Ab in die Ferien
Ein holpriger Start war das mit den Ferien, jetzt ist aber alles gut :)
Heute ist mein sechster Ferientag. Das MJC schließt für vier Wochen und wir wurden freundlicherweise in die Ferien geschickt. Eigentlich wollte ich als Auftakt den Mont-Saint-Michel besuchen, aber dann habe ich den Zug verschlafen und da es nur eine Hin- und Rückfahrt pro Tag gibt, erst einmal schön viel Geld in den Sand gesetzt. Den Vormittag verbrachte ich dann mit ärgern und Wohnungputzen, bis ich mich am Nachmittag aufgerafft und mich aufs Fahrrad geschwungen habe. Im Nachbarort, der mehr oder weniger mit meiner Stadt verschmilzt, gibt es seit über hundert Jahren eine Fabrik für Nähnadeln. Heutzutage wird die Produktion weiterhin fortgeführt und man kann das Museum vor Ort besuchen. Das war dann mein Mont-Saint-Michel-Ersatzprogramm.
Mein Wochenende bestand aus Paddeln und Kayakfahren, einem Diskobesuch (ja, das ist tatsächlich wieder möglich) und dem Château de Lassay, das wir uns angeschaut haben. Wenn es eine Festung/Burg gibt, die gegen Angreifer geschützt ist, dann diese hier. Jeder Stein hatte seinen Nutzen, um entweder den besten Winkel für die eigenen Geschütze zu haben oder die Angreifer selbst in der Festung noch davon abzuhalten, weiterzukommen. Für mich, als absoluter Burgen- und Schlösserfan, natürlich ein gelungener Ausflug.
Daraufhin bin ich spontan doch nicht zurück gefahren, sondern bei zwei sehr guten Freundinnen auf dem Lande geblieben. Wenn ich Land schreibe, dann meine ich auch das Land. Das Dorf besteht eigentlich nur aus zwei Straßen und bis zur nächsten Boulangerie fährt man 15 Minuten mit dem Auto. Neben einer Kinovorpremiere, wo wir leider nur die Hälfte der Witze mitbekommen haben, hatten wir auf jeden Fall unseren Spaß. Außerdem bin ich allen mit meiner Suche nach einem neuen Handy ordentlich auf den Geist gegangen. Mein altes hat sich leider genau einen Tag vor den Ferien von seinen Diensten verabschiedet, perfektes Timing würde ich sagen, jetzt, wo man es am dringendsten bräuchte. Naja, so stehe ich nun mit meinem Laptop in der Hand an der Bushaltestelle, während alle anderen Fahrgäste das Ticket auf ihrem Handy oder auf Papier vorzeigen. Funktioniert trotzdem.
Selbst der Juli neigt sich schon wieder dem Ende zu und damit rückt auch das Ende meines Freiwilligendienstes immer näher. Noch sechs Wochen, dann heißt es “Au Revoir Normandie -Rebonjour Allemagne“. Schon seltsam. Langsam aber sicher beginnt auch das Abschiednehmen. Am letzten Mittwoch fuhr mein Mitbewohner zurück nach Kanada. Wir waren extra nochmal alle zusammen in Paris und haben ein Feuerwerk für ihn veranstaltet. Okay, vielleicht war das Feuerwerk auch für den französischen Nationalfeiertag, aber für uns war es für ihn. Der Abschied war ziemlich unwirklich, es fühlte sich so an, als würde er wieder nur einmal für zwei Wochen in den Urlaub fahren. Klar verspricht man sich, sich so schnell wie möglich wieder zu sehen, aber ob daraus was wird, können wir nunmal nicht vorhersehen, nur hoffen.
Ab jetzt muss man sich bei jedem Treffen fragen: „Sehe ich diese Person noch einmal oder soll ich lieber schon ‚Tschüss‘ sagen?“. Die letzten Abschiedspartys werden geplant, ironische Zertifikate gedruckt und Erinnerungsbücher gebastelt. Und dann schwirrt da noch irgendwo der Youthpass herum, den hier noch niemand fertig geschrieben hat.
Letztendlich wohne ich also wieder alleine. Es ist fast so, als schließt sich der Kreis, wo ich doch am Anfang auch alleine gewohnt habe. Wenn wir mal ganz ehrlich sind, werde ich die nächsten Wochen aber sowieso nicht im Apartment sein, sondern unterwegs. Ich freue mich schon, nur meinem Kontostand gefällt es nicht so ganz, dass ich jetzt jeden Tag Wochenende habe, statt nur vier Mal im Monat. Upsi ;)
Ich genieße auf jeden Fall erst einmal meine Ferien, im Moment noch bei schönstem Sonnenschein in der Normandie und umzu, und das nach Wochen voller Regen.
Also dann,
bis bald / à bientôt !
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