Noch daheim
Die Fremde ruft erneut. Diesmal zieht es eine junge Frau namens Hanna an die Grenze Europas. In wenigen Tagen geht es auf nach Ufa in Russland. Da ist es schon verständlich, dass sie nicht nur ihr guten Freunde verabschiedet, sondern auch ungewohnte Erfahrungen macht. Zum Beispiel mit der Panik.
Hallo ihr da draußen. Ihr wisst ja, wir sind jetzt im Ausland. Alle, außer mir. Ich fahre erst am Sonntag. Und bereits jetzt weiß ich, wie es ablaufen wird: Mein Vater wird sagen "Bau keine Scheiße." und meine Mutter wird kein Wort hervorbringen können, da sie weinen wird. Für sie ist es besonders schlimm, da sie an diesem Tag Geburtstag hat und meine Schwester bereits vor einem Monat nach Finnland gegangen ist. Auf jeden Fall werde ich euch schreiben, ob es wirklich entsprechend meiner Weissagung abgelaufen ist. Das Schwerste wird für mich sein, meinen Freund zu sagen „Bis in vier Monaten.“ Vor allem Trine wird mich da verstehen, denke ich (Du erinnerst dich doch noch an unsere Gespräche?)
Momentan bin ich mit Packen beschäftigt. Und als ich heute Morgen aufgestanden bin, und gerade dabei war, mir meine erste Zigarette anzustecken, hatte ich meine erste Panikattacke. Ich bin so etwas nicht gewohnt und es ist nicht typisch für mich. Aber da war sie. Die Panik. Hat sich heimlich an mich herangeschlichen, während ich noch nicht fähig war zu denken. Denn mit Rationalität bekommst du alles in denn Griff.
Die Attacke kann daran liegen, dass ich gestern Abend ein Abschiedsessen für meine engsten Freunde gegeben habe. Zwar wurde ich von ihnen mit dem Wichtigsten ausgerüstet, was ich für ein Jahr brauche, aber sie kann ich leider nicht mitnehmen. Dafür habe ich jetzt aber Kathrin, Hazi und Friewie (ich weiß, es klingt etwas komisch, hat aber alles seinen Grund).
Kleiner Tipp für die nachfolgenden Generationen: Kocht ein leckeres Essen, besorgt einen anständigen Wein (für die Mädels) und ein paar Flaschen Bier (für die Jungens). Und vor allem: Sorgt dafür, dass eure Eltern nicht da sind! Ich sage euch, bereits bei diesem Essen werdet ihr sehen, wer wirklich eure Freunde sind und wer nicht. Wer nämlich nicht kommt, hat kein wirkliches Interesse an euch, und somit könnt ihr ihn knicken.
Ach so, Eins solltet ihr noch über mich wissen: ich werde für ein Jahr nach Ufa gehen. Das liegt in Russland, ganz in der nähe der Grenze Europas. Dort werde ich etwas tun, was auch diese Seite hier tut, und was die hier angemeldeten auch tun. Richtig: Ich arbeite als Reporter, Hauptberuflich!
So, ich glaube, nu muss ich mit dem Packen weiter machen. Sonst werde ich nie fertig. Es mag sich zwar so anhören, als wäre der Sonntag noch weit weg. Aber nicht angesichts dessen, was ich noch in den letzten Tagen erledigen muss. Außerdem brauch ich jetzt erstmal eine Kippe und wer mich kennt, der weiß, dass das öfters mal der Fall ist.
Als letztes möchte ich noch etwas zu Trine sagen: DANKE, du machst mir Mut. Halt es durch und vergiss nicht, wir gehören zu den zehn Prozent!!!!!!!!!
Also dann Leute, bis später.
Eure Hanna