Oxi Oxi Oxi – Marschieren für den Frieden
Der Tag des Neins (griech. Oxi, Aussprache: ochi), der 28. Oktober gilt als der zweitwichtigste Nationalfeiertag Griechenlands. Gefeiert wird auf der Straße mit der Familie und Freunden, mit gutem Essen und Alkohol. Den Höhepunkt stellt die traditionelle Parade dar, der nicht jede_r im Gleichschritt folgen will.
77 Jahre zuvor
In der Nacht des 28. Oktober 1940 befahl der italienische Diktator Mussolini den Griechen, es zu zulassen, dass in Griechenland italienische Militärstützpunkte errichtet werden. Mussolini wollte unter anderem mit diesem Vorgehen Hitler seine Macht demonstrieren.Da der griechische Diktator Mextas eine neutrale Strategie fuhr und er auch der Gefahr aus dem Weg gehen wollte, dass Griechenland somit den Italienern unterliegen würde, soll er den Befehl schlicht weg mit einem „Oxi“ gekontert haben.
Dieses Nein wird auch heute noch zelebriert. Doch folgte auf das Nein keine akzeptierte Neutralität, sondern war es der Beginn, dass nun sich auch Griechenland im Krieg befand. Denn Mussolini reagierten auf das Nein mit dem Einmarsch ins Land.
Heute, 77 Jahre später
Blau-weiße Girlanden zieren die abgesperrte Hauptstraße. Die Gehwege füllen sich. Der beste Blick auf die Parade wird gesucht. Um 12 Uhr geht’s los! Dann marschiert die Blaskapelle vorne weg, gefolgt vom roten Kreuz, der freiwilligen Feuerwehr und vielen Menschen in folklorer Kleidung. Voran immer die griechische Fahne oder auch die Vereinsfahne. Dazwischen wunderschöne traditionelle Kleidung, lustige Uniformen und viele stolze Bürger_Innen. Hinterher eilen die Schüler_Innen. Einige Lehrer_Innen zieren sich nicht mit Trillerpfeife nebenher zu laufen und den doch ehr kläglichen Versuch zu starten, den Takt für den einheitlichen Gleichschritt anzugeben.
Die jüngeren Schüler_innen haben sichtlich mehr Spaß an der Aufmerksamkeit und dem ganzen Trubel. Die Teenager trotten lieber hinter her. Denn an dieser Stelle wird kein Nein akzeptiert und es wird mitgelaufen. Die Tradition geht sogar so weit, dass von den Schüler_Innen für das Fehlen bei der Parade ein ärztliches Attest verlangt wird. Bis zum Jahr 1974 war es selbst gesetzlich vorgeschrieben, sein Haus an diesem Tag zu schmücken. Der Gleichschritt endet an diesem Tag mit traditionellen Tänzen, bei denen schon die Kleinsten kostümiert mittanzen.
Die Woche vor dem Oxi
Mein griechischer Wortschatz hat sich um die Worte für Krieg, Frieden und Parade erweitert. Bei meinem Praktikumsplatz im Kindergarten werden Girlanden basteltet, historische Geschichten vorgelesen und nachgespielt. Ebenso wir der Unterschied zwischen Krieg und Frieden thematisiert. Mein griechisch reicht noch nicht aus, um wirklich zu verstehen, wie dieser Unterschied kindgerecht erklärt wurde. Die Kinder haben auf jeden Fall sehr viel mehr Spaß beim Verkleiden, im Kindergarten neue Dekoration zu entdecken oder Lieder über Griechenland zu singen. Mich begleitet in diesen Tagen die Frage, ob diese Themen nicht zu früh dran sind und noch viel zu abstrakt ist. Im Gespräch mit einer Erzieherin wird mit aufgezeigt, dass die Kinder auch in diesem Kindergarten kriegsähnliche Spiele spielen, mit erdachten Pistolen und viel Peng, Peng, Peng. Der Beweis dafür, dass es somit auch eine Form des Krieges in der kindlichen Realität gibt. So komme ich nicht hinweg nicht an „Das Leben ist schön“ zu denken.
Die Tage nach dem Oxi
Im Austausch mit griechischen Kommiliton_Innen wird mir die große Widersprüchlichkeit hinter dem Oxi Tag gezeigt. Es wird das „Nein“ eines Diktators gefeiert. Für viele ist es fragwürdig, wie man für die Worte und Taten eines Diktators und die Zeiten des Krieges auf die Straßen gehen kann. Oft sind es Erinnerungen von früher, die geteilt werden, die Bedeutung, die der Tag als Kind hatte und die komplett andere Bedeutung, die sie heute in dem Tag sehen.Es kommt die Frage auf, wieso das Format der Parade, die die militärische Macht demonstriert, heute noch immer als gesellschaftliche Akttraktion übernommen wird. In dem Gespräch werden auch Stimmen laut, die meinen, dass Griechenland einen Krieg bräuchte, um sich weiterentwickeln zu können und wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Ich sehe in solchen Aussagen die Verzweiflung in der Krise, dem ständigen Vergleichen und der Abhängigkeit mit den anderen europäischen Staaten und zugleich das Vertrauen, dass in Griechenland eine Menge Potential steckt.
„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg.“ - Mahatma Gandhi
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