ziemlichen Spaß bei Schnee und strahlender Wintersonne. Und obwohl sich die Robinien mit ihren Stacheln wehrten, hatten wir am Ende der zwei Tage zwar zerstochene Hände, aber auch zwei, jetzt fast kahle, große Wiesen. Was mich echt erstaunt hat, war, dass wir trotz der relativ schwierigen Arbeit und den nicht so tollen Bedingungen (Winter/ mäßiges Werkzeug) so motiviert waren.
Mir hat dieses Wochenende richtig gut getan und ich habe mal wieder gemerkt, wie gerne ich draußen arbeite. Ich denke, irgendwie merkt man auch so langsam, dass der Frühling kommt: es wird wärmer und ist viel länger hell draußen. Gerade das wirkt sich immer sehr positiv auf die Grundstimmung aus. Außerdem bin ich seit Semesterbeginn in einer neuen Sprachgruppe (die alte hat sich aufgelöst) und es ist richtig gut. Der ganze Unterricht findet auf Polnisch statt mit sehr netten Leuten, mit denen ich auch schon mal nach den Stunden etwas unternehme.
Apropos Frühlingsanfang: Das war auch interessant, zum Frühlingsanfang werden hier in Polen "Marzannas" gebastelt. Diese Strohpuppen werden dann als Symbol für den Winter angezündet und dann ertränkt, also im See versenkt. Wir haben natürlich mit den Jugendlichen hier auch eine "Marzanna" gebastelt…
Dann war auch schon Ostern. Das ist hier schon etwas anders, als in Deutschland. Die Jugendlichen hatten eine Woche frei und ich war über die Feiertage bei Gosia (der jungen Erzieherin hier) und ihrer Familie eingeladen und konnte daher mal ein "echt polnisches Ostern" erleben. Erstmal ist Ostern als Feiertag überhaupt hier viel wichtiger! Fast so wichtig, wie Weihnachten, und dann sehr kirchlich: Karfreitag bis Ostermontag geht es jeden Tag in die Kirche! Samstags bastelt jede Familie ein "Osterkörbchen", welches dann mit symbolischen Gaben bestückt wird (Buchsbaum, Eier, Salz, Brot, Wurst...) Dieses Körbchen wird in der Kirche oder an einem Wegeskreuz von einem Priester gesegnet. Am Morgen nach der Ostermesse (bei uns war sie um 5.00 Uhr) trifft sich die ganze Verwandtschaft meistens bei der Oma zum Osterfrühstück, wo dann die gesegneten Speisen geteilt und gegessen werden. Typisch für das Osterfrühstück sind natürlich Eier, Zurek (eine saure Suppe), weiße Würste mit Meerrettich und ein Gugelhupf-ähnlicher Kuchen. So saßen wir dann den ganzen Sonntag und haben gegessen und gegessen und gesessen... Was aber immer so ist, wie man mir erklärte.
Ostermontag war dann "lany Poniedzaek" , was bedeutet, dass alle (und vor allem die Jungs die Mädchen) sich gegenseitig nass spritzen, was ursprünglich der Fruchtbarkeit dienen sollte. Wir hatten aber noch Glück und sind nicht allzu nass geworden, was aber auch daran lag, dass wir nicht so viel draußen waren...
Insgesamt habe ich aber die Osterfeiertage gut "überstanden", wenn ich auch sicher zugenommen habe, bei dem ganzen Essen. Und ich fand es wirklich sehr nett, wie Gosias Familie mich aufgenommen hat, und das ich bei den ganzen Feierlichkeiten dabei sein durfte.
Aber damit das hier nicht zu lang wird, mach ich mal Schluss. Der Monat April kommt dann beim nächsten Mal dran.
Alles Liebe! uta*