"Weltwärts. Soziales Engagement für- und miteinander."
Oder: Wie Europäischer Freiwilligendienst nachhaltig den Entwicklungspolitischen Freiwilligendienst Weltwärts beflügelt.
Edwin René Yunga Patiño aus Cuenca, Ecuador, ist 26 alt und war vor zwei Jahren als Freiwilligendienstler in Freiburg im Breisgau. Dort hat er ein Jahr lang im Kindergarten Bernhard von Baden einen Europäischen Freiwilligendienst geleistet. Während unseres Online-Interviews erzählte mir Edwin neulich, dass ihm dieser Aufenthalt neben der beruflichen Erfahrung auch eine Menge Einblicke in das deutsche Leben ermöglichte. Begeistert sprach er davon, wie er die deutsche Kultur kennen lernte und sich für ihn eine völlig neue Welt geöffnet hat, die er als majestätisch und so auffallend anders beschreibt. Durch das Engagement von BeSo e.V. (Begegnung und Solidarität e.V.) mit Sitz in Freiburg konnte Edwin seinen Freiwilligendienst in Deutschland realisieren und so nicht nur Erfahrungen im Bereich der sozialen Arbeit sammeln, sondern auch eine neue Sprache lernen, die Traditionen und Gewohnheiten von Deutschen erfahren und entdecken: http://www.youthreporter.eu/treibgut/freiwilligendienst-einmal-andersrum.3644/
Nun ist er schon eine ganze Weile wieder zurück in seinem Heimatland Ecuador. Aber dennoch bleiben Edwin hier all die Erfahrungen, die er in Deutschland sammeln konnte, gegenwärtig. Er hilft und engagiert sich nun als Tutor für ausländische Freiwillige, die ihren Dienst in Ecuador realisieren. Als aktives Mitglied von BeSo e.V. möchte er tatkräftig dazu beitragen, dass die Weltwärts-Freiwilligen einen gut organisierten und ereignisreichen Aufenthalt erleben und das Land mit seinen Kulturen und Traditionen kennen lernen können.
Carmen Abril ist Projektleiterin des Programms “Voluntaria Internacional” der Vicaria de Pastoral Social von Cuenca. Hauptsächlich koordiniert sie die Organisation der internationalen Austausche. Dazu zählt die Korrespondenz mit den ausländischen Institutionen, die wie z.B. BeSo e.V. Freiwillige aus ihren Ländern nach Ecuador entsenden. Carmen betreut die Freiwilligen und kümmert sich neben deren Vermittlung in soziale Projekte auch um die Aufenthaltsgenehmigungen und Unterbringung in ecuadorianische Familien. Auch wenn es eigentlich gar nicht zu seinen Aufgaben als Tutor zählt, bringt sich Edwin hier ehrenamtlich aktiv mit ein und unterstützt Carmen bei Ihrer koordinatorischen Arbeit, bereitet Videokonferenzen vor und hilft mit seinem technischen know-how bei der Kommunikation mit BeSo e.V. nach Deutschland.
Edwins freiwilliges Engagement als Tutor beginnt schon lange vor dem Eintreffen der „Voluntarios“ am Einsatzort. Die verschiedenen Unternehmungen und Ausflüge während der einjährigen Aufenthaltsdauer der Freiwilligen müssen selbstverständlich im Vorhinein geplant werden. Gemeinsam mit Carmen organisiert Edwin regelmäßige Treffen, bei denen die Freiwilligen zusammengeführt werden. Sie sollen die Möglichkeit haben, verschiedene Projekte und soziale Einrichtungen der Stadt Cuenca kennen zu lernen und sich untereinander auszutauschen.
Ganz wichtig ist natürlich auch die „reunión de bienvenida“, also das Treffen, bei dem alle Freiwilligen zu Beginn des Aufenthalts willkommen geheißen werden. In einem gemeinsamen Spatziergang wird ihnen die Stadt gezeigt, das Transportsystem und die Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten werden erklärt. Als ebenso wichtig beschreibt Edwin den etwas theoretischeren Teil dieser Veranstaltung, bei dem den Teilnehmern die ecuadorianische Kultur nahe gebracht wird, über Traditionen und Verhalten diskutiert wird und Informationen zum Arbeitsplatz besprochen werden.
Während der gesamten Aufenthaltsdauer organisiert Edwin als Tutor auch Ausfüge und kleine Wochenend-Reisen, Museumsbesuche oder Kultur- und Politikrunden, um den Voluntarios den Weg zu erleichtern, das Land zu verstehen und besser kennen lernen zu können.
Die Energie, die Edwin und Carmen in diese Arbeit stecken zahlt sich aus: von Jahr zu Jahr verbessert sich die Organisation und der Arbeitsablauf, durch ständige Selbstevaluation und das Feedback der Freiwilligen werden neue Ziele gesetzt und erreicht, so dass Edwin seine Arbeit als Tutor als immer professioneller werdend beschreiben kann. Allerdings gibt es auch Aufgaben als Tutor zu bewältigen, die weniger mit organisatorischen als mit sozialen Herausforderungen zu tun haben. So hat Edwin festgestellt, dass es doch ein Unterschied macht, ob er als Tutor ein Mädchen oder Jungen während seines Aufenthaltes in Ecuador betreut und in seiner Familie beherbergt. Er sieht, dass junge Frauen oft mehr damit beschäftigt sind, die vielen neuen Eindrücken zu bewältigen und ihnen die Kommunikation mit dem Tutor sehr wichtig ist. Jungs hingegen freuen sich vor allem über „Action“, mit dem Tutor ausgehen zu können, Sport zu machen oder sich über Kultur und Politik auszutauschen. Eben anders, als es bei den meisten Mädchen ist, die über ihre Emotionen und Erfahrungen sprechen möchten und einen Gesprächspartner suchen, der sie versteht.
Edwin investiert nahezu seine komplette Freizeit, um für seine Freiwilligen da zu sein und Carmen in der Pastoral Social bei der Organisation zu unterstützen. Eigentlich arbeitet er nämlich als „Comunicador Social“ beim Radio Catolico in Cuenca und versucht sich neben seinem Job und der Uni genug Zeit frei zu schaffen, um sich seinen Aufgaben als Tutor zu widmen. Regelmäßig besucht er mit Carmen die Freiwilligen in ihren Einsatzplätzen, die Projekte werden evaluiert und Erfahrungen ausgetauscht. Während des gesamten Aufenthalts kümmert sich Edwin auch darum, die Ausflüge, Arbeitserfahrungen und Freizeitaktivitäten in Form von Fotos, Videos oder Texten festzuhalten. Das dient einerseits als Unterstützung für die Dokumentation der Unternehmungen, die er als Tutor organisiert hat. Aber vor allem dient es als Erinnerung an die schöne Zeit. Vor der Rückkehr schenkt Edwin seinen „Schützlingen“ eine CD, voll mit Erinnerungen aus einem Jahr in Ecuador.
Am Ende unseres Gespräches erzählte mir Edwin, dass er durch jeden einzelnen Freiwilligen immer wieder ein Stück Neues in seinem eigenen Land, in seiner eigenen Kultur kennen lernen konnte. Durch seine Arbeit wird ihm klar, wie viele Kleinigkeiten im Alltag untergehen oder wir als selbstverständlich betrachten. Er sagte mir, dass er es toll findet, die Details durch die Augen der ausländischen Jugendlichen sehen zu können und Ihnen dabei zu helfen, sich in einer fremden Umgebung zu orientieren.
Es sei eine unersetzliche Erfahrung und ein unbeschreibbares Glück, diese Arbeit als Tutor auszuüben, so Edwin. Auch wenn es für die Freiwilligen und ihren Tutor immer wieder Probleme zu bewältigen und Hürden zu überwinden gibt, möchte er all dies nicht missen. Die unvergesslichen gemeinsamen Erfahrungen, der internationale Austausch und der Blick in eine neue Welt durch andere Augen sind doch letztendlich das, was als Erinnerung bleibt und den Weg Richtung weltwärts ebnet!
Juliane Iltgen für BeSo e.V. Freiburg
Hinweis: Während Edwin in Freiburg seinen Europäischen Freiwilligendienst leistete, hat er sich bereits ehrenamtlich an der Vorbereitung von Weltwärts-Freiwilligen mitgewirkt. Nach seiner Rückkehr in Cuenca / Ecuador unterstützt er als Tutor deutsche Weltwärts-Freiwillige von BeSo: www.beso-ev.de