Erfolgserlebnisse
So langsam aber sicher findet sich Tine in ihrer momentanen Heimat immer stärker ein: Erste Erfolgserlebnisse bei der Arbeit sind zu vermelden, ebenso wie gemeinsame Aktionen mit Mitbewohnern. Auch einige regelmäßige Freizeitaktivitäten zeichnen sich ab und die erste organisierte Kinonacht im Center hat sie auch schon erlebt.
Entenbabys überall
Nach zwei Wochen träume ich endgültig von Entenbabys und dem großen Silo, aus dem ohne Unterlass Weizen strömt. Wie im Märchen vom süßen Brei. Dann wache ich inzwischen ohne Muskelkater auf, dafür aber mit immer mehr Schrammen und zum Glück auch ein bisschen Sonnenbräune.
Bei der Arbeit habe ich meine ersten Erfolgserlebnisse. Ich darf jetzt in zwei Bereichen alleine füttern, habe inzwischen meine erste Ente mit dem Netz gefangen und viele Vögel mit den Händen erwischt. Viele Vogelbabys bekommen jetzt eine Ration Anti-Wurmmittel in den Schnabel, wie meine Mohrle zu Haus manchmal. Dazu treiben wir sie in eine Ecke und fangen sie ein, bevor sie auf die Idee kommen, sich unter Wasser davon zu machen.
Neben all dem Nachwuchs gibt es auch immer ein paar Tote. Hier arbeiten ein Tierarzt und eine Mikrobiologin. Besonders kranken Tieren wird schon mal so viel Blut abgenommen, dass sie auf diese Weise auch gleich ruhig eingeschläfert werden. Als ich während einer Untersuchung die Tiere festgehalten habe ist genau das passiert. War schon sehr seltsam, denn ich habe so als Erste gemerkt, dass das Tier tot ist. Dafür schlüpfen aber im Reservat und in den Schlüpfmaschinen ständig Neue. Und zwar so viele, dass es langsam bisschen viel Geputze wird, um den Kleinen jeden Tag eine saubere Box zu präsentieren. Die Besucher sind natürlich total begeistert.
Jedenfalls habe ich die Zusage erhalten, auch in der Forschungs- und der Reservatsabteilung arbeiten zu können. Und da sie hier viele Krankheiten zu untersuchen haben, werde ich wohl dazu einen Bericht schreiben.
Ohne Starthilfe keine Hostelaction
In der Freizeit gucke ich viele von Doras DVD an. Die sind in Portugal viel teurer, deswegen sind wir hier immer gut versorgt. Dann lerne ich ein bisschen über Bio- und Ökologie der Vögel, schließlich werden immer an allen Aufenthaltsorten der Volontäre unauffällig wissenschaftliche Magazine zum Thema hingelegt. Und ich spiele ein bisschen Gitarre und gieße meine Pflänzchen im Garten. Und ab und zu gibt es jetzt sogar schon einen gemeinsamen Hostel-Pizza-Essen-und-Weintrinken-Abend. Oder wir fahren Eis essen, in den Pub oder gehen ins Kino um die Ecke.
Das mit der Pizza und dem Wein kommt durch Nathan, den Afrikaner, der eigentlich gar kein richtiger Afrikaner ist. Er hat an seinem ersten Abend hier beides spendiert – auf die Idee hätte ich auch schon mal kommen können. Überhaupt habe ich festgestellt, man muss die Hostel-Leutchen nur ein bisschen motivieren, was ich eigentlich nicht so gern mache. Deshalb planen wir jetzt ab und zu irgendwas, und plötzlich sind dann auch alle dabei und begeistert.
So kam auch unser Trip mit Phil, einem der überqualifizierten Festangestellten, in Richtung Strout zustande. Von den "Bergen", jenseits des platten Flusstals in dem wir hier sind, hat man eine schöne Sicht und wir hatten jede Menge Spaß beim Rumdüsen. Kurz darauf habe ich mitbekommen, das es im Center des WWT ein Kino gibt, das Volontäre jederzeit kostenlos buchen können. Nur dass das noch nie gemacht wurde, warum wissen sie wohl auch nicht. Na, und dann gab es auch schon unsere erste, hoffentlich nicht die letzte, Kinonacht. Wir haben "Man on Fire" gesehen. Für einen amerikanischen Film gar nicht mal schlecht.
Na ja, es wird also so langsam. Ich möchte mich jetzt noch entscheiden, welche regelmäßige Beschäftigung ich mir für die Freizeit gönne: entweder Schwimmen (Oh Jana, in der Nähe ist nur Schwimmhalle und kein Badestrand) oder Fitness in Doursley oder was Kreatives in Strout. Gestern bin ich wieder ein bisschen mit Dora rumgedüst und wir haben schöne Wanderstrecken gesehen. Das mit dem aktiven Wandern mach ich dann ein andermal, möcht mir erst noch eine gute Karte kaufen.
Meine Vogelgalerie soll mit der gemeinen Stockente weitergeführt werden. Denn diese Art ist gerade Publikumsliebling, da überall die Babys herumrennen. Das Lustige ist, dass die Mutter ihre Jungen vor sich nähernden Prädatoren und Menschen schützt, in dem sie vorgibt, verletzt zu sein. So humpelt und flattert sie von den Babys weg, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wie eine erwachsene Stockente aussieht, wird ja hoffentlich jeder Leser wissen, deswegen gibt es auch nur ein Foto der Babys.