Alltag.
Ich merke schon, ich verliere mein ehrgeiziges Ziel, jede Woche mindestens einen Eintrag zu verfassen, so langsam aus den Augen. Ich glaube, das liegt auch daran, dass das Leben in Wales mittlerweile Alltag für mich ist. Es fühlt sich nicht mehr an, wie der spannende Abenteuerurlaub. Es ist Normalität geworden.
So fühlt es sich also an. Nachdem in der ersten Zeit hier alles neu und spannend war, wird es nun mehr und mehr zum Alltag. Es fühlt sich an, als wäre ich hier nun vollkommen angekommen. Das Leben in Merthyr ist nun nichts Außergewöhnliches mehr. Es ist mehr oder weniger normal. Doch natürlich gibt es trotzdem immer noch eine Menge zu berichten. Und es ist immer noch genauso schön, neue Dinge zu sehen, neue Menschen kennenzulernen und neue Eindrücke zu sammeln.
Einige Einblicke in die walisische Geschichte bot uns beispielsweise das National History Museum in St. Fagans bei Cardiff. Im Zuge unseres zweiten On Arrival Trainings besuchten Silvia, Dayana, Özlem, Marta und ich diesen wirklich sehr interessanten Ort am Freitag, 5.11.. Bei typisch walisischem Wetter, sprich strömendem Regen, war ein Outdoor Museum natürlich nicht das optimale Reiseziel. Aber dennoch war es insgesamt ein netter Ausflug.
Auf einem riesigen Areal hat man in St. Fagans Häuser, Hütten, Kirchen, Kapellen, Geschäfte und Werkstätten aus allen Epochen der walisischen Geschichte nachgebaut oder teilweise sogar an ihrer ursprünglichen Stätte Stein für Stein ab- und anschließend in St. Fagans genauso wieder aufgebaut. So gibt es dort z.B. auch einige Wohnhäuser aus Merthyr Tydfil, die hier vor dem Abriss gerettet wurden und in St. Fagans nun verschiedene Epochen des Hausens in Merthyr von 1805 bis 1980 darstellen.
Fotos aus St. Fagans gibts hier: http://www.facebook.com/album.php?aid=195327&id=1061808990&l=38e859346a
Am Abend ging es dann zum ersten Mal in Cardiff unter die Leute. Bei Wein und Bier genossen wir in Dayanas WG zunächst ein köstliches, von Silvia zubereitetes Risotto, bevor es dann in eine nahegelegene Studentenbar ging. Ein echt schöner Laden mit fairen Preisen und vielen jungen Leuten. Der einzige Wehrmutstropfen hier in Wales ist allerdings die Sperrstunde. So mussten wir schon um 00.30 Uhr den Heimweg antreten. Nach einem anstrengenden Tag in Cardiff und St. Fagans war uns das aber auch irgendwie recht.
Am nächsten Tag stand dann hier in Wales das Rugby-Match zwischen Wales und Australien statt. Und auch wenn es nur ein Testspiel war, war es in der Innenstadt einfach nur voll. Jeder war hier auf den Beinen, viele im roten Nationaltrikot, einige in lustigen Kostümen oder auch einfach in Alltagskleidung. Das war schon irgendwie beeindruckend. In der Innenstadt waren sogar einige Straßen abgesperrt, der Busverkehr musste umgeleitet werden und auch der Zugverkehr fand nicht wie üblich statt. Dazu gab es in jedem noch so kleinen Pub große Leinwände und die Besitzer durften sich wohl über den Umsatz des Jahres freuen. Aber so ist das nunmal hier in Wales. Auch wenn es vielen Menschen hier eher ums Biertrinken während des Spiels geht, als um das selbige an sich, Rugby ist hier Nationalsport und das heißt buchstäblich, dass die ganze Nation auf den Beinen ist und in großer Runde die Spiele verfolgt. Auch wenn Rugby als Sport mich nicht wirklich vom Hocker reißt, war das schon ein interessantes Erlebnis.
Am Abend rundete dann das große Feuerwerk zur Bon Fire Night (mehr dazu bei Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Guy_Fawkes_Night) das Spektakel in der walisischen Hauptstadt ab. Wir verfolgten das Schauspiel im Bute Park vom Millenium Stadium aus, da wir uns die 9 Pfund Eintrittsgeld für ein Feuerwerk, dass man sowieso am Himmel sieht, sparen wollten.
Fotos aus Cardiff gibts hier: http://www.facebook.com/album.php?aid=195328&id=1061808990&l=eb69f3618f
Die Woche über passierte dann hier nicht so wirklich viel. Am Mittwochmorgen war ich zum ersten Mal in einer der Schulen in Merthyr. Dort werde ich in Zukunft mittwochs und freitags mit dem sogenannten Price's Trust XLClub Programm arbeiten. Im Grunde handelt es sich dabei um ein Programm für Jugendliche mit Lernschwächen. Abseits von normalen Schulfächern lernt man beispielsweise, Bewerbungen zu schreiben, sich selbst und sein Lernen zu organisieren, selbstständig Projekte und Ausflüge auf die Beine zu stellen u.Ä. Für mich war das Ganze eine echt angenehme Abwechslung zur Arbeit im Info Shop, da dort ja momentan nicht so viel los ist. Ich war allerdings dann doch relativ überrascht, wie schlecht einige Jugendliche hier schreiben können. War schon relativ lustig, dass Ula, die vor zwei Jahren aus Polen als Freiwillige nach Merthyr kam und ich als die beiden „Ausländer“ die britischen Schüler alle paar Minuten korrigieren mussten.
Freitagmorgen wurde ich dann von Marta unsanft aus dem Schlaf gerissen. Lesley hatte mir gesagt, ich solle von 12 bis 16 Uhr im Info Shop arbeiten. Dass Ula mich um 8.15 abholen und mit mir schon diese Woche erneut in eine der Schulen Merthyrs fahren würde, erfuhr ich dann erst, als sie hier auf der Matte stand. An der Kommunikation hapert es hier aber sowieso noch ein wenig.
Freitagabend ging es dann nach einer Woche Pause endlich mal wieder zum Fußball. Relativ spontan hatte ich mir Neath als Reiseziel herausgesucht und wurde dann für meine knapp 2 1/2-stündige Anreise (ja, so lange braucht man hier mit dem ÖPNV für knapp 40 Kilometer, weil alles nur über Cardiff läuft) mit einem (für walisische Verhältnisse) richtig guten Fußballspiel und einem kleinen gemütlichen Stadion bei strömendem Regen und Flutlicht belohnt. Fußballherz, was willst du mehr?
Fotos aus Neath gibts hier: http://www.facebook.com/album.php?aid=195643&id=1061808990&l=b6c6f60389
Gestern haben wir Dayana tagsüber dann lovely Merthyr gezeigt und besuchten anschließend Cyfarthfa Castle und den dazugehörigen Schlosspark, der wirklich recht schön ist (im Gegensatz zu anderen Teilen Merthyrs...). Abends ging es dann mit Samuel, dem portugiesischen Freiwilligen aus dem letzten Jahr und einer seiner Arbeitskolleginnen ins Crown Inn, wo wir dann noch einen netten Spanier kennenlernten, der hier in Merthyr lebt und arbeitet. Wie man aus Valencia allerdings ausgerechnet nach Merthyr ziehen kann, werde ich wohl nie verstehen.
Fotos vom Cyfarthfa Castle gibts hier: http://www.facebook.com/album.php?aid=195794&id=1061808990&l=115ef8865e
So, das wars jetzt erstmal. Sorry, falls das ganze jetzt etwas lustlos und abgehackt klingt, aber ich bin im Moment ziemlich schreibfaul. Und es fällt mir auch echt schon schwer, längere Texte in gescheitem Deutsch zu verfassen. Ich bin momentan irgendwie zwischen zwei Sprachen gefangen. Einerseits wohl ein gutes Zeichen, andererseits echt komisch und nervig. Rechtschreibfehler dürft ihr demnach auch gerne behalten.
Ich hoffe, dass ich den nächsten Eintrag dann wieder etwas interessanter gestalten kann.