Ja - wie jetzt.

Polen - kann man mal machen. Obwohl keiner damit gerechnet hat, am allerwenigsten ich.

Immerhin meinte ich schon als Zwölfjährige: Ich gehe nach dem Abi nach England oder Kanada!

Die soziale Ader war ja schon immer gegeben, von daher hat sich ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland angeboten. Dadurch bin ich auf den Europäischen Freiwilligendienst gestoßen - von dem ich, wie so viele, vorher noch nie gehört habe (Also: Macht mehr Werbung!).

Meine Organisation mit dem liebenswerten René setzt auf Eigeninitiative, deswegen konnte ich mir mein Projekt selbst raussuchen.

Da war schnell klar, dass es nicht GB wird, weil mir kaum ein Projekt so richtig gefallen hat. Und in Irland genauso wenig. In Polen habe ich dann das perfekte Projekt gefunden. Eines, das sinnvoll ist, das herausfordert und bei dem man viel lernen kann.

Angenommen wurde ich auch gleich. Jetzt habe ich die Möglichkeit polnisch zu lernen (was ansonsten sicherlich niemals der Fall gewesen wäre), Menschen aus ganz Europa kennen zu lernen (die alle Englisch sprechen, also komme ich doch noch dazu, hurra), durch Polen zu reisen UND noch eine zweite Mentalität neben der polnischen zu erleben - nämlich die tschetschenische.

Im Endeffekt wird das Jahr also vermutlich belastender und anstrengender, aber gibt mir mehr als ein Jahr in England oder Kanada. Da kann ich später immer noch hin.

Kontakt habe ich zu einer Deutschen, die sich dort schon befindet und die sich die Zeit genommen hat, mir während ihres Deutschlandurlaubs alle meine Fragen zu beantworten.

Jetzt weiß ich, was in etwa auf mich zukommt - und das scheinen nur positive Dinge zu sein.

Das Ausreiseseminar war fantastisch. Vor allem, da mein gesamtes Umfeld meinte mir tolle Tipps geben zu müssen, obwohl keiner wusste, was auf mich zukommen wird. Dort habe ich Menschen getroffen, die sich dieselben Gedanken gemacht und auch wirklich verstanden haben, was ich meine.

Man lernt auch viel über sich selbst und den eigenen Umgang mit anderen Menschen, wenn man in eine Gruppe mit lauter Fremden geworfen wird. Was das angeht, haben mich diese drei Tage schon sehr viel weiter gebracht - was passiert dann erst in einem Jahr? Ich kann seither kaum erwarten, dass es losgeht.

Schade nur, dass ich meine Freunde dann nicht mehr sehe (jetzt folgt Standard-Gelaber). Ich versuche zwar, noch einmal so viele coole Dinge wie möglich mit ihnen zu machen (mit Helena nach Berlin, mit Björn nach Schottland, mit Chrissi Stuttgart unsicher machen, mit Mia in der Sonne liegen und stundenlang reden, mit allen die ich kenne noch einmal richtig feiern gehen usw., usw.), aber die Zeit ist einfach so verdammt begrenzt und es ist ja klar, dass man doch nie genug davon hat.

ABER: Ein Jahr ist keine endlose Zeitspanne, wenn man bedenkt, dass man 80 davon zur Verfügung hat (okay: bei meinem Lebensstil eher 50, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein). Von daher werde ich wohl alle hier unendlich vermissen und überaus emotionale Briefe nach Hause schicken (und das von mir, oha), aber MINDESTENS - egal wie scheiße es wird - ein halbes Jahr dort bleiben. Das muss sein.