Sommer im Februar und Training in London
Nach meinem Zoo Besuch in London Anfang Februar wusste ich schon, dass ich am nächsten Wochenende mal wieder in London bin. Solomia und ich nahmen an einem Training für die Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen teil und nutzen dies um danach noch ein hinduistischen Tempel zu besichtigen.
Alle ESK-Freiwillige von Leonard Cheshire wurden für ein Training über Gleichberechtigung für Menschen mit Behinderung in Vauxhall (London) eingeladen. Ich wusste nicht wirklich, ob ich mich auf darauf freuen sollte. Doch am Ende war es interessant und ich bin froh teilgenommen zu haben.
Als wir ankamen, startete das Programm gleich mit einem Vortrag des Themas "Gleichberechtigung für Menschen mit Behinderung". Der Vortrag von Marcel, der von Leonard Cheshire für dieses Training arrangiert wurde, war interessant, aber auch anderes als man Vorträge normalerweise kennt. Marcel ist taub, weshalb jemand für ihn die Gebärdensprache übersetzte. Die Übersetzerin stand hinter uns. Zu Anfang schauten alle unsere Köpfe nach hinten, da von dort ja die Stimme kam. Es war schwierig, Marcel vorne anzuschauen ohne nach hinten zu gucken, doch daran gewöhnten wir uns nach ein paar Minuten. Marcel war amüsiert über unsere Verwirrung im ersten Moment. Dies war ein guter Einstieg in das Thema. Wir sahen ihm seine Behinderung nicht an und erwarten etwas anderes. Das war nur eines seiner Beispiele, dass Menschen mit Behinderung sich nicht von uns unterscheiden. Weiter ging es damit, dass es in der Gesellschaft sogenannte 'social barriers' gibt und diese verhindern, dass Menschen mit Behinderung an unserer Gesellschaft teilnehmen können, so wie es jeder andere tun kann. Es gibt viele Einschränkungen in z.B. öffentliche Verkehrsmittel. Besonders hier in den London Undergrounds ist mir aufgefallen, wie wenig Stationen es für Menschen gibt, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Oder dass Menschen die taub sind, in einem Zug keine Möglichkeit haben, etwas von den Durchsagen mitzubekommen. Wir sprachen über viele solcher Beispiele und was man vielleicht ändern könnte, zum Beispiel einfach Menschen auf diese Barrieren aufmerksam zu machen. Der Vortag war umfangreich und wirklich gut. Ich nahm mir vor eine Reportage über das Thema hier zu veröffentlichen, was bald kommen wird. Nach dem Vortag verabschiedeten wir Marcel und sprachen wir noch, was wir machen könnten und stellten unsere Ideen in kleinen Vorträgen vor.
In dem Rest des Trainings ging es dann noch um unser ESK-Projekt. Es war eine gute Gelegenheit, sich mit den anderen Freiwilligen über ihre Arbeitsstelle auszutauschen und im allgemeinen andere Leute kennenzulernen, die gerade das gleiche machen wie man selbst. Wir stellten schnell fest, dass jede Einsatzstelle sich sehr in ihren Aktivitäten unterscheiden. Zum Beispiel machen die Freiwillige aus Edinburgh mehr eins zu eins Betreuung, was Solomia und ich nicht machen. Für uns beide war es gut sich auszutauschen, da wir bemerkten wie viel bei uns eher schlecht läuft und dass wir mit Maddie, unserer Aktivitäten Koordinatoren sowie Becki reden müssen.
Wir konnten uns aber auch über andere Dinge und Ansichten austauschen und hatten Spaß. Es war schönes Wetter und wir haben auch eine Mittagspause im Park gemacht. Nur das Hostel war nicht wirklich gut. Man fühlte sich wie in einem Gefängnis. Zum Glück haben wir da nur eine Nacht verbracht. Am letzten Abend des Trainings sind wir noch mit ein paar anderen Freiwilligen etwas trinken gegangen.
Solomia und ich haben schon vorher beschlossen, einfach eine Nacht länger in London zu bleiben. Wir fanden eine gute Unterkunft bei AirBnB. Wir planten am nächsten Tag einen hinduistischen Tempel mit Anja und ihrer Freundin Ana zu besichtigen. Im BAPS Shri Swaminarayan Mandir mussten wir zunächst unsere Taschen abgeben und unsere Schuhe ausziehen. Dann nahmen wir an einer Führung teil und gingen zu einer Ausstellung über den Hinduismus. Diese fand ich jedoch etwas engstirnig. Dort wurde sehr darauf gedeutet, dass ohne den Hinduismus die Welt nicht so weit entwickelt wäre wie sie jetzt ist. Ich würde zwar nicht hinduistisch werden, jedoch hilft die Religion wie vielen anderen Regionen den Menschen. Trotz alledem war es eine gute Idee uns den Tempel anzuschauen, auch wenn man eigentlich nur ein paar Räume des Gebäudes daneben sehen kann. Der eigentliche Tempel ist nur von außen zu betrachten. Trotzdem hatten wir einen guten Einblick auf die Religion und haben viele Dinge gesehen. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Gläubigen ihre Rituale durchführen, während man selbst einfach nur durch die Räume schaut. Es gibt dort auch eine Schule, sodass wir auch vielen Schülern begegnet sind, welche sich vor den Statuen verneigten. Wir hatten auch die Möglichkeit, an einer Kerzen Zeremonie teilzunehmen. Dies war eine interessante und auch schöne Zeremonie, wo Kerzen vor bestimmten Statuen, also vor den Göttern, gewedelt wurden und sich dann jeder mit einer Handbewegung Rauch über den Kopf strich. Es wurde auch gesungen.
Als wir dann hungrig wurden, beschlossen Anja, Ana und ich bei IKEA etwas zu essen. Solomia kam nicht mit, denn wollte in London sich mit einem Freund treffen. IKEA war am nächsten dran und nachdem wir noch ein bisschen rumgeschaut haben sind wir zurück ins Zentrum von London gefahren, um in das Museum Tate Britain zu gehen.
Das Tate Britain ist ein Kunst Museum. Jedoch waren wir alle nicht sonderlich davon begeistert. Ich fand vor allem den Aufbau des Museums verwirrend. Zwar gab es schöne Gemälde, jedoch muss man glaube ich ein Kunststudent sein oder ziemliches Interesse haben, um alles zu durchschauen. Es gab zum Beispiel ein Video über sich zu erbrechen, wo sich Menschen einfach den Finger in den Hals stecken. Das ist keine Kunst für mich und in Themen wie Anorexia könnte es einfach ein Auslöser sein.
In der Woche danach arbeiteten Solomia und ich wieder ganz normal. Es war fantastisches Wetter als hätten wir Frühling oder auch schon Sommer, sodass wir unsere Mittagspausen in dem Garten verbrachten. Am Samstag fuhr ich mit Anja und Ana nach Kingston wo wir ein Picknick am Fluss, der Themse machten und danach noch ein wenig shoppen gingen. Es war ein herrlicher Tag. Leider blieb das Wetter in der nächsten Woche wieder schlechter.
Solomia und ich machen das Beste morgen draus und gehen zu The Voice UK in London. Sie kam spontan zu mir, dass sie uns beide für Freikarten, die verteilt werden um die Halle zu füllen, registriert hatte und diese auch bekam. Außerdem steht mein Midterm Training am Montag an. Ich kann es echt nicht fassen, dass ich schon fast 6 Monate in England bin. Ich sehne mich langsam nach meiner Heimat, jedoch habe ich genug Ablenkung und versuche mich davon nicht unterkriegen zu lassen. Z.B. lerne ich mit Hilfe von Solomia jetzt Gitarre zu spielen!