Tour d'Aarhus Kommune
Unter dem Titel "at rejse er at leve" gab es eine Tour durch die Pflegeheime in der Kommune Aarhus. Eine Person der Kommune hat ein bisschen über Hans Christian Andersens Reisen geredet, wir Freiwillige haben etwas über uns und unsere Zeit hier erzählt und zum Abschluss gab es ein Drei-Gänge-Menü mit portugiesischem Essen.
Wir sind vier Freiwillige in Dänemark, die über den European Solidarity Corps einen Freiwilligendienst in einem Pflegeheim machen, zwei in Solbjerg (eine davon bin ich) und zwei im nahegelegenen Tranbjerg. Wir kommen aus Deutschland, Portugal und Italien. Eine Person von der Kommune ist für uns zuständig, die auch immer mal größere und kleinere Projekte in den Pflegeheimen organisiert. Die Arrangements dieses Mal haben immer vormittags stattgefunden. Wenn wir keine Sprachschule hatten, sind wir an den entsprechenden Tagen immer mitgekommen. Für uns Freiwillige bestand die Aufgabe, in der Küche zu helfen, mit den jeweiligen Bewohner*innen etwas zu reden, und sofern unsere Dänischkenntnisse ausreichten, auch beim eigentlichen Event mitzumachen.
"At rejse er at leve" ist ein Zitat von Hans Christian Andersen und bedeutet in etwa "reisen ist leben". Hans Christian Andersen, hier in Dänemark oft HC Andersen oder nur HC genannt, ist den meisten Menschen durch seine Märchen bekannt. Er ist aber auch sehr viel (nicht nur) durch Europa gereist und hat darüber Berichte geschrieben. Über seine Reisen wurde kurz bei den Arrangements erzählt und dann hauptsächlich viel mit den Bewohner*innen über ihre Reisen früher geredet. Das war teilweise ziemlich spannend. Bei mir im Pflegeheim wohnt zum Beispiel ein Mann, der früher Seemann war und über die Weltmeere gesegelt ist. An der Amerikanischen Küste lang, von Nord nach Süd, und auch nach Australien. Darüber hat er Einiges erzählt. Andere haben von ihren Urlauben in verschiedenen Ländern erzählt, z.B. wie sie mit einem Camper durch verschiedene Länder gefahren sind. Auch wir Freiwilligen wurden befragt. Dann aber hauptsächlich zu unserem Aufenthalt hier. Es kam das Gespräch auch immer auf Bildungsreisen, wie wir sie zum Beispiel gerade machen. Was ist neu für uns, was mögen wir an Dänemark, was nicht? Mir ist dabei das Wort "hygge" eingefallen. Das ist in Deutschland vielen Leuten bekannt, aber die meisten wissen nicht ganz genau, was damit eigentlich gemeint ist. In Dänemark ist das ganz normal im Sprachgebrauch. Ich habe nach mehreren Monaten lernen darüber mal eine kurze Definition aufgeschrieben, die ich in den nächsten Tagen auf meinem Blog hochlade. Aber weiter im Text. Ich wurde gebeten, meine Geige mitzunehmen, wenn ich zu den Arrangements komme. Dann konnte ich zwei/drei Lieder spielen, zu denen HC den Text geschrieben hatte. Die Lieder sind sehr bekannt unter den älteren Leuten und das kam sehr gut an.
Zum Abschluss gab es ein reichhaltiges Drei-Gänge-Menü mit portugiesischem Essen. Meine Mitfreiwillige aus Portugal hat das Menü zusammengestellt. Ihre Mutter hat ein eigenes Restaurant in Portugal, wo sie traditionelles portugiesisches Essen anbietet. Insofern kennt sie sich gut damit aus. Und das Menü war auch sehr lecker. Ein Koch, der auch für die Kommune immer mal wieder Events in den Pflegeheimen veranstaltet, hat das Essen zubereitet, wobei wir ihm geholfen haben. Ein paar kleine Sachen hat er abgeändert, damit die Leute im Pflegeheim das essen können (z.B. viel Schärfe rausgenommen), aber das hat nichts daran geändert, dass das Essen einfach fantastisch war. Der erste Gang war eine Suppe aus Kartoffeln und Palmkohl. Als Topping wurde etwas selbstgemachtes, frisches Kräuteröl (mit sehr viel Knoblauch) darübergeträufelt und ein paar Stückchen Chorizo-Wurst gab es auch dazu. Der Hauptgang war dann noch reichhaltiger. Zu Salat mit gerösteten Tomaten gab es Hühnchen mit Zitronennote und einer wunderbaren kalten Sauce aus gerösteter Paprika, frischem Oregano und etwas braunem Zucker. Um das ganze abzurunden, gab es noch Kartoffeln dazu. Das waren aber nicht einfach nicht nur normale Kartoffeln. Die waren im Ofen geröstet, bis sie weich waren, dann mit Sahne und geriebenem Käse per Hand (!) zu einem Brei verknetet und dann nochmal mit Käse im Ofen überbacken. Sehr empfehlenswert. Wir Vegetarier konnten einfach das Fleisch weglassen. Das war auch so reichhaltig genug und es hat sich nicht danach angefühlt, als würde etwas fehlen. Aber damit nicht genug. Es fehlt ja noch der Nachtisch. der bestand aus kleinen Blätterteigküchlein, die mit einer Vanille-Zimt-Creme gefüllt waren. Das Rezept dazu wurde ursprünglich von Nonnen entwickelt. Das ist aber nicht bekannt, weshalb es verschiedene Varianten der Küchlein gibt, weil die Leute versucht haben, die nachzumachen. Dazu gab es Vanille-Eis und kleine, in Rotwein marinierten Birnen. Nach dem Menü war man ziemlich satt, aber glücklich. Für einige Bewohner*innen war das Essen nicht so wirklich was, aber den meisten hat es sehr geschmeckt und sie haben sich darüber gefreut, auch mal was anderes zu bekommen.
Heute war der letzte Tag der Tour. Ich fand es mal ganz spannend, auch ein paar andere Pflegeheime sehen zu können, auch wenn es leider durch Sprachschule und coronabedingte Absagen nicht so viele waren, wie eigentlich gedacht. Dabei konnte ich nochmal etwas über Dänische Kultur lernen, aber auch neue Dinge über Portugal, vor allem das Essen, lernen. Eine sehr internationale Erfahrung also.