Obdachlose in Malta? Gibt es die?
Dass man in Malta Obdachlose oder gar Bettler sieht, kommt eigentlich nicht vor. Mein ganzes EVS über habe ich mich gefragt: "Gibt es das in Malta überhaupt?" Nun bin ich über Informationen und ein tolles Projekt über dieses Thema gestolpert.
Das kleine Land Malta gilt als eines der sichersten Länder überhaupt. Die Kriminalitätsrate ist sehr gering. Außer Diebstählen gibt es wenige kriminelle Fälle. Auch die Gewalt scheint in Malta öffentlich nicht sichtbar. Außerdem ist es erstaunlich, dass man in Malta eigentlich nie auf Obdachlose antrifft. Während meines ganzen Freiwilligendienstes auf der Insel, habe ich wirklich einige Seiten der Insel kennen gelernt, Obdachlose oder Bettler habe ich jedoch kein einziges Mal gesehen. Fast glaubte ich, auf Malta gibt es keine Obdachlosen. Ich weiß wohl, dass es viele arme Menschen gibt. Das ist allgemein bekannt und leider häufig offensichtlich.
Nun, fast ein halbes Jahr nach meinen EVS, bin ich hier in Deutschland auf die Organisation YMCA gestoßen, die in Malta unter anderem ein Obdachlosenheim betreibt. Das Projekt der „Shalters“ für Obdachlose beinhaltet außerdem ein Hostel für Touristen. Sie Zahlen 15€ pro Nacht, die für die Finanzierung der Unterkunft der Wohnungslosen genutzt werden. Das Projekt wird hauptsächlich von maltesischen und ausländischen Freiwilligen betrieben. Dies lässt es zu, dass alle Einnahmen für das Projekt genutzt werden können und keine Personalkosten anfallen. Neben dem Hostel als Einnahmequelle werden immer wieder Spendenaktionen gestartet. Zum Beispiel werden T-Shirts oder Bücher verkauft.
In dem „Shalter“ leben ca. 30 Wohnungslose mit einer Altersspanne von 15-60 Jahren. Außerdem reicht die Spanne der Klientel von Alkohol- und Drogenabhängigen über Prostituierte, Verarmte bis hin zu Leuten, die soeben aus dem Gefängnis entlassen wurden.
Die Bewohner können, wenn sie volljährig sind, 6 Monate in dem Shalter bleiben. Dabei wird die Anwesenheit überprüft und darauf geachtet, dass die Bewohner nicht mal eine Nacht kommen und dann wieder für längere Zeit verschwinden, um irgendwann wieder aufzukreuzen.
Minderjährige dürfen auch länger im „Shalter“ bleiben. Hier wird auch darauf geachtet, dass sie um 11 Uhr anwesend sind. Außerdem bekommen Minderjährige im Gegensatz zu Volljährigen das Essen bezahlt. Jedoch müssen sie selbst, beziehungsweise mit Hilfe eine Mittarbeiters kochen. Dies ist gleichzeitig ein Lernfeld für die Jugendlichen. Denn oft ist ihnen Kochen nicht wirklich geläufig. Auch versuchen die Mitarbeiter immer wieder Freizeitangebote für die Bewohner zu gestalten. Hier werden Kompetenzen, die in den Vergangenheiten verloren gegangen sind, erlernt. Vor allem das Gruppenzusammengehörigkeitsgefühl wird versucht aufzubauen und verstärkt. Immer wieder werden vor allem die minderjährigen Bewohner motiviert, im Hostel mitzuarbeiten. Das ist wichtig, um den meist Schulabbrechen, einen geregelten Tagesablauf und eine Aufgabe zu geben und sie an ein „normales“ Leben heranzuführen.
Die volljährigen Bewohner bekommen hier vor allem ein Dach über dem Kopf und einen Platz zum Schlafen. Aber auch Möglichkeiten zu kochen oder sich Rat, Tips und Hilfen von den Mitarbeitern zu holen.
Neben der Arbeit mit den Klienten ist die Öffentlichkeitsarbeit ein entscheidender Punkt. Durch Spendenaktionen wird das Projekt gleichzeitig bekannt gemacht. Sogar viele Malteser sind sich nicht wirklich bewusst darüber, dass es in Malta Obdachlose gibt. Hier kann aufgeklärt und sensibel gemacht werden.
Ich war überrascht, nun über dieses Projekt zu stolpern und im Nachhinein etwas über die Situation der Obdachlosen in Malta zu erfahren.