Camp's out for summer - Camp's out forever
Hallo zusammen, tere.
Hallo zusammen, tere.
Es ist vollbracht, das Camp ist zu Ende und ich bin ganz schön erleichtert. Es gab viele Problemchen und auch größere Probleme, aber natürlich auch witzige und schöne Momente. Am Ende werde ich vielleicht drüber lachen, doch im Moment bin ich nur froh, morgen Mittag mit Paola, Nele und den Japanerinnen mit dem Bus nach Riga abzudüsen.
Unser größtes Problem war eigentlich unsere „Chefin“: Helen oder Jelena oder Lena, unser „camp supervisor“. Es ist auch die gleiche Person, mit der ich ein Jahr lang den „Conversation Club“ leiten werde. Wir, die Freiwilligen, waren ja schon eine bunte Truppe, die auch intern manchmal Probleme hatten, weil vier von uns (Nele, Heidi, Sonja und ich) immer den Großteil der Arbeit gemacht haben, und der Rest eher hilflos in der Gegend herumstand. Das hat sich aber zum Glück im Laufe der Zeit geändert.
Aber mit Lena ging das am Ende überhaupt nicht mehr in Ordnung. Ihr vorgesehenes Programm hatte den Kindern nicht gefallen. Da haben wir in unseren abendlichen Meetings immer versucht, viel zu ändern. Vor allen Dingen auch, weil die vier Franzosen im Camp immer herumzeterten, weil sie eigentlich an humanitäre/soziale Arbeit dachten, als sie herkamen, aber es war eher eine Art Ferienlager. Ein Camp auf Englisch eben. Auf Lenas Programm standen immer Diskussionen, Poster malen und anderes. Darauf hatten die ganzen jungen Leute aber keinen Bock, und so haben wir stattdessen Workshops angeboten (Kochen, Origami (=japanische Faltkunst), Filmanalyse, Museumsbesuche, Hennatattoos, Improvisationstheater, Sport und Spiele im Park) und versucht, das Programm so angenehm wie möglich zu gestalten. Das war aber echt anstrengend, und wir waren auch immer mit den Nerven fertig, weil Lena uns überhaupt nicht richtig unterstützt, sondern nur kritisiert hat. Sie hat das halbe Programm wieder umgeworfen und war oft auch ganz schön zickig.
Außerdem waren die „Kinder“ (von 14-17 Jahren) nicht immer einfach, ziemlich unhöflich, und aufmüpfiger und dümmer als alle „Teenager“, die ich in Deutschland kenne oder gesehen habe. Lena ist in den letzten drei Tagen richtig katzig geworden, weil wir uns immer selbstständiger gemacht haben.
Und heute, als das Camp vorbei war und wir zurück in der Schule waren, um die Sachen zurückzubringen - wir hatten nämlich unseren Abschlusstag im Freilichtmuseum „Rocca al Mare“ - sagte sie nur kurz und knapp und ziemlich gehetzt im Vorbeigehen: „Now, the camp is over. You are free now. Thank you!“. Das ist ganz schön hart. Alle anderen können ja jetzt bald nach Hause, ich muss aber noch ein Jahr mit dieser Frau aushalten.
Zum Glück ist meine Arbeit ja nicht so viel und ich werde viel Freizeit haben. Hoffentlich werde ich nicht unterfordert sein, das könnte passieren, aber da gibt es ja bestimmt ein Rezept gegen. Ich gehe bald mal zur Uni von Tallinn, und schaue, ob es da eine Art Club von Erasmus-Studenten gibt. Vielleicht finde ich auch einen Chor, oder eine BigBand, und ein kleiner Nebenjob wäre auch nicht schlecht. Ich weiß auch schon, dass zwischen Weihnachten und Neujahr kein Unterricht ist, und daher ist es so gut wie sicher, dass ich nach Hause komme.
Die anderen Freiwilligen werde ich ganz schön vermissen, wir haben uns echt gut (zumindest mit der Hälfte) verstanden. Hoffentlich bleibe ich zumindest mit Nele, Heidi und Sonja in Kontakt. Im Moment ist die Wohnsituation echt unglaublich, denn wir sind jetzt 15 Freiwillige. Fünf für das Kinder-Camp sind letztes Wochenende dazugestoßen, und jetzt teile ich ein Zimmer mit vier Mädels: anstrengend!
Mein „Apartment“ ist immer noch nicht fertig renoviert. Gut, dass ich morgen nach Riga fahre. Ticket ist gekauft, nur 200 Kronen, was ungefähr 13 Euro sind. Wenn man hier sucht, findet man echt günstige Sachen, in den Touristenplätzen ist es natürlich sehr teuer. Manchmal sind Touristenattraktionen aber auch wirklich toll: Das estnische Mittelalter-Restaurant Olde Hansa zum Beispiel ist ganz toll, obwohl es hauptsächlich an Touristen gerichtet ist. Who cares?
Die Stadt kenne ich auch schon recht gut, alle Attraktionen sind abgeklappert: Rocca al Mare, der Zoo, der Botanische Garten, Kloster Pirita, der Strand, die komplette Altstadt, schon drei Museen (Health Museum, Occupation Museum und das City Museum) und das Parlamentsviertel. Ein bisschen geht mir das Viertel um die Schule - ist ja mitten in der Altstadt - schon auf die Nerven, aber das wahrscheinlich auch nur, weil ich dort jeden Tag lang gehe.
Im Moment befinde ich mich im Viru Shopping Center, am Wifi-Hotspot, und in einer Stunde gehen alle Freiwilligen zusammen essen. Das letzte Abendmahl! ;-) Ich freue mich über all Eure Post, schaffe es aber nie, allen einzeln zu antworten, tut mir leid. Die Mails zu lesen, ist jedes Mal wieder eine Freude! Wenn meine richtige Arbeit beginnt (sprich: der Conversation Club, zu dem schon einige der Leute vom Camp kommen wollen, was ich richtig klasse finde, weil das gute, nette, kompetente „Kinder“ waren), habe ich bestimmt ein bisschen mehr Zeit.
So, ich hoffe, dass sich das mit Lena wieder bessert, aber da bin ich eher optimistisch, nachdem ich mich zwei Stunden abgeregt habe, indem ich Harry Potter Teil fünf auf Deutsch fast fertig gelesen habe.
Hüvasti!