Warten auf Antwort...
Freddy, ein Neuer unter den Tagebuchschreibern, ist ganz aufgeregt. Seit Anfang April kann es jeden Tag soweit sein, dass er die Zu- oder Absage erhält, ein Jahr in Schottland als Europäischer Freiwilliger im selben Projekt wie Trine arbeiten zu dürfen. Also: noch ist alles möglich.
So, mein erster Eintrag in mein Tagebuch.
Ich konnte irgendwie nicht noch länger damit warten, die Welt mit meinen geistigen Ergüssen zu beglücken. Also schreib ich hier schon, obwohl noch alles in den Sternen steht. Ich fang mal von vorne an: Ich habe mich im Rahmen des europäischen Programms „JUGEND“ für ein Jahr als Freiwilliger in Schottland beworben. Das war im Januar… Jetzt ist es April, und was tu ich? Warten… Das ist zurzeit das Einzige, was ich tun kann. Mir wurde gesagt, ich bekomme Anfang/Mitte April Bescheid, ob es klappt. Es kann sich also nur noch um Tage handeln.
Wie kommt man denn nu dazu, ein Jahr seines Lebens in Schottland verbringen zu wollen? Also das war so: Im Sommer 2004 meinten ein paar Freunde zu mir: „Lasst uns doch mal nach Schottland fahren.“ Gesagt, getan und wir saßen im bereits in Deutschland gemieteten Auto auf den Weg nach Zeebrügge, um uns nach Schottland schiffen zu lassen. Leider war noch keiner über 21, daher durften wir in Schottland kein Auto mieten. Und unsere eigenen Autos waren zu klein, um damit zehn Tage lang mit fünf Menschen zu reisen. Immobil wollten wir auch nicht sein, so blieb dies also die einzige Möglichkeit für uns.
In diesen zehn Tagen habe ich mich dann wohl irgendwie in dieses Land und die Menschen verguckt. Als dann noch eine Freundin von mir – aufmerksame Leser kennen sie: Trine – meinte, sie verbringe ein Jahr in Schottland, war meine Neugier geweckt. So fing ich im September an, sie nach und nach auszufragen, was das alles ist, wie das funktioniert, wer wen wann warum wie wohin schickt. Das ganze eben, wenn man bei Null anfängt und da durchsteigen möchte. Nach mehreren Stunden auf offiziellen Seiten des Programms sowie auf diversen Organisations-Seiten kam mir das doch relativ seriös vor.
Als ich dann las, was ich alles mit der Bewerbung mitschicken muss, hatte ich zwei Möglichkeiten 1. Ich lasse das, laufe nicht Menschen und Behörden hinterher, ruhe mich lieber weiter in meinen Zivi-Leben aus, werde dann irgendwas studieren oder so… 2. Ich hänge mich rein, werde länger an irgendwelchen Motivations-Briefen und Bewerbungen auf Englisch sitzen, als bei meinen gesamten Englischhausaufgaben der letzten 9 Jahre, und versuche, meinem bisher eher „normalen“ Leben mal etwas Spannung beizubringen.
Ich habe mich dann also bei einer Entsendeorganisation beworben, die mich dann gleich vermitteln wollten. Mein Primärziel war natürlich Schottland. Mit dem Anruf kam erstmal eine herbe Enttäuschung: Die Entsendeorganisation arbeitet fest mit einer Aufnahmeorganisation in Großbritannien zusammen, und die haben die Bedingungen, das sie mich irgendwo nach Großbritannien schicken und mich da irgendwas machen lassen - ich hatte vier Tage Bedenkzeit.
Das musste wirklich gut überlegt sein. Schließlich habe ich abgelehnt, denn das war nicht das, was ich wollte. So, aus der Traum, dachte ich… Doch am Rande des Telefonats meinten sie dann noch, dass ich mich noch selbst irgendwo bewerben kann. Und wenn mir dort zugesagt würde, dann soll ich mich wieder melden. Sie würden dann den formellen Kram machen.
Na super, dachte ich, wie soll ich mich denn irgendwo bewerben? Woher Adressen nehmen und das Richtige finden. Was lag da näher, als mich da zu bewerben, wo meine Überlegungen quasi angefangen haben…
Also hieß es wieder, Trine mit unzähligen Mails zu quälen, diesmal nicht mit Fragen zum Programm, sondern natürlich zum Braendam-House-Project. Sie erzählte mir dann ganz viel und ich hatte ihr Tagebuch hier zur Info. So beschloss ich, mich dort zu bewerben. Das war Ende Dezember. Langsam sollte ich mich sputen, aber das ist leichter gesagt, als getan. Vor allem, wenn man zwei Referees braucht und die Schreiber auch noch andere Dinge zu tun haben. Und man unsere netten Behörden genau einmal in der Woche besuchen kann, um ein Führungszeugnis beantragen zu können. Alles in allem hatte ich meine Bewerbung Ende Januar soweit, dass ich sie abschicken konnte.
Wenige Tage später kam auch schon die Zusage aus Schottland, dann musste es schnell gehen, da die Zusage aus Schottland am letzten Tag der möglichen Bewerbung beim Programm „JUGEND“ kam. Meine Entsendeorganisation rief mich sogar auf der Arbeit an. Zum Glück hatte ich Internet, Drucker und Faxgerät parat, damit der Antrag von mir unterschrieben auch rechtzeitig ankam.
Dies war dann auch der letzte Kontakt, den ich mit irgendjemanden von den Organisationen hatte. Seitdem warte ich… Und es hieß noch am Telefon: Anfang/Mitte April ist mit einer Entscheidung zu rechnen, vorher fragen bringt nichts, da die es auch nicht beantworten können und die Entscheidung von irgendjemanden im EU-Verwaltungsapparat gefällt wird. Und dieser ist von so vielen Faktoren abhängig, dass man auch keine Wahrscheinlichkeit der Genehmigung bestimmen könnte.
So ist der Stand der Dinge. Seitdem warte ich.
Trine, die letzte Woche hier war (wie sie auch schon schrieb), hat mir neue Hoffnung gegeben und gesagt, dass die da mit mir rechnen und es einfach klappen muss. Langsam wäre ich auch ziemlich traurig, wenn es nicht klappt.
Aber ich habe jetzt so lange ausgeharrt, ohne darüber nachzudenken, was wäre wenn, und was wäre wenn nicht, und wie mach ich das, und so weiter und mich somit verrückt zu machen – da schaffe ich die (hoffentlich wenigen) Tage bis zur endgültigen Entscheidung auch noch.
Bis zur hoffentlich positiven Nachricht.
Freddy