Nach dem Ab nun Auf
Nach langer Durststrecke tut sich etwas bei Silversky: die Wochenenden sind verplant und Weihnachten naht in großen Schritten. So hat das Heimweh keine Chance mehr. Und dank anstehendem Sprachkurs, einem warmen Herbst und geheimnisvoller Post ist die Stimmung gleich viel besser.
Nach einer Woche voller Heimweh und Fragen nach dem Sinn meines Aufenthaltes, hat sich jetzt zum Glück Einiges geändert. Auch wenn ich immer noch nichts im Sinne meiner Projektbeschreibung zu tun habe, bekomme ich doch nächste Woche wenigstens etwas zu tun: Deutsch-Konversations-Unterricht in einem Gymnasium. Und das ist ja erstmal besser als nichts.
Außerdem haben Heini, meine finnische Mitfreiwillige und Mitbewohnerin, und ich bis Weihnachten auch ganz viel zu tun. Von Donnerstag auf Freitag waren Freiwillige aus Banska Bystrica da und wir waren abends weg. Am Freitag hatten wir sogar Arbeit im Büro und danach sind wir dann zu einer anderen Freiwilligen, die in der Nähe von Bratislava wohnt, gefahren.
Nächstes Wochenende ist eine Art Seminar mit behinderten Menschen und vom 15. bis zum 20. November ist ein Treffen von Gruppenleitern in der Hohen Tatra. Aber wir müssen nicht arbeiten, können also ganz viel angucken. Dann sollen eigentlich noch zwei Wochenenden von meiner Organisation stattfinden, Genaueres weiß ich noch nicht...
Ach ja, nach Wien wollen wir auch noch und die beiden aus Banska Bystrica haben uns eingeladen. Aber da sie schon Ende des Jahres wieder fahren, müssen wir auch noch dahin. Mal schauen, wie wir das alles so auf die Reihe kriegen.
Und nachdem ich in Revuca war, haben Heini und ich uns überlegt, dass wir ja auch zusammen andere Plätze besuchen können und da für eine Woche arbeiten oder so. Unser Boss war damit einverstanden. Mal schauen, wo und wann wir fahren.
Es ist wirklich so supergut, dass die große Heimweh-Phase vorbei ist. Denn – obwohl ich trotzdem noch voller Vorfreude auf Weihnachten warte, weil ich dann nach Hause fahre – habe ich nicht mehr das Gefühl, dass ich es hier nicht mehr aushalte. Auch wenn meine Arbeit nicht so toll ist, habe ich doch in der Freizeit viel zu tun.
Ich muss euch auch noch mal gerade ein paar kleine Anekdoten über Heini erzählen. Sie war in einem vegetarischen Restaurant und da sie dachte "Okay, vegetarisch, ist egal wenn ich die Karte nicht verstehe, ich kann alles bestellen", hat sie halt Irgendwas bestellt und hat dann aber leider Fleisch bekommen, was für einen Vegetarier vielleicht ein kleiner Schock sein kann... Am nächsten Tag war sie in einer Bar mit einem anderen Freiwilligen und die beiden haben es, gegen den besseren Rat des Kellners, geschafft, alkoholfreies Bier zu bestellen und das war für sie als Finnin ein Schock. Aber jedes Mal, wenn sie mir so etwas erzählt, muss ich echt lachen.
Letztens hat auch Tania, eine spanische Freiwillige, etwas sehr Geiles erzählt. Sie war in ihrem Zimmer, und da sie in einem Raum im Internat wohnt, kommt regelmäßig die Putzfrau rein, auch wenn sie ihr schon oft gesagt hat, dass sie das nicht will. Die Frau stand dann so im Zimmer, hat sich umgeguckt und irgendwas von "Bordell" gesagt und Tania war verständlicherweise etwas beleidigt und verwirrt. Nachdem sie das erzählt hat, hat eine andere Freiwillige sie dann aufgeklärt und gesagt, dass "Bordell" slowakisch ist und auf Deutsch "Chaos" heißt...
Ach ja, und noch etwas sehr Wichtiges wird passieren! Unser Sprachunterricht wird beginnen, mit einer richtigen Lehrerin! Leider ist es nur eine Stunde die Woche und wir sind vier Freiwillige. Johanna, auch Deutsche, kann Tschechisch sprechen, wird also vielleicht etwas langweilig für sie. Tania, die Spanierin, kann so gut wie gar nichts, und Heini und ich können ein bisschen was, aber auch nicht viel. Wir werden also weiterhin viel alleine lernen müssen, aber trotzdem gut, dass wir wenigstens einmal die Woche Unterstützung kriegen.
Unsere ganze Wohnung ist auch schon mit kleinen gelben Klebezetteln gepflastert, die uns erklären, was das auf Slowakisch heißt. Und für das Bad hat Heini eine wunderbare Zeichnung des menschlichen Körpers gemacht, die natürlich auch auf Slowakisch beschriftet ist.
Ich bin echt froh, dass sich etwas getan, und meine schlechte Stimmung sich verflüchtigt hat. Außerdem erscheint es mir jetzt auch überhaupt nicht mehr lange, bis Daniel kommt. Vorher waren es noch so viele Wochen, jetzt sind es immer noch viele Wochen, aber trotzdem vergehen die ja schneller, wenn man Pläne hat.