Meine mysteriöse Mitbewohnerin
Viel Wirbel um nichts - im wahrsten Sinne, denn Wolpertingers zukünftige Mitbewohnerin und Mit-Freiwillige in Pécs lässt auf sich warten. Und niemand weiß etwas darüber.
Es soll einem ja nie langweilig werden im Leben, frei nach dem Motto: "Mögest du in interessanten Zeiten leben" (T.Pratchett).
Deswegen hat sich der große Regisseur meines Lebens auch etwas ganz besonderes einfallen lassen, um mir den heutigen Tag zu versüßen: meine potentielle türkische Mitbewohnerin.
Dieses mysteriöse Wesen ist offenbar außerordentlich scheu, oder hasst uns schlicht und ergreifend, denn seit mittlerweile fast zwei Monaten meiden sowohl ihre Entsendeorganisation als auch sie selbst jeglichen Kontakt zu sowohl ihrer Aufnahmeorganisation im Allgemeinen als auch zu ihrer Mentorin und ihren zukünftigen Mitbewohnern.
Heute, an meinem zweiten Arbeitstag im deutsch-ungarischen Valéria-Koch-Kindergarten (dazu später mehr, bin in Zeitnot, aber so inspiriert, dass ich das hier einfach schreiben musste), wurde ich dann um zehn aus der Margariten-Gruppe geholt: meine Mentorin war am Telefon.
Sie teilte mir mit, dass sie am Abend des vorigen Tages eine E-mail dieser besagten Mitbewohnerin (die erste E-mail) erhalten habe, in der ihr mitgeteilt wurde, das Mädchen gedenke heute anzureisen. Das wars. Kein wann genau, nur ungefähr, keine Handynummer, nichts.
Sobald ich zuhause war, putzte ich also hektisch nochmal die Küche, räumte auf, verrückte Möbel, kaufte ein und dann... pilgerten wir wiederholt zum Bahnhof, aber nichts, nada, niente, kein türkisches Mädchen mit Riesenkoffer. Schließlich waren wir so verzweifelt dass wir auf gut Glück alle etwas Dunkelhäutigen ansprachen, ob sie nicht Sevim seien, auch Jungs. Vielleicht hatte er sich ja bei männlich/weiblich vertippt? Falsch angekreuzt? Wir sind uns nicht ganz sicher ob "Sevim" nicht auch ein Jungenname sein könnte...
Aber es passierte nichts.
Niemand kam.
Nun sind wir beide wieder zuhaus.
Der letzte Zug aus Budapest hat uns keine Freiwillige gebracht, nicht mal einen Freiwilligen.
Wenn das keine Inspirationsquelle ist!
Wo mag sie sein?
Ist sie nur eine Halluzination, hervorgerufen durch chlorhaltiges ungarisches Leitungswasser? Ein Witz? Werden wir sie morgen am Bahnhof finden, durch Zufall, wenn wir meine andere Mitbewohnerin abholen? Wird mich in ein paar Jahren der Geist eines in Budapest verlaufenen und verhungerten Mädchens heimsuchen? Wird sie eine neue ethnische Minderheit in Pécs begründen? Die Bahnhofstürken?
Es ist und bleibt ein Mysterium, das meine Fantasie beflügelt...
Nun dann, ich muss los, zum Konzert einer ungarischen Punkband - abwarten, ob man das empfehlen kann.
Aber an dieser Geschichte musste ich euch noch teilhaben lassen...
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