Von ersten Herausforderungen, Alltag und Essen im Überfluss
Ich hatte die ersten Herausforderungen im Projekt, Alltag kehrt ins Leben ein und ich gehe auf mein erstes Food Festival
Da wären wir wieder…Es ist Samstag und ich reflektiere über meine letzte Woche. Zum Glück schreibe ich jeden Tag Tagebuch, denn sonst hätte ich schon so viel vergessen. Wobei meine Einträge auch immer kürzer werden. So langsam spielt sich hier eine gewisse Routine ein, wir wissen mittlerweile wo wir am besten einkaufen -wo es was gibt, wo es am günstigsten ist -an wen wir uns wenden müssen wenn wir Probleme haben und wie wir zur Arbeit kommen…
Kurz gesagt: Der Alltag hat uns so langsam…Ich kenne alle Fächer in der Schule, weiß wie ein Tag abläuft und weiß meistens worauf ich bei den Kindern achten muss. Natürlich gab es auch letzte Woche noch immer neue Situationen: Am Montag sind wir zum Beispiel anstatt zur rebound therapy zu gehen ins garden center gefahren, wo wir eine Plastikwippe für unseren Außenbereich gekauft haben. So habe ich dann auch zum ersten Mal ein bisschen was von dem kleinen Städtchen in dem ich arbeite gesehen und auch zum ersten Mal ein englisches garden center betreten…War gar nicht so unähnlich zu unseren deutschen, aber was anderes hatte ich auch nicht erwartet.
Ansonsten hat eine der teaching assistents in meiner Klasse bei den Kollegen rumgefragt, ob es nicht ein Bus gibt der Näher an der Schule hält, nachdem ich eines morgens pitschnass in der Schule ankam. Und oh Wunder: Natürlich gibt es den und mit großer Freude haben Verena und ich dann auch festgestellt, dass wir einen früheren Train bekommen wenn wir den Bus nehmen…Seit Mittwoch haben wir auch endlich WLAN in der Wohnung, sodass wir nun wieder an die restliche Welt angebunden sind…:D In der Schule lerne ich die Kinder immer weiter kennen, auch für sie kommt jetzt der Alltag und wie bei jedem anderen Kind auch gibt es Tage an denen sie keine Lust haben und den ganzen Tag nur Blödsinn machen und wir des Öfteren laut werden müssen. Mittlerweile kann ich das schon ganz gut, aber bei neuen Situationen beobachte ich dann doch erstmal die erfahreneren Kolleginnen und versuche es dann beim nächsten Mal selbst anzuwenden. Dazu gehört dann auch viel Mut, Überwindung und Geduld, denn wenn ein Kind schreit, weil es etwas (nicht) haben will, dann muss man ihm dann auch mal die Meinung sagen und abwarten. Donnerstag und Freitag war es dann bei mir in der Klasse auch echt mal soweit, dass es für mich aus den eben genannten Gründen sehr schwer war…Zudem haben wir Freitags noch einen anderen Lehrer, der supernett ist, aber halt auch anders mit den Kindern umgeht und ich mich daran erstmal anpassen muss. Am Freitag hatten wir dann auch noch eine ganz besondere Situation in der Schule. Eine der teaching assistents aus der Upper School hat ihren Abschied in den Mutterschutz gefeiert und alle Klassen eingeladen mit ihr zu feiern. Natürlich waren wir mit an board! Ich fand es sehr schön zu sehen, wie sich alle Schüler – egal welchen Alters – supergut miteinander verstanden haben, aber andererseits habe ich auch zum ersten Mal die Schüler aus den höheren Klassen gesehen, und gesehen mit was für welchen Beeinträchtigungen sie dort leben. Es hat mich sehr geschockt, diese schweren Fälle zu sehen und besonders als ich noch erfahren habe, dass in der Upper School auch viele Jugendliche versterben. Die Arbeit ist definitiv nicht leicht, das habe ich diese Woche besonders gemerkt, aber ich bin froh, dass ich so eine tolle Klasse habe!
Jetzt aber zu den schönen Dingen der Woche: Ich hatte durch eine Kollegin aus der Nachbarklasse erfahren, dass dieses Wochenende ein Food Festival in Liverpool ist und Verena und ich haben uns sofort dafür begeistern können und haben uns ein Wochenendticket besorgt. Sina war heute im Office, sodass sie leider nicht mit uns kommen konnte. Das Festival findet/fand in einem der größten Parks hier statt, dem Sefton Park, der laut Google schwer zu erreichen ist. Aber direkt als wir aus dem Zug stiegen waren dort so viele Leute, die alle zum Festival wollten, sodass wir kein einziges Mal auf die Karte gucken mussten und der Weg war auch nicht kompliziert… Dort angekommen verschafften wir uns erstmal einen groben Überblick: Es gab viele verschiedene Stände die alle unterschiedliches Essen verkauften, aber das Ganze erschien mir noch sehr klein. Da es schon 12 Uhr war, waren wir bereit für unsere erste Runde und jeder von uns kaufte sich ein Teil von einem Streetfoodstand, die wir teilen wollten. Für mich gab es erstmal ganz langweilig Pizza Margherita und für Verena einen Halloumi und Falafel Burger. Verenas Burger war wohl sehr gut, meine Pizza war auch gut, aber ich habe eindeutig schon bessere gegessen… Direkt danach erkundeten wir weiter die Essensstände und suchten nach 2 Desserts, wir wollten schließlich so viel wie möglich ausprobieren.
Als erstes landeten wir an einem Frozen Yoghurt Stand, wo uns eine sehr nette Verkäuferin zuerst ein paar Sorten zum probieren gab. Wir entschieden uns dann für einen FroYo mit 3 Toppings und suchten nach einem Sitzplatz. Da leider jeweils nur 2 Einzelplätze frei waren, bot ein etwas Älteres Paar an, uns einen Platz frei zu machen. Die beiden waren sehr kommunikativ und herzlich, sodass wir 30 min zusammen am Tisch saßen und über alles mögliche redeten. Von Deutschland über Liverpool bis hin zu Hunden war alles mit dabei. Wie sich herausstellte waren sie die Eltern der Besitzerin des FroYo Standes und kümmerten sich ganz liebevoll um alles. Am Ende betonten sie sogar mehrfach, dass wir uns immer gerne bei ihrer Tochter und Ihnen melden können, da die Tochter ein halbes Jahr in Berlin gelebt hatte. Das war mit Abstand die bisher beste Begegnung hier in Liverpool!
Verena und ich waren danach beide nur total happy. Man weiss ja nie wann man solche Menschen nochmal gebrauchen kann und wir werden die beiden auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Vielleicht werden sie ja noch zu unseren nicht vorhandenen Gast(groß-)eltern hier in England. Die Begegnung war echt wunderschön! Euphorisiert kauften wir uns dann unser zweites Dessert: Churros mit Schokoladensauce – auch absolutisch fantastisch! Aber es war gerade mal 14 Uhr als wir damit fertig waren. Der große Ansturm auf alle Street Food Geschäfte startetest jetzt…Dann saßen wir noch ein bisschen auf der Wiese bei Sonnenschein und 25 Grad dort und schlenderten noch ein bisschen über das Gelände, welches doch größer war als erwartet. Danach waren wir auch bereit für die nächste Runde Essen. Es gab für Verena ein Chicken Masala Open Naan und für mich einen Pulled Pork Burger. Mein Burger war richtig gut, und auch Verena wurde sehr glücklich mit ihrem Gericht. Danach hatten wir Lust Fahrrad zu fahren und da es hier in Liverpool sogenannte CityBikes gibt, suchten wir erstmal nach der nächsten Station an der 2 Fahrräder verfügbar waren. Sina hatte uns witzigerweise kurz davor eine SMS geschrieben, dass sie es zu kompliziert fand, aber im 2. Anlauf hatten wir unsere Fahrräder, sodass wir damit zurück zum Train fahren konnten. Ich hatte ja echt ein bisschen Angst davor, da es a) ein unbekanntes Rad war, ich b) noch nie im Linksverkehr gefahren bin und c) keinen Helm hatte. Dennoch sind wir lebend angekommen und es hat sogar sehr viel Spaß gemacht, sodass ich das demnächst bestimmt noch öfter ausprobieren werde. Hier zu Hause haben wir dann noch 45 min mit Jakob, einem ehemaligen Freiwilligen hier aus Liverpool geskypt und er hat uns nochmal sehr viele Tipps gegeben und wir haben auch schon einen Termin ausgemacht, an dem er uns hier besuchen wird. Jetzt ist es 22:46 und ich will noch gucken, welche Stände ich morgen austesten möchte, denn morgen geht der Essenwahnsinn weiter [] Hoffentlich wieder bei gutem Wetter und dann auch mit Sonnencreme, ich hab mich heute nämlich tatsächlich ein bisschen verbrannt…
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