Thank You
Dankesworte an den Menschen, den ich ein Jahr lang betreuen durfte und von dem ich am meisten lernte.
Es hat etwas in mir bewirkt, Zeit mit dir zu verbringen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich es jetzt schon in Worte fassen kann, was du in mir verändert hast, aber ich werde es versuchen. Ich werde versuchen, zu erklären, wie du mich beeinflusst hast, meine Persönlichkeit, und meine Zukunft. Ich kann spüren, dass es passiert ist. Es ist da, irgendwo in mir.
Die Art, wie du dein Leben lebst, fasziniert mich. Du kannst dich kaum bewegen, ohne Unterstützung kommst du nirgendwohin; du kannst ja nicht einmal selbstständig essen oder trinken. Du kannst kaum noch sprechen, hast fast alle Worte deiner eigenen Muttersprache vergessen; du verstehst nicht einmal mehr ihre Bedeutung.
Und dennoch ließest du mich immer wissen, wie du dich fühltest; ob dir etwas gefiel, ob du schon genug hattest und nur noch nach Hause wolltest, um dich auszuruhen, ob dir etwas wehtat, ob dir dein Essen schmeckte oder nicht. Ich wusste, wann du an einer Sache wirklich interessiert warst, und ich lernte langsam, wie du kommunizieren konntest, wie ich dich dabei unterstützen konnte zu kommunizieren, wie du deine eigenen Entscheidungen treffen und aktiv an deinen Kursen teilnehmen konntest. Dich genau zu beobachten, deine Körpersprache zu lesen, das war es, das mich so viel über dich gelehrt hat. Du hast mir so viel beigebracht. Die ganze Zeit über warst du es, der mich gelehrt hat. Nicht nur über dich – über jeden von uns, über unser aller Bedürfnisse.
Dich zu unterstützen ließ mich sehen, was wirklich wichtig ist im Leben – in meinem Leben, in deinem, jedermanns. Es zeigte mir, dass es gar nicht darum geht, was ich besitze oder was du besitzt, sondern dass es darum geht, wer da ist. Darum, wer dich kennt, wer dich durchschauen kann, ohne dass du etwas sagen musst, darum, wer sich genug um dich sorgt, um dich überhaupt durchschauen zu wollen. Aber es geht nicht darum, mehr zu haben, mehr zu wissen, und einfach immer nur mehr und mehr zu wollen, und auch nicht darum, sich selbst und seine Besitztümer damit zu vergleichen, wer die anderen sind und was die anderen haben; es geht darum, dankbar zu sein, und glücklich, darum, jemanden zu haben, der einen glücklich macht, es geht um die einfachen Dinge im Leben – jemandem zu helfen, etwas aufzugeben, selbst etwas Klitzekleines, ohne zu erwarten, dass man dafür etwas zurückbekommt.
Das ist die Lektion, die ich von dir lernte; es geht nicht um mich, und es geht nicht darum, immer mehr für mich selbst zu wollen. Es geht darum, was ich für andere machen kann, was ich für andere aufgeben kann. Was jeder einzelne von uns für die Menschen, die uns umgeben, machen kann, ohne im Gegenzug dafür etwas zu wollen oder zu erwarten.
Und dann, wann immer ich nichts erwartete, wenn ich auf nichts gewartet oder gehofft habe, bekam ich dieses Lächeln, dieses wunderschöne Dankeslächeln, das dein ganzes Gesicht zum Strahlen brachte, und das war mehr, als ich jemals brauchte. Danke.