Das Wahlkampfparadies
In Lettland findet der Wahlkampf zur Europawahl am ehesten in Riga statt: Plakate, Stände und Werbung wohin das Auge reicht. Die Europawahl ist unglaublich präsent. Das zumindest findet auch regenlichtprinzessin heraus, als sie in die Hauptstadt kommt.
Bis ich letztens mal wieder nach Riga kam, dachte ich mit Wahlkampf sei nicht viel in Lettland. Ein bisschen Werbung in Fernsehen und Zeitung und dann die "Fragestunde" mit dem Politiker in der Schule. Mehr hab ich auf dem Lande nicht mitbekommen. Und auch wenn die Wahl nur noch ein paar Tage entfernt ist, sieht man hier immer noch nicht viel, was darauf hindeutet...
Und dann war ich in Riga, der Hauptstadt, und musste feststellen, dass es ja doch Wahlkampf gibt: überall Plakate, Stände. Präsenz im Allgemeinen.
Eigentlich hätte es mich nicht groß verwundern dürfen. Schließlich wird oft genug gesagt, Riga sei nicht wie der Rest Lettlands. Dort laufen die Dinge etwas anders ab.
Geht man also durch die Strassen, begegnet man der bevorstehenden Wahl an alles Ecken und Enden. Ich war doch etwas verwundert als ich von „fast kein Wahlkampf“ im „Wahlkampfparadies“ landete.
Aber im Grunde genommen kann ich verstehen, dass es hier im ländlichen Teil so mau zugeht. Die Bevölkerungsdichte ist so gering, dass man wahrscheinlich denkt, unnötige Ausgaben zu machen, wenn man entlang der Straßen Plakate aufhängt. Dann doch lieber Wahlkampf in Form besagter „Fragestunde“. Da weiß man, wenigstens, was man am Ende erreicht hat.
Besonders in Erinnerung ist mit der Stand der „Neuen Ära“ geblieben, weil ich mich für sie auf Grund ihres Images als die korruptionsfreiste der lettischen Parteien am meisten interessiere. Sie warb mir drei Schlagwörtern: „Arbeitsplätze. Bildung. Gesundheit“. Arbeitsplätze in einem Land, in dem die inoffizielle Arbeitslosenquote zwischen 30 und 40 Prozent betragen soll. Bildung, um einen guten Job zu bekommen, vielleicht sogar im Ausland. Gesundheit, wo Leute, die kein Geld für den Arzt haben, nur behandelt werden, wenn ihr Leben in Gefahr ist.
Wörter um potentielle Wähler zu fangen, ganz klar. Sofern sie nicht einer allgemeinen Politikverdrossenheit unterliegen...