12 Sterne für Europa
12 Sterne – 47 Länder und ein Ziel. Alle wollen in Europa sein und ein Teil davon sein. Doch ganz so einfach scheint das nicht zu sein. Was steckt hinter diesem Namen „Europa“? Eine Familie aus der Türkei reist als Migranten nach Deutschland ein und lernen dabei Facetten von Europa und von Deutschland kennen.
Leyla und Yusuf sind noch ganz klein, als sie von der Türkei mit ihrer Familie nach Deutschland einwandern. Deswegen erinnern sie sich nicht mehr an die Einreisebedingungen und kennen diese nur noch aus den Erzählungen von ihren Großeltern und ihren Eltern. Dennoch fragen sie sich, warum sie hier her gekommen sind. Die Türkei war doch sehr schön. Und jedes Mal erzählt die gesamte Familie diese Geschichte aus verschiedenen Sichten. Mittlerweile sind Leyla und Yusuf beide 17 und vollkommen in Deutschland integriert und wissen nur noch aus Erzählungen wo sie eigentlich herkommen. Während es ihnen leicht fällt, hier in Deutschland zu leben, fällt es ihren Eltern und vor allem den Großeltern sehr schwer hier in Deutschland Fuß zu fassen. Dennoch tut die Familie alles, damit sie hier alle unbeschwert leben können.
In der Schule von Leyla und Yusuf wird gerade das Thema Migration durchgenommen und natürlich kommen dann auch Fragen von ihren deutschen Mitschülern auf, weil sie hier die beiden einzigen Schüler sind, die aus der Türkei kommen. Und obwohl sie sich kaum daran erinnern können, wie sie aus der Türkei hier hingekommen sind, erzählen sie diese Geschichte und nehmen ihre Klasse mit auf eine Reise durch die Zeit. Die Lehrerin startet gerade eine neue Unterrichtsstunde zum Thema Migration und startet direkt mit einer Frage an die beiden Schüler. „Leyla, Yusuf, wir haben jetzt viel Stoff über Migration durchgenommen. Ihr seid aus der Türkei und wir wollen von euch mal wissen, wie ihr hier hingekommen seid, wie lange ihr hier in Deutschland schon lebt und vor allem wie es euch hier in Deutschland so als Migranten gefällt. Ok, wo sollen wir denn mal anfangen zu erzählen? Das ist eure Entscheidung.“ Yusuf sagt was zu Leyla auf Türkisch „erzähl du ihnen die Geschichte. Du kannst das am besten. Ok, aber du ergänzt wenn ich was vergesse. Ja mache ich. Dann fange ich mal am besten an. Mein Bruder wird dann Sachen ergänzen, wenn ich etwas vergessen habe.“
Und somit beginnt Leyla mit klarer Stimme der Klasse zu erzählen, wie sie hier hingekommen sind. „ Alles fing vor 17 Jahren an. An einem wunderschönen Sommertag in der Türkei, in der Nähe von Istanbul. Zwei Kinder werden geboren, Leyla und Yusuf. Die gesamte Familie freut sich über den Nachwuchs und feiert dies kräftig. Doch eigentlich ist es auch ein Tag des Abschieds, denn diese Familie hat ihren letzten Tag in der Türkei, denn schon morgen fahren sie in ein fremdes Land, welches sich Deutschland nennt. Die Familie kennt es nur von den Erzählung von Mustafa, dem Ehemann von Nermin. Denn er hat dort eine neue Anstellung bekommen und freut sich sehr darüber, ein neues Leben zu beginnen. Er war schon fünf oder sechs Mal in Deutschland und es hat ihm sehr gut gefallen. Und jedes Mal kommt er mit dem Versprechen wieder „und wenn wir erstmal da sind, wir es euch sehr gut gefallen und wir können so leben wie hier auch wenn nicht sogar noch besser. Auch wenn wir eine andere Sprache lernen müssen.“ Die beiden Babys bekommen von diesem Trubel noch gar nichts mit, für sie wird es ganz normal sein, in Deutschland zu leben und aufzuwachsen, denn sie kennen die Türkei ja nicht. Aber den Eltern und auch den Großeltern wird es sehr schwerfallen, sich von ihrer alten Heimat zu verabschieden und in ein neues Land aufzubrechen, welches sie nur von Erzählungen kennen. Einerseits freuen sie sich darauf und andererseits haben sie Angst davor. Was ist wenn sie nicht einreisen dürfen? Was ist wenn sie abgelehnt werden von den deutschen Mitbürgern? Sie feiern bis in die frühen Morgenstunden und dann packen sie die restlichen Sachen zusammen und gehen dann nochmal schlafen. Es liegt Abschied und Aufbruch in der Luft. Um 10 Uhr brechen sie dann alle gemeinsam nach Deutschland auf. Das genau Ziel ist nur dem Vater bekannt, der Rest der Familie weiß nur dass es nach Deutschland geht. Es ist eine Reise ins Unbekannte. Zunächst fahren sie durch Istanbul und verlassen dann die Stadt und fahren dann quer durch die Türkei. Bei 30 Grad, was für Türken noch kühl ist, ist die Fahrt recht angenehm. Sie kommen an die Grenze der Türkei und können diese unbeschwert überqueren und fahren dann nach Bulgarien rein. Hier werden sie an der Grenze angehalten, weil sie ja nach Europa kommen. Sie werden hier kontrolliert können aber ohne Probleme weiterfahren. Dann spricht der Vater „Nicht weit von hier ist unsere Unterkunft. Hier werden wir schlafen und fahren dann morgen weiter.“ Müde kommen sie bei ihrer Unterkunft an und fallen sofort in die Betten und schlafen ein. Am nächsten Morgen wachen sie sehr früh auf und fahren in der Früh weiter. Sie durchqueren Bulgarien und bewundern die Landschaft, vermissen aber die Türkei. Dann überqueren sie die serbische und bosnische Grenze und befinden sich ehe sie sich versehen können in Österreich. „Hier bleiben wir vier Tage um uns auszuruhen. Das klingt gut. Sie fallen auch wieder müde in die Betten und schlafen sofort ein. Am nächsten Tag wachen sie auf und machen einen Trip durch Österreich, genauer gesagt durch Wien. Nach den vier Tagen Zwischenstopp erreichen sie nun endlich die letzte Grenze und kommen nun endlich in Deutschland an. „Jetzt haben wir noch genau 5 Stunden und 30 Minuten vor uns, dann sind wir endlich da. Das klingt gut. In der Zeit können wir ja schon mal Deutsch lernen.“ Also beginnt die Familie Deutsch zu lernen. Nach fünf Stunden Fahrt kommen sie endlich in ihrem neuem Zuhause an. Es ist ein kleines Haus am Rande von Köln und alle haben dort Platz. Selbst die Kinder haben dort ein eigenes Reich für sich. Somit wird die Familie sesshaft in Köln und die Leyla und Yusuf wachsen wohl behütet in Deutschland auf und erinnern sich nicht mehr an die anstrengende Reise von der Türkei bis hier hin. Sie lernen direkt von Anfang an Deutsch, kommen in einen deutschen Kindergarten und in deutsche Schulen.“
„Und noch bis heute hat sich nichts geändert. Auch wenn unsere Familie die Türkei vermisst, haben wir uns Deutschland angepasst aber auch Deutschland hat sich uns Migranten angepasst. Wir haben hier ein schönes Leben und kennen kein anderes, nur von den Erzählungen unserer Familie. Und somit lebt eine deutsch-türkische Tradition in uns weiter. Und obwohl wir Migranten sind, fühlen wir uns in Deutschland sehr wohl. Wir wurden direkt so aufgenommen und niemals ausgegrenzt. Aber wir waren auch mehrere Male in der Türkei, aber wir haben immer Deutschland vermisst. So wie es unserer Familie hier in Deutschland geht, so geht es uns dann, wenn wir in der Türkei sind. Aber es wäre schön, wenn die Türkei auch noch zur EU dazugehören würde, das würde das Einreisen und das Leben der Türken erheblich erleichtern. Und dennoch ist es schön zu wissen, dass Europa sowohl grenzenlos ist als auch Grenzen hat. Aber fremd fühlen wir uns hier nicht, nicht hier in Deutschland und auch nicht in Europa. Nur in unserer Heimat in der Türkei, da fühlen wir uns fremd. Und zurückgehen werden wir niemals. Das war aber ein sehr schöner Beitrag von euch beiden. Er hat uns sehr gut gefallen und zeigt wie weltoffen Europa insbesondere Deutschland ist. In der nächsten Stunde schreibe ich dann mit euch über das Thema Migration einen Test und danach beginnt ein neues Thema“. Dann klingelt es zur Pause und die Schüler strömen alle in unterschiedliche Richtungen. Somit hat die Migration verschiedene Gesichter. Das hier ist eins davon.