Die Abreise rückt näher
Schon lange verfolgt Amselle das internationale Treiben beim Youth-Reporter. Jetzt kann sie selbst mitmischen, ihr eigener Freiwilligendienst in Madrid geht bald los. „So viele Dinge müssten noch erledigt werden, aber anstatt sie anzugehen, kann ich gerade nur dasitzen und gar nichts tun...“
Nun sitze ich hier an einem strahlenden Sonntagmittag, noch daheim in Deutschland vor dem Computer, um meinen ersten Tagebucheintrag für den Youth-Reporter zu schreiben.
Ich weiß noch genau, wie ich diese Seite vielleicht im Juli 2004 zum ersten Mal besucht habe, als sich der Wunsch, auch einen Freiwilligendienst zu leisten, nicht mehr aus meinem Kopf vertreiben ließ. Wie viel Zeit sollte noch vergehen, wie viele Bewerbungen und E-Mails sollten noch geschrieben werden, bis tatsächlich alles unter Dach und Fach war? Wie oft sollte ich mir - müde vom Warten oder voller ungeduldiger Vorfreude - noch wünschen, dass ich das Abi schon längst geschafft hätte und es nun losgehen könnte?
Das wusste ich damals alles noch nicht. Die Monate vergingen im Nachhinein betrachtet dennoch schnell, und jetzt sind es tatsächlich nur noch vier Tage. Ich werde am Donnerstag, den 1. September 2005, nach Madrid fliegen und wahrscheinlich für zehn Monate keinen deutschen Boden mehr betreten. Eine komische Vorstellung. Auch wenn ich mir oft gewünscht habe, doch schon in Spanien zu sein - vor allem in zähen Schulstunden oder während der Prüfungsphase - zum Schluss fehlt einem immer die Zeit, allen Tschüss zu sagen, sich an die Tatsache zu gewöhnen, dass man seine Freunde lange nicht sehen wird und wirklich ein neuer Lebensabschnitt beginnt.
Ich kann nicht genau sagen, wie ich mich fühle. Vielleicht, weil ich gerade alles in Zeitlupe wahrzunehmen scheine. So viele Dinge müssten noch erledigt werden, aber anstatt sie anzugehen, kann ich gerade nur dasitzen und gar nichts tun. Wer weiß, vielleicht stecke ich ja schon mitten im "Vorkulturschock"? ;-)
Nein, natürlich nicht. Ich weiß einfach nicht, was ich denken soll. Einerseits ist da eine große Vorfreude in mir. Andererseits auch Wehmut, wenn ich an meine Freunde denke, deren Studienbescheide momentan am laufenden Band einflattern und die sich jetzt in alle Winde verstreuen, um zu studieren. Das ist wie ein Innehalten vor dem großen Sturm, weil es ja noch nirgends richtig losgegangen ist. So bleibt einem also nicht andres übrig, als Prognosen anzustellen.
In Madrid werde ich in einer Sprachschule arbeiten, also Spaniern im Alter zwischen 15 und 50 Jahren Deutsch beibringen. Immer von 16.00 - 20.00 oder 21.00 Uhr. Die Schule liegt in Orcasitas, einem der gefährlichsten Viertel der Stadt. Was aber nicht weiter schlimm ist, da ich vom Bahnhof nur zwei Minuten bis dorthin brauche.
Wohnen werde ich zusammen mit anderen Freiwilligen aus Holland, Deutschland, Lettland, Frankreich und Tschechien in Leganés, einem Vorort. Das wird bestimmt spannend, so viele verschiedene Mentalitäten zusammen auf einem Fleck!
Die ersten zwei Wochen verbringe ich aber zum Einleben bei Carlos und seiner Familie in Madrid. Er ist etwas jünger als ich und studiert schon seit einem Jahr Mathe! Er war im Juli für zwei Wochen hier in Deutschland zu Besuch, um sein Deutsch wieder etwas aufzufrischen. Mein Spanischlehrer hat mir diesen Austausch vermittelt. Ich freue mich also, die Stadt anfangs aus der Sicht eines Einheimischen kennen lernen zu können.
Wenn ich das nächste Mal schreibe, bin ich schon in Madrid.
A ver, como eso va a ser...