Mein EFD bei der Cork Simon Community
Dieser Bericht über meinen EFD soll ein wenig bei der Entscheidungsfindung helfen ;)
Moin, moin,
ich heiße Niklas und bin jetzt nach einem knappen Jahr EFD (Europäischer Freiwilligendienst) bei der Cork Simon Community wieder zurück in Deutschland.
Du interessiert dich für einen Freiwilligendienst in Irland, z.B. bei den Simon Communities, hast dich gerade beworben oder es steht vielleicht sogar schon fest, dass du bald anfangen kannst?
Um schon mal ein bisschen Vorfreude aufkommen zu lassen und dir einen Überblick zu geben, was dich ungefähr erwartet, berichte ich mal wie es bei mir so lief. In Kurzfassung: ziemlich gut!
Ich habe mich Anfang 2012 bei den Simon Communities beworben, im März hatte ich dann ein Vorstellungsgespräch in Marburg und im August hieß es dann auf nach Cork in Irland.
Simon ist eine Organisation, die mit obdachlosen Menschen arbeitet. In Cork bietet sie eine Nachtunterkunft mit ca. 50 Betten, 5 Residential-Häuser (entspricht in etwa „Betreutem Wohnen“) mit je 10 Bewohnern und eine Eingliederungshilfe mit Übergangswohnungen.
Sie ist relativ groß, in ganz Irland vertreten und wirklich gut in der Gesellschaft verankert, ohne deren Spenden die Hilfen nicht möglich wären.
Ich selbst habe als Freiwilliger in einem Residentail-Projekt gearbeitet, in dem ich zusammen mit dem Team für die Organisation und Unterhaltung des Hauses verantwortlich war.
Für die Arbeit ist es vor allem wichtig, dass man eine Beziehung zu den Bewohnern (Residents) aufbaut und ihnen so bei Problemen helfen kann. Viele sind Alkohol bzw. Drogen abhängig und haben auch psychische Probleme wie Depressionen oder leiden z.B. auch an Schizophrenie. Da kann es schon häufiger mal passieren, dass der ein oder andere verwirrt oder auch schnell verärgert reagiert, insbesondere, wenn Alkohol im Spiel ist.
Das hört sich jetzt vielleicht zuerst einmal etwas krass an, kann es manchmal auch sein, aber ich denke, wenn man offen ist und sich mit einer toleranten Einstellung auf das Projekt einlässt, wächst man gut in die Arbeit hinein. Außerdem wurde ich z.B. auch immer von meiner Supervisiorin und dem restlichen Team unterstützt.
Im Residential arbeitet man in Schichten, immer zusammen mit mindestens einem weiteren hauptberuflichen Mitarbeiter. Pro Woche hatte ich zwei so genannte Sleepover, (09:00-00:00, Übernachten im Projekt und 08:00-09:30 am nächsten Morgen) und eine Tagesschicht (09:00-18:00), sodass man ohne Pausen auf 39 Stunden kommt.
Eine Sleepover-Schicht fängt mit dem Handover an, in dem man über wichtige Vorkommnisse des letzten Tages unterrichtet wird und die To-Do-Liste besprochen wird.
Zu den täglichen Aufgaben gehört Hausarbeit, wie kochen, ein wenig putzen und einkaufen. Ab und zu begleitet man die Residents zu Terminen, wie z.B. beim Arzt und oder auch beim Gericht. Daneben ist man noch für die Büroarbeit mit verantwortlich und nimmt an
regelmäßigen Team-Meetings teil. Das Wichtigste ist es aber einfach Zeit mit den Residents zu verbringen und immer ein offenes Ohr zu haben. Als Freiwilliger kann man dazu natürlich auch Aktivitäten, wie Spiele, einen DVD-Abend oder Malstunde organisieren, was richtig Spaß macht, besonders, wenn man sieht, wie die Residents mit Freude mitmachen.
Gewohnt habe ich in einem großen Freiwilligenhaus. Insgesamt waren wir zehn Freiwillige dort und kamen aus allen möglichen Ländern, darunter Russland, Brasilien, Australien, Rumänien, Kroatien und Irland. Das Haus war zwar eher etwas älter und viele von uns haben sich auch ein Zimmer zu zweit geteilt, aber auch daran gewöhnt man sich! Auf jeden Fall waren wir eine echt tolle Truppe, es war immer was los und es wurde nie langweilig!
Cork selbst ist eine eher kleinere, aber schöne und für seine Größe ziemlich lebhafte Stadt. Sie liegt an einem Fluss und, wenn das Wetter mitspielt, kommt fast ein wenig mediterranes Flair auf, weil durch das milde Klima sogar Palmen gedeihen. Natürlich gibt es eine Unmenge an Pubs (quasi an jeder Ecke!), die abends - meistens bei Live-Musik - immer gut gefüllt sind! Auch bietet Cork Einiges an Kultur und fast jeden Monat gibt es ein kleines Festival. In der Studentenstadt leben viele junge Leute, unter denen man auch relativ häufig Erasmus-Menschen antrifft, was für ein wenig Internationalität sorgt.
In die Umgebung von Cork kann man gut Ausflüge machen, z.B. nach Cobh, dem zuletzt angesteuerten Hafen der Titanic, nach Kinsale, einem bunten Fischerdorf oder nach Blarney, wo man wie zigtausende Touristen vor einem den Stein der Eloquenz küssen kann.
Weil Irland verglichen mit Deutschland ziemlich klein ist (ungefähr so groß wie Bayern), kann man die ganze Insel auch gut auf einem Road-Trip erkunden.
Mir hat mein Jahr in Cork auf jeden Fall richtig gut gefallen, mich persönlich auch weitergebracht und wenn ich könnte, würde ich es auf jeden Fall noch mal machen!
Falls du noch Fragen hast, kannst du mir gerne 'ne Nachricht schicken.
Comments