"A por ellos, oééé!" – Fußball auf die spanische Art
Amselle konnte zwar die außergewöhnliche Stimmung in Deutschland während der WM nicht miterleben, aber dafür die Feierlaune der Spanier, die bekanntlich keine Kinder von Traurigkeit sind, und gerne mal eben für sie singen.
Wochen haben auch die Spanier auf die WM hingefiebert, Wetten wurden abgeschlossen, die Werbung drehte sich nur noch um den runden, schwarz-weiß gefleckten Ball. Kinder ahmten voller Eifer ihre Fußballidole aus dem Fernsehen nach, sobald die Hitze am Abend etwas erträglicher wurde und sie draußen auf den öffentlichen Plätzen kicken konnten. Beobachtet von ihren Großvätern, die es sich im Schatten auf ihren Bänken gemütlich gemacht hatten. :)
Und mittendrin ich, die ich natürlich auch schon gespannt war, wie sich Deutschland der Welt präsentieren würde in diesen vier Wochen. Zudem würde dies meine erste richtig bewusst erlebte WM werden. Von der letzten Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea bekam ich nämlich durch die Zeitverschiebung kaum etwas mit und 1998 in Frankreich war ich ja erst 12 Jahre alt.
Nun, meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil! Auch wenn ich diese einzigartige Stimmung unter den Millionen von durchdrehenden deutschen Fans in Deutschland – sei es auf den Fanfesten, in Privathaushalten, auf der Straße oder im Stadion – nicht miterleben konnte, so waren die Erfahrungen, die ich in Madrid und beim Herumreisen im Norden Spaniens gemacht habe, auch sehr interessant und schön.
img 6 right]Seien es wildfremde Menschen aus aller Herren Länder auf der Straße oder der Nachbarn von nebenan, die Mitreisenden oder Passanten in der Fußgängerzone – zum Fußballgeschehen in Deutschland hatte wirklich jeder etwas zu sagen. Auch beim abendlichen Ausgehen wurde da keine Ausnahme gemacht, durch den Fußball hatte man gleich ein Gesprächsthema: „Ach, Du kommst aus Argentinien?! Na, da habt Ihr Euch aber gut geschlagen bisher!“ Und da Madrid sehr international ist, kam es nicht selten vor, dass ich auf WG-Partys an einem Abend gleichzeitig mit Mexikanern, Franzosen, Italienern, Ecuadorianern, Spaniern, Brasilianern und so weiter über die neusten Spielentwicklungen und Gerüchte diskutieren konnte. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass Fußball eine so völkerverbindende Wirkung haben könnte. Auch das Feedback, das ich von all den Freunden bekam, war überwältigend. Viele gratulierten mir sogar, als Deutschland ein Spiel gewonnen hatte, oder drückten ihr Mitgefühl aus, als es dann gegen Italien nicht mehr weiter ging.
Auch wenn ich teilweise um sieben Uhr morgens wegen der Telefoninterviews aufstehen musste, so hat es doch immer Spaß gemacht, sich mit den Moderatoren zu unterhalten, zudem wurde ich ja auch zwischendurch wegen Terminabsprache et cetera angerufen, was auch immer sehr amüsant war. :)
Das Einzige, was ich in Spanien etwas schade fand, war, dass über Deutschland selber nicht so viel berichtet wurde. Zumindest nicht im Fernsehen – leider, denn „bewegte“ Bilder vermitteln doch noch mal einen ganz anderen Eindruck. Natürlich wurde Deutschland und seinen Einwohnern insgesamt mehr Platz in den Medien eingeräumt, es gab Kolumnen über Angela Merkel und ihre Freudenstürme, über Franz Beckenbauer, der überall zugleich zu sein schien, über die Hitze… Aber dass die Deutschen teilweise selber nicht begreifen konnten, was da mit dem Land passierte, dass diese WM Deutschland vielleicht neues Selbstvertrauen gegeben hat, davon sah und las ich kaum etwas. Dementsprechend war ich auch überwältigt von den hupenden Wagenkolonnen, Fahnenmeeren und feiernden Menschen in Konstanz, als der Sieg über Portugal gefeiert wurde.
Viele kleine lustige Begebenheiten und Erlebnisse während der WM habe ich auf Fotos festgehalten. Man lese sich bitte die Kommentare durch!