Ich bin sprachlos
Wer kennt es nicht - man möchte so viel erzählen und scheitert an seinen Sprachkenntnissen...
Das Tückische an der niederländischen Sprache ist ja, dass man sie als Deutscher halbwegs versteht, aber trotzdem lernen muss, um sie auch zu sprechen. Dieses Phänomen treibt mich zur Zeit an den Rande des Wahnsinns. Wenn meine Kollegen sich während der Kaffeepause miteinander unterhalten, kann ich ihnen folgen, aber mich nicht beteiligen. Wenn mich die Kinder aus der Gruppe nach dem Programm fragen, verstehe ich das Anliegen, kann aber nicht antworten. Wenn der Lieferant kommt und einen Hinweis zur Ware gibt, erfasse ich den und kann ihn trotzdem nicht weiterleiten.
Dass meine Mitbewohnerin fließend Niederländisch kann, macht die Situation nicht gerade besser. Natürlich kann ich durch sie viel lernen, aber ich komme mir oft ausgeschlossen vor, weil ich die einzige bin, die schweigend dabei sitzt während die andere Freiwillige super kommuniziert. In mir drin sind tausend Aussagen, und sie können einfach nicht hinaus! Es ist einfach nur frustrierend. Heute haben sich die anderen zum Beispiel kurz über die Sowjetunion unterhalten. Niemand hatte einen wirklichen Bezug dazu, nur über Reportagen, Zeitungsartikel und Ähnliches. Wie gerne hätte ich doch mal eine kurze Anekdote von meinen Eltern eingebracht, die in der DDR aufgewachsen sind! Aber nein, ich musste mir stumm Mutmaßungen anhören, denen ich auch gerne an der ein oder anderen Stelle widersprochen hätte. Das ist das Grausamste, wenn jemand etwas völlig verkehrt darstellt und man es einfach ertragen muss, weil man es nicht richtigstellen kann.
Ich weiß, jeder stößt auf solche Sprachbarrieren und man sollte viel gelassener damit umgehen, ich bin wohlgemerkt erst seit einer Woche hier. Aber verdammte Axt, ich will REDEN! Ich möchte so viel erzählen, ich möchte bei der Diskussion mitwirken, Auskünfte erteilen, nützlich sein! Stattdessen bin ich immer nah am Geschehen dran und trotzdem nicht dabei. Dieses Gefühl bin ich nicht gewohnt, normalerweise rede ich viel und bringe mich ein. Aktuell könnte ich auch als Gemälde an der Wand kleben und gelegentlich mal lächeln und winken.
Nun ja, genug gemeckert für heute, ich versuche positiv zu bleiben und nicht zu verzweifeln. Ich denke einfach an all die Freiwilligen, die sich zur Zeit genau so wie ich abmühen, nicht wie ein Taubstummer zu wirken. Lasst uns optimistisch sein, in ein paar Monaten diskutieren wir alle in Grund und Boden!
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