Salamanca – klein aber oho
Die kleine, beschauliche Studentenstadt nordwestlich von Madrid hat es Amselle angetan. Während ihres spontanen Besuchs einer dort Spanisch lernenden Freundin, genoss sie das nächtliche bunte Treiben in den Bars ebenso wie den entspannenden Müßiggang tagsüber.
Vor genau einem Monat habe ich mich spontan eines Mittwochnachmittags dazu entschlossen, das folgende Wochenende in Salamanca zu verbringen. Denn zu dem Zeitpunkt hat noch Maria – eine Freundin aus Baden-Baden und ebenfalls Europäische Freiwillige – dort einen Intensivsprachkurs gemacht. Sie wollte für ihr Projekt in Elche an der Südostküste Spaniens gewappnet sein.
Ab nach Salamanca
Ich mailte ihr Dienstag, um zu fragen, ob es möglich sei, sie mal in ihrer WG – bestehend aus weiteren Sprachschülern aus England, Österreich, Deutschland und Belgien – besuchen zu kommen. Mittwoch darauf kam die positive Antwort, am Donnerstag wurde das Busticket gekauft und Freitagmorgen ging es dann schon los. Ich habe den Tag extra frei bekommen – dank meiner wirklich netten Arbeitskollegen in der Sprachschule, die nichts dagegen hatten. :) Normalerweise muss ich jeweils die ersten beiden Freitage eines Monats arbeiten.
Nachdem ich mich wacker durch das morgendliche Metro- und Cercanías–Rushhour–Chaos gekämpft hatte, kam ich doch noch rechtzeitig zum Busbahnhof und schaukelte dann erstmal dreieinhalb Stunden im Bus nach Salamanca.
Hier in Spanien ist das Busfahren übrigens sehr preiswert und wohl üblicher als Zugfahren, weil das Zugstreckennetz nicht sehr gut ausgebaut ist. Man darf sich die Busse und Busfirmen aber nichts als rückständig und oll vorstellen, nein: Das sind straff durchorganisierte Unternehmen mit modernen, komfortablen Bussen, und der Busbahnhof (Conde de Casal – einer von mehreren hier in Madrid) wirkte denn auch eher wie ein kleines Flughafenterminal...
Maria hab ich in ihrer Sprachschule namens Isla dann auf Anhieb gut gefunden. Schon komisch, das letzte Mal als wir uns sahen, war ganz zufällig in der Fußgängerzone einen Tag vor meiner Abreise nach Spanien. Damals hatte sie noch fast einen Monat vor sich, ehe sie abreisen würde. Und jetzt waren wir also beide auf iberischer Erde angekommen.
Stadt der Bars, Studenten und Weltkultur
Salamanca ist übrigens eine wunderschöne, sehr historische Studentenstadt. Auf Grund ihres Reichtums an alten Bauten wurde sie zum Nationaldenkmal erklärt und von der Unesco in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Sie ist so klein und gemütlich, dass man abends, egal wie verloren man wegen eventueller Alkoholexzesse ist (Salamanca soll ebenso viele Bars wie Studenten haben, das wären dann 30 000), immer wieder nach Hause findet. Insofern man denn in der Innenstadt wohnt, denn insgesamt hat die Stadt doch beachtliche 168 000 Einwohner, das dreifache meiner Heimatstadt. Nur: wer einmal eine Weile in Madrid gewohnt hat, dem kommt irgendwann alles klein vor...
Maria wohnte praktischerweise nur fünf Gehminuten vom Plaza Mayor, dem Zentrum der Stadt weg. Eine gute Startbasis für sämtliche Aktivitäten also. Nachdem wir nachmittags durch die aufgrund der Siesta wie ausgestorben anmutenden Innenstadt spaziert sind (wunderschön!), ging es abends auf eine von der Sprachschule organisierte Tapas-Tour mit internationalem Flair. Schließlich kamen die Sprachschüler aus allen Ecken der Erde. Wir waren in insgesamt sechs Bars, haben genauso viele Copas getrunken und Tapas gegessen, was von Copa zu Copa lustiger wurde. ;) Das ganze nur für 7,- Euro – so etwas wäre in Madrid nicht möglich!
Auch sonst merkt man, dass Salamanca eher studentisch ausgerichtet ist. Ab 23.00 Uhr wimmelt es in der Stadt von jungen Menschen, besonders am Wochenende. Man kommt sich buchstäblich wie auf einem einzigen großen Erasmuscampus vor. Klar, dass ich das genossen habe. Wir haben auf unseren nächtlichen Streifzügen Brasilianer, einen Japaner, einen Australier, viele Engländer und Amerikaner, Belgier, Holländer, einen Norweger, Deutsche, Schotten usw. getroffen, viele davon auch Sprachschüler von anderen Schulen. Die Vorstellung, dass ein Japaner extra nach Salamanca kommt, nur um Spanisch zu lernen, lässt mich immer noch staunen.
Da Maria neben der Bar und Discostrasse schlechthin wohnte, war es übrigens sowieso schlicht unmöglich, freitags und samstags vor 6.00 Uhr morgens schlafen zu können, wegen der singenden Spanier und der allgemein lauten Geräuschkulisse.
Da wir die drauffolgenden Tage natürlich länger ausschliefen, aber trotzdem noch müde waren, beschränkte sich mein weiteres touristisches Programm dann darauf, durch die Stadt zu bummeln, Kaffee zu trinken und die Ruhe und Beschaulichkeit Salamancas zu genießen. Kleinere Städte haben schon etwas für sich, das ist mir inzwischen klar geworden. Dennoch wäre mir wohl ein ganzes Jahr in Salamanca zu langweilig. Für Madrid ist diese Zeitspanne wiederum genau richtig.
Nach meinem Aufenthalt hier zieht es mich aber dann doch zurück in eine kleine deutsche Studentenstadt (wahrscheinlich Konstanz), wo ich wieder Fahrrad fahren kann, anstatt mich in der Metro zu drängeln und es mehrheitlich hübsche, kleine Häuser gibt, als uncharmante zehnstöckige Wohnblöcke...