Doch schon so schnell
So, jetzt bin ich also in Revuca. Und vorher war ich auf dem On-Arrival-Training in Michalovce. Das Training war total super, es war toll, die anderen Freiwilligen kennen zu lernen und nun zu wissen, dass viele von ihnen die gleichen Dinge erleben und so. Wir haben auch viel über die Slowakei gelernt, aber auch über unsere eigenen Länder. Außerdem war es sehr interessant, von den anderen zu hören, was sie über Deutsche und Deutschland denken. Denn obwohl die deutschen den Grossteil der Gruppe ausgemacht haben, gab es auch noch Franzosen, Belgier, Holländer, einen Österreicher, einen Italiener, Spanier, eine Mazedonierin, eine Finnin und zwei aus Rumänien. Ich hoffe, dass ich niemanden vergessen habe.
Ihr seht, dass es ein ziemliches Multi-Kulti-Seminar war, aber das war ja gerade das Gute, auch wenn es schön war, mal wieder Deutsch zu reden. Allgemein wurde aber Englisch gesprochen, was auch von allen beherrscht wurde. Außer vom Italiener, für den dann immer die Spanier übersetzen mussten. Ich konnte auch mal wieder mein Französisch ausprobieren. Obwohl das gar nicht so einfach war, weil in meinem Kopf im Moment Deutsch, Englisch und Slowakisch rumschwirren und für Französisch nicht mehr soviel Platz ist. Aber ich werde mal die anderen Freiwilligen, die auch in Bratislava wohnen, besuchen. Eine davon ist auch eine Französin, vielleicht kann ich es mit ihr üben.
Das ist sowieso total geil, dass so viele Leute in Bratislava sind, denn jetzt hat man wenigstens jemanden, mit dem man was machen kann. Denn Slowaken kennen zu lernen gestaltet sich ja leider etwas schwierig.
Ich hatte bei dem Training auch die Möglichkeit, über meine Probleme in meinem Projekt zu berichten. Und das hat mir schon geholfen, denn einer von der National-Agentur hat mir gesagt, wenn mein Chef es nicht schafft, mir Arbeit zu verschaffen, dass er dann welche hat für mich. Außerdem hat Heini mir geschrieben, dass es mit dem Sprachtraining voran geht und dass sich in Bratislava einiges geändert hat. Ich freue mich also schon wieder nach Bratislava zu kommen, weil da jetzt so viele Leute sind die ich kenne.
Irgendwann war aber auch das schöne Training vorbei. Und nachdem wir mit ein paar Freiwilligen noch Kosice besichtigt haben, bin ich dann, nachdem ich endlich den richtigen Bus gefunden habe, in Revuca angekommen. Die Slowaken fahren total viel Bus und man kann auch überall hinfahren mit dem Bus. In Deutschland fährt man ja eher mit der Bahn. Beides ist aber echt nicht teuer hier in der Slowakei. Ich habe bis jetzt, also Bratislava-Michalovce-Revuca, ungefähr 25 Euro bezahlt. Und ich bin wirklich weit gefahren. In Deutschland komme ich damit vielleicht nach Hannover oder so. Aber das ist hier allgemein so, dass das meiste nur einen Bruchteil vom deutschen Preis kostet. Doch die Leute hier verdienen ja auch wesentlich weniger.
Hier in Revuca angekommen, wurde ich vom Busbahnhof abgeholt und in mein Zimmer gebracht. Das ist total groß und wohl extra für Besucher. Mir wurde auch ein Fernseher mit deutschen Sendern versprochen, aber das geht wegen dem Kabel doch nicht. Also gucke ich immer schön slowakisches Fernsehen. Ist auch ganz lustig.
Am Mittwoch wurde ich vom Schulleiter empfangen und zwei echt nette Lehrerinnen, die auch beide Deutsch sprechen, haben mit mir gefrühstückt. Danach bin ich mit Erika in Revuca herumgelaufen und wir waren auch im Rathaus, wo ich Geschenke gekriegt habe. Der Mann dort hat auch gleich mal einen Ausflug in den Nationalpark für morgen organisiert. Das ist schön, denn ich wüsste echt nicht, was ich das ganze Wochenende über machen sollte. Am Sonntag fahre ich dann zu einer anderen Freiwilligen nach Banska Bystrica. Eigentlich wollte ich sie besuchen, nachdem ich hier am Mittwoch wegfahre, aber das geht jetzt doch nicht.
Die Arbeit hier ist auch ganz lustig, ich gehe mit den Lehrerinnen der Grundschule (1.-9. Klasse) in den Englisch und Deutsch Unterricht und unterhalte mich, soweit es geht, mit den Schülern. In der dritten Klasse war es heute total cool. Die konnten zwar die Fragen nicht auf Englisch stellen, aber die Lehrerin hat dann für mich übersetz. Und es waren so Fragen wie "Warum kommst du nicht wieder?" "Wieso bist du nicht unsere neue Lehrerin?" oder auch "Dein Name ist schön und du bist eine tolle Lehrerin." Als sie auch noch meine Handschrift als schön bezeichneten, musste ich doch etwas darüber nachdenken, ob ich sie ernst nehmen kann... ;)))
Trotzdem waren in der Grundschule alle sehr nett zu mir und die eine Lehrerin hat auch etwas für heute Abend geplant. Ich weiß noch nicht was, aber ich werde einfach mal hingehen, denn wenn man genauer drüber nachdenkt, ist es doch nicht so cool, strickend vor dem slowakischen Fernseher zu sitzen... :))
Gestern habe ich Revuca erkundet. Hier, wo ich wohne – das ist so etwas wie ein Wohnheim für die Schüler der Fachschule – gibt es nur Hochhäuser. Aber wenn man etwas in den Ort reingeht gibt es auch ganz viele kleine Häuser, und man kann fast nicht glauben, dass man noch im selben Ort ist. Abends wollte ich dann in die Kantine gehen, um zu essen. Leider wurde mir nur der Weg durch die Schule gezeigt, den ich abends aber nicht nehmen darf, wie mir die Frau am Empfang irgendwie verständlich gemacht hat. Als ich ihr dann mit Händen und Füssen klargemacht habe, dass ich essen will, hat sich mich in die Kantine gebracht. Das war wirklich nett von ihr. Am Wochenende gibt es leider kein Essen in der Kantine und auch die Heizung wird ausgestellt, aber ich habe schon eine kleine elektrische Heizung bekommen. Na ja, und das Essen ist sowieso nicht so der Knaller, so wie in der ganzen Slowakei, das ist jedenfalls mein bisheriger Eindruck. Mittwochmittag gab es Spaghetti mit Mohn und Puderzucker. Das war echt ekelig. Zum Glück gibt es auch immer Suppe, da konnte ich die essen.
Ach ja, tut mir übrigens leid, dass ich etwas durcheinander schreibe, aber es sind im Moment wieder so viele neue Eindrücke, dass ich schnell mal von einem Thema zum anderen springe.
Gestern war ich mal wieder im Kino. Denn, auch wenn Revuca nur 15.000 Einwohner hat, hat es doch ein Kino. Aber keiner geht hin, so war ich bis kurz vor Beginn die Einzige, dann kamen aber noch zwei Leute. Es ist immer lustig, wenn man den Leuten erklärt, dass man kein slowakisch versteht, sie aber trotzdem munter weiterreden. So auch der Filmvorführer gestern. Er war wohl schon so um die 70 Jahre alt und konnte keine andere Sprache. Irgendwann habe ich dann doch verstanden, was er jeweils von mir wollte. Es war übrigens ein französischer Film mit tschechischen Untertiteln. Und, ob ihr es glaubt oder nicht, manchmal habe ich von den Untertiteln mehr verstanden als von der Sprache. Auch wenn ich meine Zuneigung für die französische Sprache wiederentdeckt habe, hat das nicht sofort das Verstehen mit sich gebracht.
Okay, soweit vielleicht erstmal wieder von mir. Wenn ich mehr erlebe, dann lasse ich es Euch wissen. Leider kann ich noch keine Fotos in meine Beiträge einfügen, weil ich keine Digicam habe, aber ich hoffe, dass ich meine Fotos, die ich ja fleißig mache, bald einscannen kann, sodass Ihr auch daran teilhaben könnt.