Ein Auto, vier Insassen, vier Nationalitäten, neun Sprachen
JulieAnne ist in ihrer Begeisterung für Frankreich und ihre dort gemachten Erfahrungen kaum mehr zu bremsen. Ebenso wenig wie in ihrer Reiselust und ihrem Spaß an spannenden Gesprächen mit multikulturellen Reisegefährten.
Tja, wie soll ich’s nur sagen? Die letzte Woche war einfach super!!! Wie schon berichtet haben wir unser seit langem organisiertes, interregionales Seminar bezüglich der administrativen Schwierigkeiten des Europäischen Freiwilligendienstes veranstaltet. Die Teilnehmer waren fast ausnahmslos sehr sympathisch und mit Hilfe von uns Freiwilligendienstlern wurden viele Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet.
Um den menschlichen Bedürfnissen nach Erholung gerecht zu werden, wurde dieses Treffen hier auf der Ile d’Oléron veranstaltet und zwar in einem Tagungszentrum direkt am Strand, so dass genügend Zeit war, sich auf einem Strandspaziergang mit den netten Kollegen auszutauschen.
Leider habe ich mal wieder feststellen müssen, dass die Informationen für Jugendliche (Praktikumsplätze, Auslandsstudium, Freiwilligendienst, Treffen junger Europäer,…) hier in Frankreich durch die überall existenten Jugendinformationspunkte (CRIJ, CIJ, PIJ,…) besser zugänglich sind als in Deutschland. Da muss sich doch was machen lassen… Guter Ansatz für die Zeit nach dem Freiwilligendienst ;O)
Zurück zum Text: nach dem tollen Seminar fuhr ich mit einer estnischen Freundin, die in der Nähe ihren Freiwilligendienst leistet, zu ihrem Projekt, um dort das Wochenende zu verbringen. Eigentlich hatten wir uns schon darauf eingestellt, zwei ruhige Tage in dem kleinen Dorf namens Tusson zu verleben.
Doch dann kam alles anders: zufällig kam ein Algerier, der im gleichen Projekt arbeitet, auf uns zu und fragte, ob wir nicht Lust hätten, mit ihm nach Poitiers zu fahren. Schnell noch den polnischen Freiwilligendienstler ins Auto gepackt und los ging’s. Nur so nebenbei: Notre Dame gibt’s auch in Poitiers und das ist nicht minder schön als die bekanntere, zugegebenermaßen etwas größere Version in Paris. Ein Ausflug in diese mittelalterliche Stadt (okay, das sieht man nur im Stadtzentrum) lohnt auf alle Fälle – also raus aus dem Sessel!
Wir waren nun ein lustiges Multikulti-Grüppchen, bestehend aus einem Algerier, einem Polen, einer Estin und einer Deutschen und wir unterhielten uns eben auf Französisch. Hier wurde mir wirklich bewusst, wie wenig diese imaginären Grenzen gegenüber anderen Kulturen existieren. Wir unterhielten uns über Gott und die Welt, tauschten verschiedene Weltansichten aus und achteten immer die Meinung des anderen, so wie man es eigentlich von den Freunden im Heimatland gewohnt sein sollte.
Hier hat man – entschuldigt bitte, dass ich etwas pathetisch werde – wirklich das Gefühl, dass es eventuell irgendwann mal den ‚Europäischen Bürger’ geben könnte. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber der Freiwilligendienst und alle anderen Möglichkeiten von Auslandsaufenthalten sind eine nicht zu verachtende und unentbehrliche Basis. Ich jedenfalls habe in den ersten sechs Monaten meines zwölfmonatigen Aufenthaltes in Frankreich schon so einiges über mich und die Welt erfahren, was ich nicht missen möchte.
In diesem Sinne…
Bis bald
JulieAnne