Hagel, Regen, aber keinen Schnee
Es ist mal wieder ziemlich lange her, seit ich meinen letzten Bericht verfasst habe. Seitdem ist eine Menge geschehen. Der Nebel nahm uns allen die Sicht, Sinterklaas kam und fuhr wieder, ich war in Brüssel und bis heute morgen auch in Deutschland.
Noch ganz unter dem Eindruck meiner Weihnachtsreise nach Deutschland, schreibe ich euch meinen mittlerweile vierten Bericht. Im Dezember waren es nämlich schon vier Monate, die ich in den Niederlanden lebe.
Über den November in Gouda kann ich euch jetzt noch sagen, dass mich der immerwährende Nebel stark beeindruckt hat. Es ist schon komisch durch eine solche Brühe mit dem Fahrrad zu fahren. Zumal man ja da eigentlich nicht über das Rad hinausschauen kann. Im Nebel mus man sich mehr auf sein gehör denn auf die Augen verlassen.
Der November scheint mir jetzt schon so lange weg, dass ich gar nicht mehr richtig weiß, was da alles passiert ist.
Also schaue ich mal kurz in meinen Kalender...- Das wichtigste Ereignis für mich war wohl der Besuch am Konservatorium in Enschede. Ich habe mich dort ein bisschen mit professoren der Musiktherapie unterhalten. Außerdem lauschte ich einem Vortrag über den Ablauf des Studiums und hörte mehrere Konzerte von Studierenden, welche mich schwer beeindruckt haben.
Das wichtigste Ereignis für die Niederländer war die Ankunft von Sinterklaas (der niederländische Nikolaus). Sinterklaas wird hier viel größer als Weihnachten gefeiert, es gibt Geschenke und der Mann kommt auch noch wirklich vorbei. Ende November kommt er immer auf seinem Dampfboot aus Spanien. Ihn begleiten seine Helfer, die "Zwatten Pieten". Die stehen für die dunkelhäutigen Sklaven des Sinterklaas, was ich echt ziemlich rassistisch finde. Manche Niederländer versuchen es zu verniedlichen indem sie sagen, dass die Pieten schwarz geworden sind, weil sie durch den Schornstein ins Zimmer gekommen sind.
Auf jeden Fall war ich mit Friederike und zwei Hausbewohnern bei der Ankunft von Sinterklaas dabei. Für mich war es ja auch das erste Mal und deshab habe ich mich teilweise gefreut wie ein kleines Kind.
Bei seiner Ankunft reitet der Sinterklaas umgeben von seinen Zwarten Pieten durch die ganze Stadt, sammelt Zeichnungen und Wunschlisten der Kinder ein und wirft mit pepernoten (Pfeffernüsse von denen am Ende der Sinterklaas - Feier immer ganz viele übrig bleiben. Wir haben jetzt noch welche im Schrank). Das hat mich an Karneval erinnert. Bis zum 5. Dezember muss dann jeder ganz brav sein, denn man kann nie sicher sein, ob nicht doch irgendwo ein Piet im Haus ist, der merkt, wenn Kinder unartig sind. Wir haben auch einmal unsere Schuhe nach draußen gestellt und am nächsten Morgen hatten alle Kekse und pepernoten und auch noch eine Mandarine da drin.
Zum Sinterklaas-Fest habe ich mit einer anderen Assistentin Sinterklaas-Lieder auf dem Keyboard gespielt. Die konnten wir alle mittlerweile auswendig, weil sie auf dem CD-Spieler rauf und runter gespielt wurden, sodass dieser jetzt nicht mehr richtig funktioniert.
Es war ein schönes Fest und jeder hat ein Geschenk bekommen. Eine Woche vorher hatten wir alle Lose gezogen von der Person, der wir ein kleines Geschenk machen sollten. Auch ich bekam ein kado mit einem Schokoladenbuchstaben. Kaum war Sinterklaas wieder zurück in Spanien, wurden die Weihnachtslieder rausgekramt und das Wohnzimmer geschmückt.
Am freien Wochenende Anfang Dezember war ich auch mal in Brüssel. Dorthin bin ich mit dem Bus ganz alleine gefahren. Auf dem Ticket stand, dass die Fahrt von Rotterdam nach Brüssel 3 Stunden dauern würde. Also stellte ich meinen Wecker und versuchte noch ein bisschen zu schlafen. Doch durch die Niederlande fährt man relatiev schnell und so kam es, dass der Busfahrer schon nach 2 Stunden Brüssel ausrief. Ich hatte damit gar nicht gerechnet und musste mich erst nochmal vergewissern, nicht dass ich in der falschen Stadt aussteige oder so.
Doch ich war tatsächlich schon angekommen und nach einem Telefonat für die Orientierung, kam ich heil und gesund bei der Arche in Brüssel an (die haben dort übrigens 5 anstelle von -wie bei uns - 2 Häusern). Dort traf ich dann auch meine Mitfreiwilligen Helge und Friederike wieder, die an den Tagen vorher eine Rundreise durch die Archen in Brügge gemacht hatten.
Wir verbrachten dort schöne Tage, waren auf Märkten (Weihnachtsmarkt, Wochenmarkt), saßen auf Dächern (es war aber echt kalt und wir hielten es nicht lange aus), quetschten uns in volle Cafés (ins Café Belga --> es war draußen echt supervoll, aber drinnen ging es eigentlich und wir konnten sogar tanzen). Tagsüber fuhren wir mit geliehenen Fahrrädern durch Brüssel und sahen allerhand Gebäude. ich fand den Mix von alt (Königshäuser --> ich wusste gar nicht, dass Belgien auch eine Königsfamilie hat) und neu (die Wolkenkratzer der EU-Verwaltung sind echt große Glastürme) interessant.
Den Rest des Monats verbrachte ich mit dem Vorbereiten meiner Reise nach Deutschland (Geschenke und Termine klären). Ehrlich gesagt, zählte ich die Tage um endlich mal wieder nach Hause zu fahren und alle mal wieder zu sehen. Ich habe auch viel getan, hätte aber manche Freunde gerne (nochmal) wieder gesehen. Um Silvester herum realisierte ich erstmal, was im Jahr 2011 alles geschehen war. Für mich war es ein ziemlich erfreuliches Jahr, welches mich vom Jugend Musiziert - Wettbewerb über Abi zum Freiwilligen Sozialen Jahr geführt hat. Bis jetzt kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden mit meiner Wahl bin und es überhaupt nicht bereue in die Arche Gouda gekommen zu sein. Das folgende Jahr wird in jedem Fall spannend. Bin schon gespannt auf alles, was mir wiederfährt.
Euch allen möchte ich auch ein "gelukkig nieuw jaar" wünschen, von dem ihr genießen und in dem ihr entspannen könnt. Möge alles wahr werden, was ihr euch vornehmt!
Das wünscht euch, euer selmchen
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