Wie man seine Wäsche in Russland wäscht
Wäschewaschen ist heutzutage keine große Sache mehr- mag man denken, wenn man in Deutschland wohnt und eine gut funktionierende moderne Waschmaschine zu Hause hat. Die Aktion saubere Kleidung gestaltet sich für Hanna in Russland jedoch etwas komplizierter.
Hallo, Ihr da draußen, heut möchte ich Euch mal erzählen wie ich meine Wäsche hier waschen muss. Meine Schwester gab mir den Tipp, mal unter der Rubrik Tagebuch mit Euch zu teilen, und da Ihr ja wisst, dass ich mich diesbezüglich nach meinem Erfahrungen mit den Fotos bessern möchte, nehme ich diesmal ihren Rat an!
Also, da ich nun kurz Zeit habe und ich das Vergnügen heute wieder hatte, beschreibe ich es Euch doch ganz einfach mal, denn das ist ganz gewiss ein Erlebnis. Wie ich bereits des Öfteren erwähnt habe, ist diese Waschmaschine aus den 60er Jahren. Ich nehme an, damals war es wirklich eine Hilfe, jetzt ist es nur ein Hindernis, mit dem ich zu kämpfen habe.
Als erstes muss man Wasser in die Trommel füllen. Das dauert schon mal gerne fünf bis zehn Minuten. Dann gibt man seine Wäsche dazu und natürlich darf man das Waschpulver nicht vergessen. Das Problem hier ist, die richtige Menge zu erwischen, denn sonst hat man später noch mehr Arbeit. Glaubt mir, ich habe alles schon durch, und das macht keinen Spaß! Und ich muss gestehen, ich traue mich nicht, auch noch Weichspüler rein zu tun, wer weiß, was dann damit passiert. Also verzichte ich jetzt auf das schöne Gefühl von weicher Wäsche, was sich besonders bei meinen Pullovern bemerkbar macht.
So dann überlässt man die Arbeit endlich der Maschine für ungefähr zehn Minuten. Wenn dieser Arbeitsschritt abgeschlossen ist, muss man jedes Stück von der einzelnen Socke bis zum T-Shirt einzeln in klarem Wasser auswaschen. Das ist wieder zeitraubend und geht unglaublich in den Rücken. Natürlich sollte man vorher das Seifenwasser so gut wie möglich versuchen auszuwringen, denn sonst muss man das klare Wasser in der Badwanne nur noch öfter wechseln, als so schon.
Und nachdem alles gut ausgespült wurde, muss man es wieder auswringen. Eigentlich muss man das nicht, wurde mir gesagt, denn die Zentrifuge würde die Arbeit schon übernehmen. Nun, die macht zwar schon einen großen Teil, aber ich habe für mich festgestellt, dass es nicht schadet, es trotzdem zu tun. Ihr könnt Euch bestimmt vorstellen, dass das mächtig in die Unterarme und Hände geht.
So, dann halt die ganzen Sachen in die Zentrifuge. Man sollte beachten, ist ein Kleidungsstück besonders wichtig, und braucht man es schnellst möglich wieder frisch, dann sollte man es zuoberst hintun, denn das garantiert, dass es innerhalb kürzester Zeit, sofern das möglich ist, trocken ist.
Und dann muss noch alles aufgehangen werden. Das geschieht auf dem Balkon. Okay, er ist geschlossen, aber sagen wir doch einfach mal, dass die Fenster uralt sind und von Wärmeschutz kann keine Rede sein. Das hat zwei Sachen zur Folge: zum einen dauert es eine ganze Weile bis die Sachen trocken werden und dann ist da noch die Sache mit dem Aufhängen – sagen wir einfach, dass draußen um die – 20 Grad Celsius sind und es durch jede Ritze pfeift und meine Hände sich danach immer wie Eis anfühlen. Die muss ich dann immer erst mal unter heißem Wasser wieder auftauen.
Das hört sich alles gar nicht so schlimm an, findet Ihr? Wartet nur, bis Ihr es selber machen müsst, und dann feststellt, dass ein paar Sachen das auf die Dauer nicht mitmachen. Und Ihr müsst ja nicht nur eine Wäsche machen, denn Eure Sachen sind ja auch nicht alle einfarbig, und dann kann man auch nicht Jeans und Pullover oder T-Shirt zusammen waschen. Wenn man das nur ein- oder zweimal machen muss, ist das bestimmt lustig, aber wenn man das jede Woche machen muss, ist das nicht so lustig. Es ist ein Aufwand, der bei mir irgendwie immer um die drei Stunden dauert. Dazu kommt, dass es mächtig auf den Rücken und in die Arme geht, und Eure Hände fühlen sich danach wie alte Abwaschlappen an.
So, nun könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich mich dieser Aufgabe nur mit einer Überdosis Kaffee stellen kann. Ein Freund von mir fand das ganz witzig – mir ist allerdings der Humor flöten gegangen.
Nun wünsch ich Euch noch einen schönen Tag, ohne Wäsche waschen. Lasst Euch die Zeit nicht lang werden.
Eure Hanna