Ab nach Accra!
Für kruenkernchen steht ein aufregender Trip quer durch Ghana an. Am Ende wartet die Belohnung: Endlich kann sie sich mit anderen Jugendlichen austauschen!
15. September 2007
Nachdem wir alle ganz spontan beschlossen haben, das Accra-Wochenende, was eigentlich erst für Ende des Monats zum endgültigen Flugumbuchen geplant war, wegen Maltes Geburtstag vorzuverlegen, hat gestern meine erste abenteuerliche Reise allein per Trotro nach Accra begonnen. Da ich schon um 12 Uhr von Baa das erste Trotro nach Swedru nehmen konnte und dann eine Stunde später im großen staatlichen Metromass Bus darauf warten konnte, dass der sich füllt, war ich etwa um halb drei in Kaneshi Market, der großen Station im Norden. Und von da an weiter: Hannah hat angeboten, dass wir bei ihr während des Wochenendes übernachten könnten. Sie wohnt bei einer ghanaischen Hostfamilie, die nach Jahren in UK wieder heimgekehrt sind. Doch der Weg dahin scheint ein ganzes Stück weit weg zu sein.
Durch das Gewusel der Menschen führt mich mein Banknachbar vom Bus an den vielen hundert Trotros vorbei zu dem, was mich in die Gegend von Dome Market bringen soll. Von dort scheint es dann nicht mehr allzu weit zu sein. Das Trotro schlängelt sich fast ne Stunde durch irgendwelche Straßen und die Seitenwand des Gefährts wackelt ganz bedenklich in einem anderen Rhythmus als der Boden unter meinen Füßen.
Ich solle bei Dome Crossing aussteigen, meint mein Busnachbar, bevor er mich (typisch ghanaisch?) nach meiner Telefonnummer fragt. Von dort frag ich mich dann bis zum Taxistand vor, von wo aus ich bis Dome Pillar Two zur Sawmill kommen soll. Da warte ich auch nur kurz, bis Hannah mich auch schon abholt. Nach fast vier Stunden Fahrt endlich jemanden mit dem man über alles, was so in den letzten Wochen passiert ist, reden kann. Danach kommt noch Sabine und dann kommen wir aus dem Quatschen fast nicht mehr raus. Morgens machen wir uns dann erstmal auf die Socken und laufen wieder bis Dome vor (eigentlich ist es gar nicht so weit weg) und nehmen von dort ein Trotro nach Circle. Das ist ein ziemlich zentral gelegener Kreisverkehr weiter südlich. Von dort geht der so genannte Ring Road in westliche und östliche Richtung weiter. Wir laufen nach Osten etwa ne halbe Stunde in der prallen Sonne, bis wir da Büro des Emirates erreichen. Dort lassen wir uns erstmal in die klimatisierten Riesensessel fallen und müssen ganz europäisch Nummern ziehen, bevor wir die Flüge buchen können.
Weil wir auch mal so ein wenig den Ring Road erkunden wollen und Maltes Geburtstagsrunde wahrscheinlich am Ende desselben liegt, nämlich im Stadtteil Osu, laufen wir einfach weiter nach Osten. Dabei erzählt jeder so ein wenig über die anfänglichen Probleme. Etwa mit den Macken der Gastfamilie oder den Problemen im Projekt. Außerdem hat sich jeder schon so ein wenig seine Gedanken über die ghanaischen Kulturbesonderheiten gemacht und Austausch tut echt gut. Speziell bei Fragen der extremen Reaktionen auf die weiße Hautfarbe. Diese „obruoni“-Rufe kann man nämlich ganz verschieden aufnehmen und beantworten. Und nebenbei ist es auch mal wieder schön, in der Muttersprache zu kommunizieren.
Lustigerweise liegt in Osu das Hostel, in dem wir unsere erste Nacht verbringen. Wir können also die Straße entlanglaufen, auf der wir auch die ersten Schritte in Ghana unternommen haben. Und obwohl es erst einen Monat her ist, merken wir schon, wir viel sich verändert hat. Wie weit weg das Daheim schon ist und wie sehr man sich doch an all das ghanaische Chaos gewöhnt hat. In Osu gibt es aber auch den Koala Market, ein riesen Supermarkt mit lauter importierten Waren aus den Industrieländern. Kinderschokolade, Vollkornbrot und käse...alles reichlich teuer. Aber wir beschließen, den Tag zu zelebrieren und legen für Sesambrote und Mozarella zusammen. Das wird dann auch ganz festlich in der schattigen Nachmittagswärme verdrückt. Ein wenig Heimweh kann man sich da doch nicht versagen. Und um das zu bekämpfen, wagen wir uns dann bis zum Treffen mit den anderen Volunteers ab ins Internet Café für internationalen Kontakt mit daheim. Das hilft immer.
Kurz vor der Moskito-dunkel-werd-Grenze um sechs, treffen wir uns noch mit Malte, dem Geburtstagskind, Jonas, Emilia, Ursula und Tamara. Außerdem kommen noch die Leute von ICYE. Die fragen erstmal so nach unseren ersten Eindrücken, aber zu wirklich viel Reflektion sind wir erstmal eh nicht fähig. Nach nur einem Monat. Gemeinsam machen wir uns dann auf in einen nächtlich beleuchteten und mit High-Life Musik vollgedröhnten Spot und stoßen auf alles Gute und den Start in Ghana an.