Schwere Zeit
Paul hat es ganz schön schwer in letzter Zeit. Ständig ist so viel los, dass er fast vergessen könnte, dass ab und zu Arbeit ruft. Zuerst muss er mit anderen Freiwilligen in einer einsamen Jugendherberge nur Essen, Trinken und Spaß haben, um dann ein Wochenende später im Atlantik zu fischen oder Quadbike zu fahren.
Vor zwei Wochen war es so weit: Volunteers‘ Away Weekend Teil III. Diesmal waren wir in Adrigole auf Beara, einer Halbinsel ziemlich genau westlich von hier. Natürlich sind wir wieder mit den Gardaì (Polizei) gefahren, genau wie bei dem ersten Volunteers` Away Weekend. Das spart uns sehr viel Geld, da wir nicht mit dem öffentlichen Bus fahren müssen.
Adrigole ist nicht mal ein Dorf. Ich würde fast sagen, es ist eine zufällige Zusammenrottung von fünf Häusern am Meer. Eines davon ist Post Office und Shop in Einem, ein weiteres ist unser Youthhostel und noch ein weiteres ist ein Pub. Was mit den restlichen Häusern ist, weiß ich nicht, da sie so weit auseinander sind.
Doch es war supertoll. Unsere Jugendherberge war mitten auf einem Campingplatz, den nur zwei Leute mit Zelt benutzt haben. Und die haben sich ganz weit weg vom Haus hingestellt. Das liegt wohl daran, dass wir die ganze Herberge für uns hatten. Somit kann man sich wohl vorstellen, wie wir uns verhalten haben. Wir haben nicht auf irgendwelche Lautstärkepegel geachtet. Das Einzige, was wir wohl verschreckt haben, waren die Schafe auf dem Hügel hinter dem Haus.
Am ersten Abend haben wir erstmal den Grill ausgepackt und haben uns einen riesigen Schmaus gegönnt. Am Samstag war dann süßes Nichtstun angesagt. Wir saßen am Strand, haben und die nicht allzu warme Sonne auf den Pelz scheinen lassen (es hätte etwas wärmer sein können) und haben den Wellen zugeschaut. Leider hat es am späten Samstagabend das Regnen angefangen und es hat auch nicht aufgehört, bis wir dann am Sonntagmittag abgereist sind. Im Allgemeinen ein sehr gelungenes Wochenende. Bacardi ist auch gut...
In der Woche dazwischen musste ich mich von zwei Mitfreiwilligen trennen. Sören und Stephan haben ihre Zeit abgeleistet und sind abgefahren. Von September bis März kommt und geht so gut wie kein Freiwillige(r). Somit bildet sich eine sehr statische Wintergruppe aus. Doch langsam, aber sicher, bröselt unsere Gruppe dahin. Vor etwa einem Monat ist Colette, CAN gegangen und jetzt auch noch meine beiden Mitzivis. Bald werden auch viele weitere Leute, die mit mir den Winter hier verbracht habe, abreisen. Mit einer Träne im Knopfloch muss man das wohl hinnehmen.
Neue Leute kommen sicher nach, doch mit Leuten die man kennt, ist das eine andere Sache, als mit Leuten, die man erst kennen lernen muss. Und irgendwie sind die Leute, die nachkommen, etwas komische Kauze. Einer ist irischer Pfarrerlehrling (möchten es mir die Katholiken verzeihen) und ist nie da, da er ein Zuhause etwa zwei Stunden westlich von hier (Wexford) hat. Er isst sogar in seinem Zimmer, wenn er dann mal da ist. Viel habe ich von dem nicht mitbekommen. Und auf Volunteers` Weekend zu kommen, davon ist ja mal überhaupt keine Rede. Integration in die Gruppe, etc...
Natürlich hat das alles auch seine Vorteile: Wenn Leute ausziehen, kann man in ihre Einzelzimmer einziehen. Was ich auch gemacht habe. In unserem Haus gibt es ein Dreierzimmer, drei Doppelzimmer und drei Einzelzimmer. Es gibt hier eine ganz strenge Hierarchie. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Somit muss man auf die Einzelzimmer so lange warten, bis einer auszieht. Jetzt ist es soweit. Freude!
Letztes Wochenende waren Colin (Arbeiter), Melanie (Freiwillige) und ich wieder auf Beara, einen Ort weiter als beim VAW. Colin hat dort Verwandtschaft und hat uns mitgenommen, um mal ein Wochenende auszuspannen. Die Verwandten haben dort eine Farm mit Schafen, Hühnern und allerlei Kleingevieh.
Dort haben wir uns dann auf dem Quadbike (Motorrad mit vier Rädern) ausgetobt und sind auf dem hauseigenen Boot zum Fischen gefahren. Das war extrem. Wir haben gut fünf Kilo Fisch aus dem Atlantik gezogen, wobei wir die kleinen, nicht so ergiebigen, wieder zurück geworfen haben. So macht Fischen Spaß. Mal kurz den Hacken ins Wasser halten, und der Fisch hängt sich fast von alleine dran. Tontauben haben wir auch geschossen und allerlei Mist gemacht, wie Lämmer jagen... (ist verdammt schwer! Mit Hilfe vom Sohn des Verwandten mit Schäferhund haben wir es dann doch geschafft.)
Eigentlich haben wir an diesem Wochenende nicht viel gemacht, jedoch hat uns die viele frische Luft Energie entzogen, und wir sind am Sonntag ganz platt ins Bett gefallen.
Alles in Allem muss man sagen, dass die letzte Zeit sehr anstrengend war, da einfach so viel los war. VAW, viele Verabschiedungen, das zweite Wochenende auf Beara und dazwischen nicht zu vergessen, zur Arbeit zu gehen...